"Das Wesen der Ehe ist, dass man sich selbst jemandem schenkt"

Der Synodenvater und Erzbischof Henryk Hoser im Gespräch mit Robert Rauhut von EWTN über die Familiensynode, die Lehre und die Praxis der Kirche, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit

Erzbischof Henryk Hoser ist der erste polnische Pallottiner, der zum Erzbischof ernannte wurde. Vor kurzem gründete er unter anderem einen diözesanen Internet-Fernsehsender, "Salve TV".
Erzbischof Henryk Hoser ist der erste polnische Pallottiner, der zum Erzbischof ernannte wurde. Vor kurzem gründete er unter anderem einen diözesanen Internet-Fernsehsender, "Salve TV".
Bistum Warschau-Praga
Erzbischof Henryk Hoser bei einer Eucharistiefeier.
Erzbischof Henryk Hoser bei einer Eucharistiefeier.
Bistum Warschau-Praga

In wenigen Tagen soll es erscheinen: Das Abschlussdokument von Papst Franziskus zur Familiensynode. Darüber sprach Robert Rauhut von EWTN Deutschland mit einem prominenten Kirchenmann und Experten, dem polnischen Erzbischof Henryk Hoser, unter anderem Oberhirte der Diözese Warschau-Praga. 

Das ausführliche Gespräch thematisiert den Verlauf der Synode, ihre inhaltlichen Stärken und Schwächen – aber auch die damit verbundenen zentralen Fragen, welche die allermeisten Menschen persönlich betreffen: Das katholische Verständnis von der Ehe, die Zulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zur Heiligen Kommunion, sowie die gesellschaftlich so brisanten Themen, die diesen Fragen zugrunde liegen: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe.

Außerdem kommen das Verhältnis von kirchlicher Doktrin und Pastoral zur Sprache, die Präsenz des Heiligen Johannes Paul II. auf der Synode, was Europäer von Afrika lernen können – und die Idee einer "Dezentralisierung" ebenso wie die Forderung nach einer "neuen Sprache" der Kirche.

Herr Erzbischof, zu Beginn eine Begriffserklärung: Was verstehen wir heute unter einer sakramentalen Ehe in katholischer Perspektive? Bisher war das Verständnis offensichtlich, aber nicht jeder Teilnehmer auf der Familiensynode sieht dies heute so...

Das Sakrament der Ehe ist eines von sieben Sakramenten der katholischen Kirche. Wir sehen es in der Perspektive des Bundes. Es ist eine Exemplifizierung und Inkarnation auf der Ebene von bestimmten Personen des Bundes Gottes mit seinem Volk und später von Jesus Christus mit seiner Kirche. In der Theologie des Heiligen Paulus wird klar gezeigt, dass das Sakrament der Ehe in gewisser Weise Abbild der Beziehung ist, die Jesus Christus mit der Kirche und die Kirche mit Jesus Christus verbindet. Es ist eine Beziehung des Bundes, eine Beziehung der Liebe, eine Beziehung der wechselseitigen Gabe. Jesus Christus lebt ganz für und gibt sich ganz der Kirche hin, die Kirche gibt sich ganz Jesus Christus hin und lebt für ihn. In diesem "Modell" spiegelt sich die Wirklichkeit des Sakraments der Ehe wieder. Wir glauben – wie auch jedes andere Sakrament -, dass auch dieses Sakrament von Gott eingesetzt ist. Es ist ein Sakrament des Neuen Testaments.

Wenn also Jesus Christus an zwei Stellen vom Wesen des Ehesakraments spricht, bezieht er sich auf die Gnade des Anfangs, auf die Situation des Menschen vor dem Sündenfall. Das heißt wir kehren zurück zum ursprünglichen Plan Gottes mit Blick auf die menschliche Liebe. Dieser ursprüngliche Plan Gottes wurde später verschiedentlich verunstaltet, vorrangig durch den Sündenfall des Menschen. Jesus spricht von der "Herzenshärte". Diese hat zu einer Konzession mit Blick auf die radikale Anforderung , die sich ausdrückt in der Sentenz "Was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen", geführt. Zwei sollen in einem Leib sein. Das sind alles Aspekte, die zum Sakrament der Ehe dazugehören, die im neuen Bund zu einem Sakrament erhoben wurden, das heißt zum Zeichen der Anwesenheit Christi in der sakramentalen Wirklichkeit, Christi, der als "Garant der menschlichen Liebe" in dieser Ehe teilnimmt.

