"Aufbruch in der Nachfolge Christi": Kardinal Woelki über die Heiligen Drei Könige

Die Reise der Heiligen Drei Könige: Ein Gemälde von James Tissot (1836-1902)
Die Reise der Heiligen Drei Könige: Ein Gemälde von James Tissot (1836-1902)
Minneapolis Institute of Arts via Wikimedia (Gemeinfrei)
Der Dreikönigsschrein im Kölner Dom
Der Dreikönigsschrein im Kölner Dom
Arminia / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)
Der "Meister des Aachener Altars", ein Künstler aus dem Köln des 16. Jahrunderts, schuf diese Darstellung der Heiligen Drei Könige an der Krippe.
Der "Meister des Aachener Altars", ein Künstler aus dem Köln des 16. Jahrunderts, schuf diese Darstellung der Heiligen Drei Könige an der Krippe.
Wikimedia / Gemeinfrei
Kardinal Rainer Maria Woelki
Kardinal Rainer Maria Woelki
Jochen Rolfes / Erzbistum Köln

"Es gibt auf der ganzen Welt nur drei heilige Könige, die damals in Bethlehem dabei waren": Daran hat Kardinal Rainer Maria Woelki zum heutigen Hochfest Epiphanie erinnert – und betont, dass deren Gottvertrauen und Aufbruch aus alten Gewohnheiten auch heute Vorbild seien: Der Erzbischof von Köln rief zur Christusnachfolge auf und dazu, ebenfalls "im Vertrauen auf Gott aufzubrechen".

Der 6. Januar – den die Kirche als Hochfest Erscheinung des Herrn feiert – ist bekanntlich das Fest der "Drei Weisen", die einst durch den Stern von Betlehem zur Krippe von Jesus geführt wurden.

Im Kölner Dom wird hinter dem Hochaltar der Dreikönigenschrein – oft auch "Dreikönigsschrein" genannt – aufbewahrt: Ein kostbares, reich verziertes Reliquiar aus Gold, in dem die Gebeine der Drei Weisen aufbewahrt werden. Die Reliquien wurden im Jahr 1164 nach Köln gebracht.

Seit Jahrhunderten ziehen christliche Pilger nach Köln, um am Schrein zu beten, sagte Woelki.

In vielen deutschen Pfarreien sammeln heute die "Sternsinger" Spenden: Das sind die als die "Heiligen Drei Könige" und "Weisen aus dem Morgenland" verkleideten Mädchen und Buben, die – meist aus der Ministrantenschar der jeweiligen Pfarrei – umherziehen, Dreikönigslieder singen oder sagen Sprüche aufsagen, und mit Kreide "C+M+B" neben der Jahreszahl auf die Haustür schreiben.

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Die Abkürzung steht entweder für Christus Mansionem Benedicat: Christus segne dieses Haus, oder – wie viele spontan interpretieren – "Caspar, Melchior und Balthasar". 

Ob die Herren wirklich "Caspar, Melchior und Balthasar" hießen, oder vielleicht "Larvandad, Hormisdas und Gushnasaphob", wie syrische Christen sie nennen? Ob sie Könige waren oder Gelehrte, Magier oder Weise? 

Um diese Fragen ranken sich viele Legenden und Geschichten. Fest steht, dass die Drei Weisen aus dem Morgenland biblischen Ursprungs sind: Im Matthäus-Evangelium wird von den Sterndeutern erzählt, die aus dem Osten kamen.

"Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar."

Die aus Bayern und Österreich stammende, Jahrhunderte alte Tradition der Sternsinger und des Dreikönigssingens hat sich auch in den norddeutschen Sprachraum und vielen weiteren europäischen Ländern verbreitet.

Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist in Deutschland das Sternsingen eine zentral gesteuerte Spendenaktion, deren Gelder in der Regel der Entwicklungshilfe zugute kommen.

Der englische Dichter, Essayist und Dramaturg Thomas Stearns Eliot hat der "Reise der Weisen" – "Journey of the Magi" ein Gedicht gewidmet. 

Die Reise der Weisen

von T. S. Eliot 

"Kalt war es von Anfang an,

die schlechteste Jahreszeit für eine Reise,

und was für eine lange Reise

Morastig die Wege und das Wetter rau

Mitten im tiefsten Winter."

Und die Kamele wollten nicht, wundgelaufen, gebrochen

blieben sie liegen im schmelzenden Schnee

Es gab Momente, da dachten wir mit Wehmut

an die Sommerpaläste an Hängen gelegen, die Terrassen

Und an die seidenen Mädchen, die Sorbet servierten.

Die Kameltreiber fluchten und murrten auf

Und liefen davon und wollten Schnaps und Weiber

Und die Lagerfeuer gingen aus, und nirgendwo ein Unterschlupf

Und die Städte schmutzig, die Orte unfreundlich

Und die Dörfer dreckig, die Preise unverschämt

Eine schwere Zeit war das für uns.

 

Am Schluss reisten wir lieber nachts

Mit wenig Schlaf

Und mit Stimmen im Ohr, die sagten,

das Ganze wäre ein Wahnsinn.     

Als der Morgen graute, erreichten wir dann ein Tal, wo es wärmer war,

nass, unterhalb der Schneegrenze, es roch nach Vegetation

mit einem Bach und einer Wassermühle, die aus dem Dunkeln auftauchten

Und drei Bäumen vor dem tiefen Horizont

Und ein altes weißes Pferd galoppierte davon auf der Wiese

Dann gelangten wir an eine Taverne mit Weinlaub über dem Eingang

Sechs Hände würfelten vor einer offenen Tür um Silberlinge

Und Füße traten nach leeren Weinschläuchen.

Aber wir bekamen keine Auskunft und deshalb reisten wir weiter

Und wir kamen abends keinen Augenblick zu früh an

Der Ort war gefunden; es war, darf man sagen, eine Genugtuung.

 

Das alles ist lange her in meiner Erinnerung

Und ich würde es wieder tun, aber halten wir fest

Eins halten wir fest

Dies hier: wohin wurden wir den ganzen Weg geleitet

Zur Geburt oder zum Tod? Da war eine Geburt, mit Sicherheit.

Wir waren Augenzeugen, zweifelsfrei. Ich hatte Geburt gesehen und Tod

und geglaubt, es gäbe einen Unterschied zwischen beiden; diese Geburt war

schwer und schmerzhaft für uns, wie der Tod, unser Tod.

Wir kehrten zurück in unsere Heimat, diese Königreiche,

Aber fühlten uns nicht mehr wohl in der alten Umgebung

Wo ein uns fremdes Volk seine Götter verehrte

Gerne würde ich noch einmal sterben.

(Die ersten fünf Zeilen entstammen Lancelot Andrew’s Weihnachtspredigt von 1622. Übersetzt aus dem Englischen von Bernie Conrads – veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des VATICAN-Magazins.) 

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