Katholiken gedenken der ermordeten Priester im KZ Dachau am 75. Jahrestag der Befreiung

Polnische Kleriker pilgerten im Jahr 2015, zum 70. Jahrestag der Befreiung Dachaus, zur Gedenkstätte.
EpiskopatNews

Als die US-Armee vor 75 Jahren, am 29. April 1945, im Konzentrationslager Dachau eintraf, war es für die dort gefangen gehaltenen Geistlichen geradezu ein Wunder.

Eine Woche zuvor, am 22. April, hatten sich die Pfarrer und Mönche von Dachau dem heiligen Josef geweiht, weil sie befürchteten, dass die Wachen sie ermorden wollten, bevor sie vor den vorrückenden Alliierten fliehen konnten. Falls sie verschont würden, versprachen sie, jährlich zum St. Josephsheiligtum im polnischen Kalisch (Kalisz) zu pilgern.

Tatsächlich sollten sie hingerichtet werden – aber zwei Stunden, bevor sie im Lager, das einmal als "der größte Priesterfriedhof der Welt" bezeichnet wurde, von den Nazis umgebracht werden sollten, traf eine kleine Patrouille der US-Armee ein und rettete sie.

Das ist die Geschichte, die Bischof Edward Janiak von Kalisch in einer Botschaft anlässlich des Märtyrertages des polnischen Klerus erzählt, an dem der Priester und Ordensleute gedacht wird, von denen hunderte in Dachau und anderswo von den Nazis getötet wurden.

Der Tag wird jährlich am 29. April begangen.

"Da es unerwartet geschah, zwei Stunden vor der Auflösung des Lagers und mehrere Stunden vor dem vom amerikanischen Kommando geplanten Angriff auf das KZ Dachau, wurde die frühere Befreiung des Lagers von den Gefangenen als eine besondere Gnade betrachtet, die von Gott auf die Fürsprache des heiligen Josef von Kalisz empfangen wurde", schreibt Bischof Janiak in der Botschaft, die auf den 20. April datiert ist.

Unter den Befreiern des Lagers war Leonard Bachmann, ein 18-jähriger aus St. Paul-Minneapolis. Bewegt von dem Leiden, das er miterlebte, trat der Soldat im Jahr 1948 in den Orden der Missionsdiener der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ein und wurde zum Priester geweiht. Er diente als Pfarrer und Leiter einers Wallfahrtsorts in den USA, bis er im Jahr 2000 starb.

Die Nazis errichteten 1933 in Dachau bei München ihr erstes Konzentrationslager. In den folgenden 12 Jahren wurden 2.794 katholische Geistliche dorthin geschickt, die meisten von ihnen aus Polen.

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Auch deutsche Märtyrer waren unter den Opfern.

Die Katholiken wurden zusammen mit einer kleineren Anzahl protestantischer, griechisch-orthodoxer, altkatholischer und muslimischer Geistlicher in den Barracken des "Priesterblocks" untergebracht.

Zu den bemerkenswerten Gefangenen gehörten der evangelische Pastor Martin Niemöller, der das Lager überlebte, der niederländische Karmelit Titus Brandsma, der 1942 an einer tödlichen Injektion starb, und der italienische Dominikanerpater und Selige Giuseppe Girotti, der kurz vor der Befreiung des Lagers 1945 starb, wahrscheinlich ebenfalls durch eine tödliche Injektion.

Unter den Häftlingen befand sich auch Pater Engelmar Unzeitig, der wegen seines Dienstes an den Mitgefangenen als "Engel von Dachau" bezeichnet wurde. Er verpflichtete sich freiwillig, die Kranken in den Typhusbaracken zu pflegen, sie zu baden, mit ihnen zu beten und ihnen die Sterbesakramente zu erteilen. Am 2. März 1945 erlag er dem Typhus. Papst Franziskus erkannte ihn 2016 offiziell als Märtyrer an.

Von den 1.773 polnischen Geistlichen, die nach Dachau geschickt wurden, überlebten nur 818 Kleriker bis zur Befreiung des Lagers. Viele wurden medizinischen Experimenten unterzogen, der Malaria ausgesetzt oder mit Infektionen infiziert. Unter den Opfern war auch Kazimierz Majdański, der überlebte und in der Nachkriegszeit Erzbischof von Szczecin-Kamień wurde.

Als Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999 insgesamt 108 polnische Blutzeugen des Zweiten Weltkriegs selig sprach, befanden sich unter ihnen 43 Dachauer Märtyrer.

Einer von ihnen war der selige Franciszek Drzewiecki, ein Ordensmann, der sich weigerte, von der Zwangsarbeit in Dachau befreit zu werden.

Während er unter Erfrierungen und Unterernährung Feldarbeit leistete, verehrte er heimlich die geweihten Hostien, die er in einer kleinen Kiste bei sich trug. Als er 1942 zur Vergasung weggeschickt wurde, sagte er zu seinen Gefährten: "Wir opfern unser Leben für Gott, für die Kirche und für unser Land."

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Jeder fünfte polnische Diözesanpriester starb im Zweiten Weltkrieg, so Pater Paweł Rytel-Andrianik, Sprecher der polnischen Bischofskonferenz.

Die Nazis töteten schätzungsweise 2.000 Diözesanpriester, 370 Fratres und 280 Nonnen. Darüber hinaus wurden etwa weitere 4.000 Priester und Mönche und mehr als eintausend Nonnen in Lager gesteckt.

"Es gab Diözesen wie Włocławek, Gnesenno und Chełmno, aus denen fast jeder zweite Priester ermordet wurde", so Pater Rytel-Andrianik.

"Auch vier polnische Bischöfe wurden in den Lagern getötet, und fast die Hälfte der römisch-katholischen Diözesen wurden ihrer Bischöfe beraubt. Folglich kann man sagen, dass es nicht nur ein Krieg gegen den polnischen Staat und das polnische Volk war, sondern auch gegen die katholische Kirche".

Die deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte am heutigen Donnerstag ein "Wort zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren". Das Dokument trägt den Titel "Deutsche Bischöfe im Weltkrieg" und setzt sich kritisch mit dem Verhalten vieler Hirten in der Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus auseinander.

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