Und von hierher ergibt sich das Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe, das schon in "Naturehen" gegeben ist. Denn die Unauflöslichkeit der Ehe ist nicht nur mit juristischen und kanonischen Begriffen zu erläutern, aber eine lebenslange Treue. Wenn Gott immer treu ist, dann soll der Mensch darauf mit seiner Treue antworten, die dieser nicht abspricht. Der Mensch hat in den Augen Gottes eine solch große Bedeutung, dass er kein "vorübergehendes Wesen" sein kann. Er kann nicht etwas sein, mit dem sich ein anderer Mensch zunächst verbindet und es dann aufgibt. Und dies deswegen, weil er in dessen tiefste Intimität eintritt und dessen Ergänzung ist. All dies sind wichtige Argumente, damit die Beziehung fortdauert. Deswegen hat das Sakrament der Ehe eine solche Form und einen solchen Inhalt in der lateinischen Kirche, wie wir darzulegen versuchen. Sakramentsverwalter, Sakramentspender sind die Eheleute selbst, denn sie beschenken sich gegenseitig mit der "Gabe ihrer Person". Das ist die höchste Art der Gabe, die ein Mensch schenken kann: sich selbst. Das übersteigt alle materiellen Gaben.

In der Katechese verweise ich gerne darauf, dass man einem anderen Menschen, eine Blume, einen Strauß, einen teuren Ring, einen Wagen, ein Haus geben kann, aber über dem Ganzen steht, dass man sich selbst jemandem schenkt. Und das ist das Wesen der Ehe und des Bundes.

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Haben Sie während der Familiensynode Versuche wahrgenommen, die Sakramentalität der Ehe in Frage zu stellen. Und wenn ja, welcher Natur sind diese Versuche?

Die Sakramentalität der Ehe wird nicht in Frage gestellt. Solche Versuche habe ich nicht wahrgenommen. Dagegen werden solche Versuche unternommen mit Blick auf die Folgen und Wirkungen der Ehe. Es ist ein sehr schwieriges Problem zu lösen, wenn sich ein Ehebund gelockert hat, eine Beziehung zwischen zwei Personen gerissen ist und sie auseinandergehen und neue Beziehungen bilden, die nicht mehr sakramental sind und die nicht mehr diesen Charakter, diese besondere Gnade wie im Sakrament haben. Sie bilden natürliche Ehen, in denen häufig Kinder geboren werden. Sie versuchen auf eine gewisse Weise das wieder aufzubauen, was sie verloren haben. Auf eine andere Weise, mit einem "anderen Baumaterial" können wir sagen. Nichtsdestoweniger tun sie es auf den Ruinen einer sakramentalen Ehe.

Kann man ein zweites Glück auf den Ruinen des ersten aufbauen?

In jeder Scheidung, in jeder Trennung ist ein Element des Unrechts und der Schuld. Es ist ungemein schwer das Verhältnis dieses Unrechts zu bestimmen, der Verantwortung dafür, was geschehen ist. Es ist häufig eine geteilte Verantwortung. Aber was hat dort gefehlt? Gefehlt haben dort die Anstrengungen, sich zu versöhnen, zu vergeben, sich zu vertragen, umzukehren. Das hat dort gefehlt. Und die Menschen haben den umgekehrten Weg eingeschlagen. Die Liebe muss zunächst einmal gerecht sein, das heißt keinen verletzen.

Die Gerechtigkeit ist die Grundlage eines solchen Bundes, dass er symmetrisch ist. Er darf nicht zum Schaden eines Menschen sein. Ein zweites möchte ich sagen: Es muß gut sein, das, was man im Französischen "charité" nennt. das heißt diese "gute Liebe", zum Beispiel wenn wir von jemandem, der gestorben ist, sagen "Das war ein guter Mensch; er hat mich geliebt". Ein drittes Element, das die eheliche Beziehung aufbaut, ist die Barmherzigkeit, das heißt wenn ich mir dessen bewusst bin, dass mein Ehepartner seine Schwächen, seine Sünden, seine Begrenzungen hat, sich von mir unterscheidet, anders ist. Ich muss das annehmen und diese Schwächen tolerieren und vergeben können und zwar deswegen, weil ich auch solche habe. Es geht hier erneut um die Gegenseitigkeit.

Es ist also eine wechselseitige Barmherzigkeit, in der wir uns die gegenseitigen Sünden, Schuld, Schwächen, Unzulänglichkeiten vergeben. Dann bereinigt sich die Atmosphäre und wir können unseren Weg fortsetzen. Ohne gegenseitige Vergebung gibt es keine glückliche Ehe! Die Ehe ist nicht die Idylle der Flitterwochen. Es muss eine Entschlossenheit und einen Willen geben, ein gemeinsames Haus zu bauen. Nun gab es den Versuch, über die Konsequenzen einer zerbrochenen Ehe hinwegzugehen. Das versucht man zu vergessen. Man arbeitet nicht das auf, was passiert ist. Und für mich ist eine ganz wesentliche Frage in dieser Diskussion: Wenn wir die Heilige Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene fordern, ist es eine Frage, ob es zwischen diesem Menschen und seinem verlassenen Ehepartner zu einer Vergebung gekommen ist? Wenn es nämlich nicht zu einer Vergebung gekommen ist, dann kann Gott nicht vergeben. "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern", beten wir.

