Bischof Genn löst Vereinigung Totus Tuus auf

Schwerwiegende Mängel im geistlichen Umgang mit Mitgliedern

Bischof Felix Genn
Wikimedia / Ruecki (CC BY-SA 3.0)

Bischof Felix Genn von Münster hat die Gemeinschaft "Totus Tuus Neuevangelisierung" aufgelöst. Damit endet ein jahrelanger Streit um Vorwürfe gegen die Organisation, die sich stets gegen Kritik gewehrt hat, wie CNA Deutsch berichtete.

Mit Dekret vom 4. November ist Totus Tuus keine nach dem Kirchenrecht anerkannte kirchliche Vereinigung mehr, wie das Bistum mitteilte. Der Vereinigung wird jede Form von Veranstaltungen oder Aktivitäten in der Diözese verboten.

Totus Tuus ("Ganz Dein") war von 2017 bis Herbst 2018 von Pfarrer Jochen Reidegeld und der Ordensfrau Schwester Birgitte Herrmann visitiert worden. Dabei wurde Kritik, die es von Mitgliedern an der Gemeinschaft gab, im Auftrag des Bischofs untersucht.

Im November 2020 hatte Pfarrer Thomas Müller von "Totus Tuus" noch in einem Interview gegenüber CNA Deutsch betont, die Gemeinschaft freue sich auf ein Ende der Visitation.

"Keine Hinweise auf Straftaten"

Zur Begründung der Auflösung führt Bischof Genn in dem Dekret aus, dass "die Verantwortlichen in der Vereinigung Totus Tuus nicht willens, bereit und in der Lage sind, die im Bericht erkannten schwerwiegenden Mängel im geistlichen Umgang mit Mitgliedern dieser Gemeinschaft zum einen einzusehen und zum anderen die gravierenden Missstände auch abzustellen." 

Engführungen und grenzverletzendes Verhalten seien nicht als solche identifiziert worden. WIe das Bistum bestätigt, wurden Hinweise auf Straftaten oder sonstiges rechtliches Fehlverhalten nicht gefunden.

In einem Schreiben, mit dem sich Bischof Genn am Tag vor der Unterzeichnung des Dekrets an die Mitglieder der Gemeinschaft gewandt hat, betont er, dass sich schwerwiegende Mängel insbesondere darin gezeigt hätten, dass Leitung und geistliche Begleitung in der Gemeinschaft nicht voneinander getrennt gewesen wären.

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Bischof Genn wörtlich: "Durch einen personenfixierten und unreflektierten Leitungsstil wurde ein Klima begünstigt, das Spiritualität quantifiziert, Kritik zum Ausweis mangelnder geistlicher Reife erklärt und ein geschlossenes Elitedenken befördert hat."

Der Bischof unterstreicht weiter: "Aufgrund der Visitationsergebnisse und nach eingehender Beratung bin ich zu der Einschätzung gelangt: es kam in der Gemeinschaft Totus Tuus wiederholt zu Handlungen und Kommunikationsverhalten, die wir heute unter den Begriff geistlicher Missbrauch fassen. Die Gemeinschaft hat Strukturen und Verhaltensweisen entwickelt, die ein solches Handeln ermöglicht und gefördert haben."

In den vergangenen Monaten habe sich zudem gezeigt: "Es fehlt an Einsicht in die Tragweite der Missstände." Bischof Genn betont: "Im Bistum Münster gibt es auch bei geistlichem Missbrauch, worunter ein grenzverletzendes Verhalten im seelsorglichen Kontext und ein spiritueller Machtmissbrauch in kirchlichen Gemeinschaften zu verstehen ist, eine Haltung der Null-Toleranz."

Das Bistum Münster lädt Menschen, die von geistlichem Missbrauch betroffen sind, ein, sich zu melden: Ansprechperson für Betroffene von geistlichem Missbrauch in der Gemeinschaft Totus Tuus oder in anderen katholischen Gemeinschaftenist: Birgit Klöckner, Tel.: 0251-495-17200, kloeckner@bistum-muenster.de.Den Mitgliedern von Totus Tuus wird empfohlen, das Gespräch mit einem Seelsorger des Vertrauens zu suchen, um persönliche Entscheidungen und Schritte klären zu können.

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