US-Erzbischof: Joe Biden "nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche"

Erzbischof Charles Chaput sagte, Biden solle wegen seiner Unterstützung für ein Recht auf Abtreibung die Heilige Kommunion nicht empfangen.

Erzbischof Charles Chaput
CNA / Daniel Ibanez

Knapp einen Monat nach der US-Präsidentschaftswahl Anfang November hat der ehemalige Erzbischof von Philadelphia konstatiert, Wahlsieger Joe Biden – ein getaufter Katholik – stehe "nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche". In einem Beitrag für das christlich-konservative Magazin First Things am Freitag erklärte Erzbischof Charles Chaput, Biden habe durch Taten und Worte "den Weg für schwerwiegende moralische Übel in unserem öffentlichen Leben gebahnt oder geebnet, die zur Zerstörung von Millionen unschuldiger Leben geführt haben".

Der ehemalige Vizepräsident unter Präsident Barack Obama unterstützt trotz seiner öffentlichen Beteuerungen, er sei katholisch, ein umfassendes Recht auf Abtreibung, und hat im Wahlkampf staatliche Mittel für die Durchführung von vorgeburtlichen Kindstötungen versprochen. Auch in Sachen Homosexualität und Gender-Ideologie widersprechen die Positionen des Wahlsiegers der katholischen Lehre.

Aus diesen Gründen, so Chaput, solle Biden "die Heilige Kommunion nicht empfangen". Entsprechend sei eine "starke und konsequente Reaktion von Kirchenführern und Gläubigen" gefordert.

Namentlich erwähnte Chaput in seinem Artikel lediglich den ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick, der wegen seiner homosexuellen Handlungen mit Minderjährigen und Schutzbedürftigen und weiterer Vergehen in den Laienstand versetzt wurde, und Kardinal Donald Wuerl. Beide waren 2004 dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry entgegengetreten, der letztlich gegen Präsident George W. Bush verlor. Kerry hatte, wie Biden, als getaufter Katholik gerade in Sachen Abtreibung mit der kirchlichen Lehre gebrochen.

Nichtsdestotrotz ist eindeutig, dass Chaput gerade dem frisch kreierten Kardinal Wilton Gregory widerspricht, der angekündigt hatte, Biden die Heilige Kommunion nicht zu verweigern. Gregory wurde von Papst Franziskus im vergangenen Jahr zum Erzbischof der US-amerikanischen Hauptstadt Washington ernannt und folgte damit auf Kardinal Wuerl, der wiederum auf McCarrick gefolgt war. Als Vizepräsident habe Biden acht Jahre lang die Heilige Kommunion in Washington empfangen. "Ich werde nicht davon abweichen", so Gregory. Er hoffe auf einen "echten Dialog" mit Biden, "denn ich denke, das ist das Mantra von Papst Franziskus – dass wir eine Kirche im Dialog sein sollten, auch bei jenen, mit denen wir einige ernsthafte Meinungsverschiedenheiten haben". 

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Chaput griff das Wort vom Dialog auf und schrieb: "Diejenigen Bischöfe, die im Vorfeld öffentlich ankündigen, dass sie ihren eigenen Dialog mit dem designierten Präsidenten Joe Biden aufnehmen und ihn zur Kommunion zulassen werden, untergraben effektiv das Wirken der Arbeitsgruppe, die im Rahmen der Tagung der Bischofskonferenz im November eingesetzt wurde, um sich genau mit dieser und verwandten Fragen zu befassen. Dies ist ein Ärgernis für ihre Mitbischöfe und Priester und für die vielen Katholiken, die Schwierigkeiten haben, der kirchlichen Lehre treu zu bleiben. Es schadet der Bischofskonferenz, der Idee der Kollegialität und der Fruchtbarkeit der Lobbyarbeit der neuen Leitung der Konferenz." 

"Wenn Bischöfe öffentlich ihre Bereitschaft verkünden, Biden die Kommunion zu reichen, ohne klar zu lehren, wie schwerwiegend es ist, dass er das Übel der Abtreibung gutheißt (wie auch gleichgeschlechtliche Beziehungen), erweisen sie ihren Mitbischöfen und ihrem Volk einen ernsthaften Bärendienst", fuhr Chaput fort.

Er betonte, dass Personen im Licht der Öffentlichkeit, die katholisch zu sein beteuern, "den Gläubigen beim Kommunionempfang ein Ärgernis geben, indem sie den Eindruck erwecken, die moralischen Gesetze der Kirche seien optional. Und Bischöfe geben ein ähnliches Ärgernis, wenn sie sich nicht öffentlich zu diesem Thema und zur Gefahr des Sakrilegs äußern."

Im Katechismus der katholischen Kirche heißt es entsprechend: "Das Ärgernis ist eine Haltung oder ein Verhalten, das den Anderen zum Bösen verleitet. Wer Ärgernis gibt, wird zum Versucher seines Nächsten. Er gefährdet dessen Tugend und Rechtschaffenheit; er kann seinen Bruder in den seelischen Tod treiben. Das Ärgernis ist eine schwere Verfehlung, wenn durch eine Tat oder eine Unterlassung andere absichtlich zu einem schlimmen Fehltritt verleitet werden." Ein Ärgernis, das von Respektspersonen gegeben wird, sei besonders schlimm. "Das Ärgernis ist besonders schwerwiegend, wenn es von Erziehern und Lehrern gegeben wird. Deshalb wirft Jesus den Schriftgelehrten und den Pharisäern vor, sie seien Wölfe im Schafspelz." 

Für Chaput handelt es sich nicht um eine politische Frage, wenn Bischöfe oder Priester einem Politiker, der für ein Recht auf Abtreibung eintritt, die Heilige Kommunion verweigern: "Es ist eine Frage der einzigartigen Verantwortung der Bischöfe vor dem Herrn für die Unversehrtheit der Sakramente. Darüber hinaus stellt sich auch die dringende Frage der pastoralen Sorge um das Heil eines Menschen." Jeder Bischof habe die Pflicht, privat mit der jeweiligen Person "diese wesentlichen moralischen Fragen und die destruktive Wirkung des unwürdigen Kommunionempfangs" zu besprechen. Vor diesem Hintergrund erwähnte der Erzbischof auch die Gefahr, dass eine öffentliche Verweigerung der Kommunion mehr schaden als nützen könnte, "wenn man den Amtsträger einlädt, sich im medialen Schein der Opferrolle zu sonnen."

Biden wird am 20. Januar 2021 als Präsident vereidigt. Im Wahlkampf veröffentlichte er mehrere kurze Werbefilme, die sich an katholische und christliche Wähler richten sollten. Die Filme betonten, der Glaube spiele eine wichtige Rolle im Leben des Kandidaten. Nachdem er in Hochrechnungen mehrere Tage nach dem eigentlichen Wahltag zum Wahlsieger erklärt worden war, verwendete Biden in seiner ersten Rede mehrfach religiöse Bilder und zitierte aus der Bibel sowie aus einem Kirchenlied, das aus den 1970er-Jahren stammt.

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