Wenn es hier keine Vergebung gibt, dann gibt es auch einen Mangel zum Zugang zum Sakrament der Heiligen Kommunion, denn diese Kommunion ist "nicht effektiv", weil auch die Kommunion mit Jesus Christus zerbrochen wurde, dem "Teilnehmer und Garanten" des ehelichen Bundes. Deswegen haben auf der anderen Seite die neuen Beziehungen einen ehebrecherischen Charakter. Objektiv gesehen sind sie eine "ehebrecherische Ehe", was Jesus Christus klar und expressis verbis gesagt hat, diese Sätze aber nicht auf der Familiensynode zitiert werden. Er hat dies zweimal gesagt, beispielsweise im Evangelium nach Matthäus in den Kapiteln 5 und 19. Und wir finden es auch ganz ausdrücklich im 10. Kapitel des Markusevangeliums. Das wird nicht gesehen, das wird nicht wahrgenommen. Und das ist meiner Meinung nach ein außerordentlicher Mangel der Familiensynode.

Wie kann es sein, dass diese Schlüsselaussagen fehlen?

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Ganz richtig, wie kann es sein, dass diese Schlüsselaussagen fehlen. Nun, es gibt bereits keine Verweise im Instrumentum Laboris. Aber es gibt heute eine Mentalität der "political correctness" und einer falschen Höflichkeit, dass man dem ausweicht, was unbequem ist, dass man nicht mit dem Finger draufzeigt. Wir wissen, dass zu den guten Taten für die Seele dazugehört, den Sünder zurechtzuweisen. Und das wird heute nicht praktiziert. Der Begriff "Sünde" kommt in den Texten unerhört selten vor. Der Begriff "Barmherzigkeit" wird durch alle Fälle durchdekliniert, auf jeder Seite, an jeder Abbiegung. Der Begriff "Sünde" wird in all den Debatten vermieden.

Sehen Sie darin ein gezieltes Handeln?

Das wird eigentlich durch eine "pseudo-barmherzige Haltung" diktiert. Man kann die Barmherzigkeit nicht ohne Verweis auf zwei andere Aspekte praktizieren: Das Eine ist die Gerechtigkeit. Wir sprachen darüber. Dort, wo Unrecht geschehen ist. Das Andere ist die Wahrheit. Man muss sich vergegenwärtigen, in welcher Situation man sich befindet. Ich selber bin der Meinung, dass es keine Möglichkeit gibt, geschiedene Wiederverheirate in ehelicher Weise zur Heiligen Kommunion zuzulassen, solange der Ehepartner noch lebt. Alle wesentlichen Elemente der Communio sind schlichtweg nicht vorhanden. Die Communio mit dem Ehepartner ist abgebrochen und deswegen widerspricht diese eheliche Beziehung dem fundamentalen und modellhaften Bund von Jesus Christus und der Kirche.

Der Befund der Heiligen Schrift wie auch die Lehre der Kirche sind in dieser Hinsicht deutlich. Dennoch wird im deutschen Kontext viel über diese Fragen diskutiert. Wäre eine Veränderung nicht ein Eingeständnis nach 500 Jahren, dass Martin Luther doch recht hatte, als er die Ehe ein "weltlich Ding" nannte?

Wir sagen nicht, dass Martin Luther recht gehabt hat. Die katholische Kirche sagt dies nicht. Es handelt sich nicht um eine säkulare Sache, sondern um eine sakrale und sakramentale.

Das ist aber ein wenig in Vergessenheit geraten, auch bei manchem Synodenvater...

Das ist eine eigentümliche selektive Amnesie.

Manche sehen in Deutschland aber durchaus die Möglichkeit hier im Vorfeld des Gedenkens an 500 Jahre Reformation im kommenden Jahr, durch eine Veränderung eine Annährung von katholischer Kirche und Protestantismus bewirken zu können, oder?

Das ist sicherlich der Fall. Denn viele Elemente der so genannten konziliaren Erneuerung u.a. der Liturgie bestanden in einer Protestantisierung der Liturgie, einem Auswuchs der Liturgie des Wortes und einer Entkleidung der Liturgie in der katholischen Kirche von vielen Elementen, die man als unbrauchbar und überflüssig erachtete. Und so hat man zu einem Minimum hinuntergeführt, das nicht einmal nötig ist. So ist mir bekannt, dass bei manchen Heiligen Messen am Sonntag in Deutschland das Credo nicht gebetet wird, weil es zu lang sei. Man verkürzt das Gloria, weil es zu lang ist usw. Man singt und wiederholt einen Satz und das ist es auch dann schon.

