"Ich bin jetzt Soldat für Jesus": Wie Katecheten den Glauben und Nächstenliebe verkünden

Katechet John Joseph Gazi aus Uganda
Kirche in Not

"Es war eine große Freude und Überraschung für uns, dass Papst Franziskus den Laiendienst der Katecheten aufwertet und ihn als eigenes Dienstamt in der Kirche verwurzelt": Das hat Florian Ripka, Geschäftsführer von "Kirche in Not" (ACN) Deutschland, in Reaktion auf das Schreiben "Antiquum ministerium" gesagt, mit dem der Papst den "laikalen Dienst" des Katecheten eingeführt hat.

Papst Franziskus betonte am 10. Mai dieser Dienst hebe "den für jeden Getauften charakteristischen missionarischen Einsatz" hervor. "Dieser hat jedoch in vollständig laiengemäßer (säkularer) Form stattzufinden, ohne irgendeiner Ausdrucksweise der Klerikalisierung zu verfallen." 

"Durch unsere Projektarbeit in 140 Ländern wissen wir: Katechetinnen und Katecheten sind an vielen Orten der Welt das Rückgrat von Nächstenliebe und Verkündigung", sagte Ripka. Gerade in entlegenen Gegenden, in die nur selten ein Priester kommen kann, oder in Ländern, wo durch Krieg und Verfolgung die Gemeindearbeit erschwert ist, seien Katecheten Ansprechpartner, Helfer und Seelsorger in einem. 

Ein Katechet in Uganda verkündet Versöhnung statt Rache

Einer der Katecheten ist John Joseph Gazi aus Uganda. Ursprünglich kommt er aus dem Südsudan. In dem jüngsten Staat Afrikas, erst 2011 unabhängig geworden, herrscht ein brutaler Kampf, allen Friedensbemühungen zum Trotz. Es geht um Macht, um ethnische Konflikte. Johns Familie konnte dem Morden nicht entkommen. "Mein Vater, meine Schwester und mein Bruder wurden getötet. Es geschah innerhalb weniger Minuten", erzählt er.

Er jedoch konnte ins Nachbarland Uganda flüchten, wo über eine Million Menschen in Flüchtlingslagern hausen. Doch schlimmer als die himmelschreiende Not dort sind die Narben der Seele, vor allem unter den jungen Menschen: Denn viele wurden in den Auseinandersetzungen als Kindersoldaten missbraucht.

Zu ihnen fühlt John sich besonders gesandt: "Viele tragen Hass und Rachegedanken in sich. Ich spreche zu ihnen über Vergebung." Ein wenig aussichtsreiches, ja naives Unterfangen? Nicht für John. Er hat fast alles verloren – aber nicht den Glauben an Gott. Darum hat er sich zum Katecheten ausbilden lassen. Er selber bevorzugt die Bezeichnung "Evangelisierer": Den armen und verzweifelten Menschen die Frohe Botschaft bringen.

"Seelen zu Gott zurückbringen"

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Das Emmaus-Zentrum nahe der ugandischen Hauptstadt Kampala, das von ACN finanziertz wird, schult junge Menschen, die Wunden der Seelen ihrer Landsleute zu heilen und ihnen in verschiedenen Nöten beizustehen. Ein ganz anderer und aussichtsreicherer "Kampf" als der verbitterte Krieg in seiner Heimat, bekennt John: "Ich bin jetzt ein Soldat für Jesus. Ich kämpfe darum, die Seelen zu Gott zurückzubringen."

John besucht jetzt seine Landsleute, die sich in Uganda mehr schlecht als recht eine neue Existenz aufbauen – vor allem ohne Gewalt und Krieg. "Ich will das Leben zu den Südsudanesen zurückbringen." Er spricht vom Glauben, er spendet Trost, hört sich die schrecklichen Erzählungen der traumatisierten Menschen an und vermittelt Hilfe. John und seine Mitstreiter haben neben katechetischen auch psychologische Kenntnisse im Emmaus-Zentrum erworben. Denn neben den Kriegserfahrungen, der Armut und Arbeitslosigkeit ist auch der Alkoholmissbrauch ein Problem unter den Flüchtlingen.

Es geht um Evangelisierung

Bei der Vorstellung des Motu proprio in Rom sagte Erzbischof Rino Fisichella, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung, im Hinblick auf die Einführung eines Dienstes des Katecheten: „Es ist unsere Hoffnung, dass auf diese Weise der Prozess der Evangelisierung seinen fruchtbaren Weg der Inkulturation in den verschiedenen örtlichen Wirklichkeiten fortsetzt und dass die Millionen von Katechetinnen und Katecheten, die täglich ihr Leben diesem so alten und doch immer neuen Dienst widmen, ihre Berufung für eine engagierte Erneuerung des katechetischen Prozesses zum Wohl der Kirche und der neuen Generationen wiederentdecken.“

18 000 Katecheten weltweit gefördert

"Es bewegt mich immer wieder, mit welcher Energie und Mut die Katecheten, für die ihnen anvertrauten Menschen da sind und mit ihrem Leben die Botschaft des Evangeliums verkünden". Deshalb unterstütze das Hilfswerk seit Jahrzehnten diesen wichtigen Dienst, betonte Florian Ripka. Allein im Jahr 2020 habe die Organisation über 18 000 Katecheten auf allen Kontinenten gefördert – die meisten in Asien und Afrika.

Aber auch in Osteuropa oder den Armenvierteln sowie den Berg- und Urwaldregionen Lateinamerikas übernehmen engagierte Laien diesen Dienst. Die meisten von ihnen bereiten Kinder auf den Empfang von Erstkommunion und Firmung vor, sie leiten Wortgottesdienste und Andachten, übernehmen die Tauf- und Ehevorbereitung, machen Hausbesuche, koordinieren Gebetsgruppen und vieles mehr. In speziellen Kursen werden sie auf ihre Aufgabe vorbereitet. Im vergangenen Jahr wurden 35 Projekte zur Schulung und Weiterbildung von Katecheten in 18 Ländern unterstützt. Hinzu kommen 20 Projekte, in denen das Hilfswerk Bibeln, Katechismen und weiteres Material für die Katechese finanziert hat. 

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