Bischof Voderholzer fordert: Missbrauchstudie sofort allen Bischöfen schicken (Update)

Bischof Voderholzer
Screenshot / Bistum Regensburg

Bischof Rudolf Voderholzer hat gefordert, die im Auftrag der deutschen Bischöfe erstellte Studie zum sexuellen Missbrauch durch katholische Kleriker zwischen 1946 und 2015 sofort allen Bischöfen zuzuschicken. In einer Stellungnahme am heutigen 17.  September erklärt der Pressesprecher des Bischofs von Regensburg, Clemens Neck: "Wir brauchen die Studie dringend. Noch heute! Es ist ein Unding, wenn die Studie der Zeit und dem Spiegel vorliegt, die Auftraggeber sie aber noch nicht in Händen halten."

Die ungeplante Veröffentlichung des Berichts habe auch ihn natürlich "völlig überrascht". Damit wolle er den Medien jedoch keinen Vorwurf machen, die darüber berichteten.

"Dass Medien so eine Information unter dem Deckel halten, kann man wirklich nicht erwarten. Den Vertrauensbruch beging ein anderer", so Neck.

Weiter betont der Presseprecher, dass der Bischof noch keine offizielle Stellung zur Studie habe nehmen können: "Die Studie liegt uns schlicht und einfach noch nicht vor. Wir kennen sie nicht."

Entscheidend ist für Voderholzer in erster Linie, die Menschen hinter diesen Zahlen zu sehen, betont Neck.

"Es geht um seelische Verletzungen, die eine Person in tiefster Weise berühren. Das ist für diese Menschen eine Katastrophe, die nicht selten ihr ganzes Leben prägt. Es ist die Perspektive dieser Betroffenen, die wir als Kirche einnehmen wollen."

Das hatte der Regensburger Bischof - der sich selber persönlich wiederholt mit Geschädigten getroffen hat - bereits in seinem Hirtenwort im Juli 2017 anlässlich der Veröffentlichung des Domspatzenberichts betont; Entsetzen müssen die Zahlen hervorrufen, die das gewaltige Ausmaß der Straftaten beschreiben, die Priester in den 70 Jahren des Berichtszeitraums der Studie begingen.

"So furchtbar die Zahlen der Zusammenfassung sind, so sind sie doch nicht wirklich neu. Sie fassen zusammen, was einzelne Diözesen in der einen oder anderen Form bereits berichtet haben", so Neck.

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"Wesentlich ist für uns die Frage, welche Erkenntnisse die Studie erarbeitet hat, um etwa unsere Aufarbeitung und unsere Präventionsarbeit zu verbessern. Welche Konsequenzen müssen wir ziehen für die Kirche und für ihr Wirken? Genau danach würden wir in einer Pressekonferenz berechtigterweise gefragt werden. Es sind solche Fragen, die wir nicht beantworten können, solange uns die Inhalte der Studie nicht vorliegen."

Der bayerische Oberhirte werde die Studie "zunächst gut durchschauen und eventuell auch Fachleuten vorlegen, damit wir die Aussagekraft ihrer Ergebnisse richtig bewerten können". 

Spätestens zum 25. September - an diesem Datum sollte die Studie ursprünglich veröffentlicht werde - werde er die Presse zu einer Konferenz in Regensburg einladen, teilt Neck mit.

"Wir werden nicht nur zu den grundsätzlichen Fragen Stellung nehmen, sondern auch die Regensburger Daten transparent machen, die in diese Studie eingeflossen sind."

So bitter diese Berichte für die Kirche auch immer seien: Es gehe darum, "das Mögliche in die Wege leiten, um geschehenes Unrecht anzunehmen und um den Opfern zu helfen, mit diesem leidvollen Kapitel ihres Lebens Frieden zu schließen, soweit das auch immer möglich ist".

Im Bistum Regensburg sind unabhängige Missbrauchsbeauftragte Ansprechpartner für Opfer und andere, die Straftaten melden wollen:

  • Marion Kimberger, ehemalige Fachanwältin für Familienrecht, Tel. 0941/20914268
  • Dr. Martin Lindner, der Kinder- und Jugendpsychiater, Tel. 0941/70546470

(UPDATE am 18. September 2018: Die Studie wird nun den Bischöfen "per Post" zugestellt - siehe CNA Deutsch-BerichtDie erste Version des Artikels ordnete wesentliche Aussagen von Pressesprecher Clemens Neck direkt Bischof Voderholzer zu. Dies wurde in der neuen Fassung präzisiert.)

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