Ein Problem, das im deutschen Kulturkreis sehr ausgeprägt ist, ist die Objektivität des Ehesakraments, als einer gottgeschenkten Wirklichkeit, die somit keine "Verfügungsmasse" darstellt, über die der Mensch frei verfügen könnte. Welches sind denn die Konsequenzen einer Infragestellung der Objektivität des Ehesakraments?

Heute ist das vor allem eine kulturelle und zivilisatorische Auseinandersetzung zwischen der Objektivität, dem Objektivismus und dem Subjektivismus. Papst Johannes Paul II. schrieb vor einiger Zeit die Enzyklika "Veritatis Splendor", "Der Glanz der Wahrheit". Die objektive Wahrheit ist die Prüfung, der Test, der Referenzpunkt für die subjektive Wahrheit. Deswegen ist der Objektivismus, die Objektivität außerordentlich wichtig. Bitte beachten sie, dass diese Objektivität heute in den harten Wissenschaften, in den Naturwissenschaften verbindlich ist, in der Physik, der Biologie, der Chemie, der Mathematik usw. dagegen hat sie ihren Existenzgrund in den humanen Wissenschaften gänzlich eingebüßt. Und deswegen befinden sich letztere heute in einer schlechten Verfassung. Noch weiter: Man verneint dasjenige, was wirklich objektiv ist – die Existenz der menschlichen Natur. Heute verneint man die Existenz der menschlichen Natur. Wenn wir die menschliche Natur als etwas Objektives in Frage stellen, haben wir keinen gemeinsamen Nenner für die gesamte Menschheit.

Die Konsequenz wäre ein Relativismus...

Ganz offensichtlich ist die Konsequenz ein Relativismus und das Auseinandergehen der persönlichen Meinungen, die immer wieder miteinander in Verhandlungen treten müssen...

Einen Konsens also suchen... So wie man bei der Familiensynode beispielsweise über die Wahrheit abstimmt?

Der Konsens ist heute der Mechanismus von Verhandlungen. Man sitzt so lange zusammen wie man nicht durch Verhandlungen zu einem Konsens gelangt. Das ist auch eine Abkehr von der objektiven Wahrheit. Der Papst hat aber deutlich unterstrichen, dass die Synode kein Parlament ist. Die Wahrheit wird also nicht mittels Abstimmungen definiert. Die Synodalität der Kirche besteht nicht nur im "cum Petro" sondern auch im "sub Petro". Er hat das letzte Wort. Wenn das finale Dokument der Synode nicht die Unterschrift des Papstes trägt, dann ist es kein Dokument des Lehramts der Kirche, sondern nur eine Meinung der Synode.

Aber die Synode sollte schon ein Ergebnis haben, oder?

Wir alle warten darauf, dass der Heilige Vater über bestimmte Dinge entscheidet.

Kehren wir noch einmal zurück zur Frage der Objektivität, die ja auch mit dem Gewissen verbunden ist. Das Gewissen ist also die letzte Norm, oder?

Das Gewissen ist immer die letzte Norm, vor jeder Handlung, die einen moralischen Charakter besitzt. Wir orientieren uns am Gewissen. Was ist aber das Gewissen? Das Gewissen ist ein moralisches Urteil, das darauf hinweist, was gut ist und was schlecht ist. Aber es gibt eine Bedingung. Es muss ein richtig geformtes Gewissen sein, es muss ein rechtes Gewissen sein. Es muss einen Bezug zur Objektivität haben.

Im Rahmen der vorsynodalen und der synodalen Diskussion gibt es auch Synodenväter, die in Frage stellen, dass es so etwas wie ein "intrinsece malum", eine "in sich schlechte Handlung" gibt?

Das ist deren Meinung. Das ist nicht die Lehre der Kirche. Das ist offensichtlich, aber sicherlich würden diejenigen dem zustimmen, dass zum Beispiel der Diebstahl etwas in sich Schlechtes ist. Sie möchten sicherlich nicht bestohlen werden. Auch der Mord ist ein solches, nennen wir es mal, Faktum oder die Verletzung von jemandem Unschuldigen. Es gibt eine Vielzahl von Situationen, wo man dies nicht in Frage stellt. Man stellt es nur dort in Frage, wo es einem bequem ist.

Kehren wir noch mal zur Frage der Objektivität zurück. Wenn wir von objektiven gottgegebenen Realitäten sprechen, gerade auch im Hinblick auf das Ehesakrament, dann kann dies niemand verändern, kein Bischof und auch nicht der Papst, oder?

Er kann es nicht. Und wir haben das Bewusstsein von diesem und es geht darum, sich bei einer Synode darum zu bemühen, dass es keine Kontroverse zwischen der Doktrin und der pastoralen Praxis gibt. Dass die pastorale Praxis der Doktrin widerspricht. Das muss harmonisiert sein. Absolut. Unsere pastorale Praxis muss sich von der Doktrin, von dem, was wir glauben, von dem, was die offizielle Lehre der Kirche ist, von unserem Glauben herleiten.

Damit verbindet sich aber auch das Bewusstsein, dass man über die Wahrheit also nicht per Stimmabgabe entscheiden kann...

Das Prinzip ist ganz einfach: Man entdeckt die Wahrheit, man schafft sie nicht. Darum geht es: Die Entdeckung der Wahrheit. Natürlich gibt es in den Beratungsgremien Abstimmungen. Sie sind solche Richtungsweiser, Tachometer. Wenn die Mehrheit mit etwas nicht einverstanden ist, muss man weiter an der Frage arbeiten, um eine Approbation zu erlangen, weil manche Dinge falsch verstanden werden, unverständlich sind usw. Natürlich sollte es in Fragen des Glaubens und der Moral eine Einmütigkeit geben. In der Praxis der Administration, der kanonischen Praxis kann es Unterschiede geben. Es gibt verschiedene Liturgien, verschiedene Tradtionen usw. Das sind Dinge, die diskutabel sind, die man verändern kann. Das, was den Glauben und die Moral betrifft, muss bedingungslos angenommen werden. Darin besteht der integrale Glauben.

Dennoch kann mittels Konsens Fragwürdiges, Falsches durchgewunken werden...

Ich möchte unterstreichen, dass der Heilige Vater der Garant ist. Er ist auch der Garant der Einheit der Kirche. Und er muss nicht dem Eindruck einer Mehrheitsentscheidung unterliegen, wenn er wahrnimmt, dass dies nicht mit dem Depositum fidei übereinstimmt.

Einer der Synodenväter hat aber unterstrichen, dass wenn unterstrichen wird, dass etwas nicht geändert wird, viele anfangen, sich zu fragen, warum das denn so unterstrichen wird?

Die Kirche hat ihre Lehre, ihre Glaubenswahrheiten, die einer inneren Entwicklung aber nicht einer essentiellen Veränderung unterliegen. Vinzenz von Lerins hat dies unterstrichen mit dem Blick auf ein Kind. Ein Kind hat einige wesentliche Elemente. Es wächst, aber es verändert nicht seinen wesentlichen Bauplan. Kleine Händchen – große Hände, kleine Arme – große Arme. Darin besteht die Dogmenentwicklung, dass wir immer besser bestimmte Dinge entdecken, aber sie nicht verändern. Es gibt Gebete aus dem Mittelalter, in denen der Glaube an die unbefleckte Empfängnis Mariens bekannt wurde, lange bevor die Kirche dieses Dogma feierlich verkündet hat. Darin besteht die Dogmenentwicklung und nicht darin zu behaupten, dass Maria doch nicht unbefleckt empfangen wurde, also von der Erbsünde frei war.

Wenn Sie auf das Instrumentum Laboris zurückschauen, inwiefern konnte dieses Dokument die Grundlage für den Schlussbericht bilden?

Als Grundlage? Als Rohstoff. Das Instrumentum Laboris ist unreif, ein Dokument, das ein wenig eklektisch ist. Es ist aus verschiedenen Fragmenten zusammengesetzt, wie ein Mosaik. Es gibt zahlreiche Wiederholungen. Es gibt ganz viele unpräzise Begriffe. Es ist häufig ein "Angebotskorb" von verschiedenen Sichtweisen, der einer Systematisierung und Synthetisierung bedurfte, was in den kleinen Sprachgruppen erfolgt ist. Und dann gingen all die Modi zur Kommission, die dann diese auch noch mal synthetisiert. Und durch diese Filtrierungen reift das Dokument heran.

Manche Synodenväter verkündeten, dass die Mehrheit eine eindeutige Meinung zu den diskutierten Fragen besitzt. Wie haben Sie das wahrgenommen?

Man kann der Synode durchaus vorwerfen, dass sie eurozentrisch geprägt ist. Dabei haben wir hier Menschen aus der ganzen Welt. Aber natürlich spielt auch die Dimension des Gebets eine wichtige Rolle. Der Heilige Geist ist die Seele der Kirche.

Sie sprachen von dem fehlenden Bezug auf bestimmte aber ganz wichtige Worte Jesu Christi zu den diskutierten Fragen der Synode. Welche anderen Defizite haben sie wahrgenommen?

Meiner Meinung nach, und das werde ich immer unterstreichen, ist es die fehlende Wahrnehmung und Würdigung der Lehre von Papst Johannes Paul II. Der Heilige Vater Franziskus bezeichnete ihn als "Papst der Familie". Doch wenn wir das Instrumentum Laboris und das Schreiben "Familiaris Consortio" in die Hände nehmen, dann nehmen wir auch wahr, dass es sich um zwei unterschiedliche Qualitäten handelt. Unvergleichlich! In "Familiaris Consortio" Klarheit, Logik, großer Bezug zur Heiligen Schrift. Im Instrumentum Laboris wird die Heilige Schrift sehr spärlich zitiert. Auch mit Blick auf die Lehre und die Pastoral der Kirche übersteigt "Familiaris Consortio" bei Weitem das Instrumentum Laboris.

Das korrespondiert insofern mit einem der Berichte der Sprachgruppen, dass die Heilige Schrift nicht fundamentalistisch ausgelegt werden sollte. Deswegen fanden sich so wenige Referenzen zur Heiligen Schrift im Instrumentum Laboris, oder?

Das ist möglich. Doch die Hermeneutik der Heiligen Schrift fällt in die Verantwortung der Kirche. Die Kirche interpretiert die Heilige Schrift und darin besteht die Tradition. Und die Kirche interpretiert die Heilige Schrift über 2.000 Jahre hinweg.

Nun ist nicht nur der "Papst der Familie" in Vergessenheit geraten...

Das ist richtig. Gleiches gilt für Papst Paul VI. Seine Enzyklika "Humanae Vitae" ist ein Punkt gewesen, an dem sich die postkonziliare Krise entzündet hat. Und das hat zu einer systematischen Kontestation der kirchlichen Lehre geführt. In diesem Zusammenhang war dann unter anderem die Rede vom "antirömischen Affekt" der Deutschen.

Die gleichen Kreise vermitteln aber in der öffentlichen Meinung auch das Bild, dass die Kirche eigentlich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil angefangen hat...

Ich empfehle denjenigen, sich einmal die Fußnoten der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils anzuschauen. Darin wird ständig auf die Vergangenheit, auf die Zeit vor dem Konzil Bezug genommen. Wie häufig wird dort beispielsweise Papst Pius XII. zitiert. Er nahm häufig Bezug auf Fragen der Neuzeit. Er hat sich auch zu Ehe und Familie geäußert. Und er war auch eine Art Pionier in Fragen der Bioethik.

Eine besondere Erfahrung ihres Lebens stellt ihre Afrikaerfahrung dar, oder?

Ja, ich bin 21 Jahre lang in Afrika tätig gewesen.

Was kann der Europäer, der Mensch der westlichen Zivilisation von den Afrikanern lernen?

Die afrikanische Kultur ist eine Kultur der Familie. Die Familie ist das erste Gut dieser Gesellschaft. Und deswegen wird die traditionelle Familie durch die Lehre des Evangeliums sehr gestärkt, weil es diese Intuitionen über Ehe und Familie bestärkt, die dort schon immer vorhanden gewesen sind. In vielen Ländern Afrikas existiert die monogame Ehe. Die Polygamie wurde in einer bestimmten Zeit aus ökonomischen Gründen bei reichen Menschen eingeführt. So gab es beispielsweise verschiedene Ländereien, die verstreut waren, und es bedurfte der Frauen, die die Aufgabe hatten, sich um diese verstreuten Ländereien zu kümmern, indem sie dort präsent waren. Ich habe in Ländern Zentralafrikas gearbeitet, die monogamisch sind. Ich habe häufig unterstrichen, dass wir die europäische Perspektive verlassen sollten, um die Perspektive unserer Brüder aus Afrika und anderen Kontinenten zu berücksichtigen. Ich möchte ein Beispiel nennen: Waisenkinder bei uns in Europa landen häufig in speziellen Einrichtungen für sie. In Afrika werden sie zumeist von der Großfamilie aufgenommen und erzogen.

Was ist ihre entscheidende Erfahrung mit Blick auf Afrika?

Ich würde sagen, die Erfahrung dass in der Menschheit dieser Plan von der Familie vorhanden ist. Die Ehe, die die älteste gesellschaftliche Institution in der Geschichte der Menschheit ist, offenbart sich immer wieder und repliziert sich immer wieder; in dem Sinne, dass sie fortwährend existiert. In Afrika kann man das deutlicher wahrnehmen, weil dort, ähnlich wie in Asien, die traditionelle Familie noch stärker existiert. Die kosmopolitische, postmoderne und globalisierende Kultur fängt an diese Tradition und dieses Bewusstsein anzunagen und zu erodieren. Und es besteht die Gefahr, dass das, was wir in Europa erfahren woanders hin übertragen wird. Das Individuum ist dort stark dank seiner Familie, anders kann der einzelne Mensch dort nicht überleben. Der Individualismus existiert dort nicht wirklich in der Form wie bei uns.

Worin sehen sie den großen Gewinn der "Theologie des Leibes" von Papst Johannes Paul II.?

Papst Johannes Paul II. hat einen Gedanken von Papst Paul VI. aufgenommen, dass die Biologie, der Leib, seine Struktur und Funktion, Teil der menschlichen Person sind. Man kann den Leib nicht instrumentell behandeln. Der Leib drückt den Menschen aus. Und der Leib hat eine sponsale Bestimmung, das heißt für diese Liebe, die sich gibt, die personale Gabe und Hingabe an einen anderen Menschen. Und darin partizipiert der Leib.

Kardinal Carlo Caffarra hat dies während der Synode schön zusammengefasst, der ein guter Kenner der Theologie des Leibes ist.Er spricht von drei wesentlichen Elementen in der Ehe und Familie: die Biologie, also der Leib, Eros, die erotische Liebe und die Agape, die sich schenkende, sich hingebende Liebe, die in Gott fundierte Liebe, die allumfassende Liebe. Diese hat keine erotisches Fundament, zum Beispiel die Liebe zur Heimat, die Liebe der Eltern für ihre Kinder. Sie hat keinen erotischen Charakter, aber sie ist Liebe. Und das ist die Agape, das sich wechselseitig Schenken, Hingeben. Und das liegt der "Theologie des Leibes" zugrunde. Das bildet die Fülle des Menschen, der sich aus diesen verschiedenen Komponenten zusammensetzt. Diese Gedanken entfaltet auch Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika "Deus Caritas est".

Wenn wir uns also auf die Schriften unter anderem von Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. einlassen, dann sind die so genannten kontroversen Fragen, also die Heilige Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene wie auch die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften eigentlich endgültig geklärt, oder nicht?

Ja, meiner Meinung schon. Hier gibt es nichts zu diskutieren. Mit Blick auf die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften möchte ich darauf hinweisen, dass sie nicht in die Definition von "Ehe" und "Familie" eingehen. Sie haben nicht mit Ehe und Familie zu tun. Per definitionem ist die Ehe und dann Familie eine Beziehung von Mann und Frau, fähig das Leben weiterzugeben, aus sich selbst nicht dank Dritter. Und diese Definition gibt es nicht in homosexuellen Beziehungen. Es handelt sich also um eine andere Frage. Die Existenz von Menschen mit diesen Neigungen, der pastorale Umgang mit ihnen, das ist eine Frage. Das ist eine komplexe Fragestellung. Was ist Homosexualität? Woher stammt sie? Was ist ihre Genese? Was sind ihre Manifestationen? Man kann in diesem Zusammenhang sagen, dass der Katholizismus den Wert der menschlichen Sexualität nicht nur würdigt oder schätzt, sondern sogar eher überschätzt – jene Sexualität, die heute so sehr banalisiert worden ist. Wenig sprach man darüber bei der Synode. Der sexuelle Akt berührt die tiefsten Ebenen der Intimität des Menschen. Zweitens: Der sexuelle Akt kommuniziert die Liebe, das sich Hingeben einem anderen Menschen, das Bilden eines Leibes. Und der sexuelle Akt übergibt das Leben. Deswegen kann man ihn nicht banalisieren. Und denken sie auch an das "matrimonium ratum und consummatum". Solange dies nicht geschehen ist, kann eine Ehe aufgelöst werden. Der sexuelle Akt bewirkt die Dauer der Beziehung, die Verpflichtung zur Dauer der Beziehung. Das ist seine große Bedeutung wie ein Gelübde.

Die Gender-Problematik...

...darauf möchte ich heute weniger eingehen. Verweisen möchte ich auf die Werke von Marguerite Peeters [siehe etwa Vatican Magazin 10/2007, Anm. d. Red.]. Sie hat gezeigt, dass der Genderismus zunächst eine Philosophie war, eine Ideologie wurde und schließlich ein politisches Projekt ist.

Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Sprache. Heute hören wir ja des Öfteren, die Kirche solle ihre Sprache an die Welt anpassen, eine rein positive Sprache verwenden. Doch schwächt das nicht den Glauben? Steht am Ende nicht eine "neue Wahrheit" und eine "neue Kirche"?

So ist es. Ich denke, es ist gut, wenn in der Kirche das Prinzip gilt, dass man in der Sprache des Zuhörers und nicht des Sprechers spricht. Das ist eine Grundlage der missionarischen Übermittlung. Ich verweise gerne auf die Marienerscheinungen. Die Mutter Gottes sprach häufig in Mundart. Sie orientierte sich in ihrer Sprache an den Begriffen und der Sprache desjenigen, zu dem sie sprach. Und darin besteht eine gute Sprache, eine gute Kommunikation. Die Postmoderne heute besteht aber auf ständigen semantischen Spielen, der Veränderung von Bedeutungen oder der Verschiebung von Bedeutungen, der Erweiterung oder Verengung von Bedeutungen. Es handelt sich dabei um ein ständiges Sprachspiel. Das verbindet sich auch mit der Entwicklung der Medien. Das ist ein Sophismus. Die Reinheit der Sprache, die Sauberkeit der Begriffe sollte uns Katholiken verpflichten. Sie ist damit verbunden, der Wahrheit die Ehre zu erweisen, dem "Glanz der Wahrheit", dem "Licht der Wahrheit".

Eine letzte Frage: Manche sehen in der "Dezentralisierung" einen Lösungsweg, auch der Heilige Vater spricht darüber. Was halten Sie davon?

Es geht nicht um eine Dezentralisierung der Doktrin des Glaubens, sondern es geht um eine Dezentralisierung bei der Lösung von Problemen vor Ort. Die Doktrin muss eine sein und der Heilige Vater ist der Garant der Einheit der Doktrin. Um die Einheit der Doktrin hat bereits der Heilige Paulus gekämpft, als er darauf verwiesen hat, dass der Glaube von Jesus Christus her kommt. Manche versuchen dies natürlich anders zu verstehen, dass sie die Doktrin wie die Schuhe an die Fußsohle werden anpassen können. Natürlich schenkt Gott dem Menschen die Freiheit. Und in der Freiheit kann der Mensch auch sündigen. Die Kirche rät dem Menschen zu bestimmten Handlungsweisen, aber sie möchte nicht aufoktroyieren. Ein Aspekt ist mir noch wichtig: Eine Veränderung des Sakraments der Ehe würde alle anderen Sakramente ebenfalls berühren. Die Sakramente sind ein einheitlicher, ein geschlossener sakramentaler Organismus der Kirche. Die einen leiten sich von den anderen her, die einen ergänzen die anderen. Diese Beziehungen darf man nicht stören, dieses Gleichgewicht. Die ganze Kirche ist Heilssakrament, die Kirche hat "siebenfingrige Hände". Die Einheit der Kirche ist ein hohes Gut.

 

Erzbischof Henryk Hoser ist Bischof der Diözese Warschau-Praga. Er ist einer der profiliertesten polnischen Oberhirten. Hoser studierte zunächst Medizin, bevor er dem Pallottiner-Orden beitrat.

In den Jahren 1975-1996 arbeitete er als Missionar in Ruanda, wo er zahlreiche Aufgaben und Dienste ausübte. So gründete er etwa in Kigali (Ruanda) ein sozial-medizinisches Zentrum, das er 17 Jahre leitete sowie ein Zentrum für familiäre Bildung (Action Familiale). Im Jahr 1994 nahm er als Experte im Bereich Entwicklung und Familie an der Sondersynode für Afrika teil. Nach dem Bürgerkrieg in Ruanda 1994, war er für die Zeit der Vakanz der Nuntiatur für gut zwei Jahre Apostolischer Visitator für Ruanda mit Sonderbefugnissen. Danach folgten Tätigkeiten in Frankreich und Brüssel.

Papst Johannes Paul II. ernannte ihn zum Titularerzbischof sowie beigeordneten Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker sowie zum Präsidenten der Päpstlichen Missionswerke. Er wurde am 19. März 2005 zum Bischof geweiht. Erzbischof Henryk Hoser ist der erste polnische Pallottiner, der zum Erzbischof ernannt wurde. Im Jahre 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Warschau-Praga. Im polnischen Episkopat ist er Vorsitzender der Bioethik-Kommission sowie Mitglied der Pastoralkomission und des Familienrats. Er ist Konsultor der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Im gleichen Jahr war er Teilnehmer der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika. Heute ist er Ehrenbürger der Stadt Warschau. Erzbischof Hoser hat früh die Bedeutung der Medien für die kirchliche Mission erkannt. So gründete er unter anderem vor Kurzem den diözesanen Internetfernsehsender "Salve TV" (www.salvetv.pl). Er war Teilnehmer bei der jüngsten ordentlichen Synode zu Ehe und Familie.