Katholischer Medienpreis der Bischöfe geht an Macher der LGBT-Doku "Wie Gott uns schuf"

LGBT-Flagge
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Der Katholische Medienpreis 2022 geht an die Macher der pro-LGBT-Dokumentation "Wie Gott uns schuf – Coming-out in der Katholischen Kirche". Die ARD-Sendung lieferte im Januar 2022 den Startschuss zur Aktion "Out in Church", die eine Änderung der katholischen, biblisch begründeten Lehre zur Homosexualität fordert.

Der Katholischen Medienpreis wird von der deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM) ausgeschrieben. Mit dem Preis werden laut DBK-Internetseite Beiträge ausgezeichnet, welche "die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen".

Jury-Begründung

In der Begründung für die Verleihung des Katholischen Medienpreises an die Macher der pro-LGBT-Dokumentation – Hajo Seppelt, Katharina Kühn, Marc Rosenthal und Peter Wozny – heißt es: "Es ist das wohl größte Coming-out, das es in der katholischen Kirche jemals gegeben hat: 100 Gläubige, die sich als nicht-heterosexuell identifizieren, wagen in der ARD-Dokumentation den Schritt an die Öffentlichkeit."

Die Jury wurde angeführt von Gebhard Fürst, dem Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Die Preisverleihung wird Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, Anfang November vornehmen.

Die porträtierten kirchlichen Angestellten "berichten von der Not, ihre sexuelle Identität vor ihrem Arbeitgeber verleugnen und ihre Liebe zu einem gleichgeschlechtlichen Partner verheimlichen zu müssen", so die Jury-Begründung weiter. "Über viele Jahre hat sich das Autorenteam des rbb in Zusammenarbeit mit dem SWR mit einem großen Rechercheaufwand dem Thema genähert: Es hat in ganz Deutschland mit Betroffenen gesprochen, behutsam und mit großem Feingefühl. Die überleitende Moderation erliegt nicht der Versuchung, zu bewerten oder zu verurteilen; die Schicksale der Protagonisten sprechen für sich."

Der Film zeige "gläubige Menschen, die sich ganz bewusst für den kirchlichen Arbeitgeber entschieden haben, ihm die Treue halten, auch wenn sie Einschüchterungen ausgesetzt waren, als sie sich outeten. Klar und schnörkellos schildern sie ihr Schicksal, die Kamera bleibt auch bei ihnen, wenn die Emotionen sie überrollen. Besonders beeindruckend ist es zu erleben, wie diese Menschen zu ihrem Glauben stehen und die Kirche als ihre religiöse Heimat nicht infrage stellen. Zu sehen und zu hören sind Menschen, die für die Kirche brennen, obwohl sie von ihr zurückgewiesen werden."

"Es ist ein tief berührender, erschütternder Film, der beschämt und aufrüttelt", heißt es abschließend. "Er zeigt Menschen, die sich nichts mehr ersehnen als Respekt, Akzeptanz ihrer Identität und Anerkennung ihrer Liebe. Der Beitrag, zur besten Sendezeit nach der Tagesschau ausgestrahlt, hat hohe Wellen geschlagen, er wurde in Pfarrgemeinden diskutiert, von katholischen Verbänden gelobt und hat etwas geschafft, was bis dahin undenkbar schien: Für die Jury des Katholischen Medienpreises war es keine Frage, diesem Film den Hauptpreis zu verleihen."

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Kirchliche Lehre

Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 2357) bezeichnet homosexuelle Handlungen unter Berufung "auf die Heilige Schrift" als "schlimme Abirrung". Die kirchliche Überlieferung habe stets erklärt, "'daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind'. Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen."

Äußerungen deutscher Bischöfe im Januar 2022

Bereits bei Erscheinen der Dokumentation im Januar hatten sich zahlreiche deutsche Bischöfe wohlwollend gegenüber der LGBT-Agenda und einer Änderung der kirchlichen Lehre geäußert (CNA Deutsch berichtete).

Der Aachener Bischof Helmut Dieser begrüßte "im Namen der deutschen Bischofskonferenz" die LGBT-Aktion mit der Begründung, die Kampagne sei "ein Zeichen dafür, dass wir daran arbeiten, dass ein solches Klima der Angstfreiheit in unserer Kirche herrschen muss und entstehen muss".

"Niemand darf wegen seiner sexuellen Orientierung oder seine geschlechtlichen Identität diskriminiert oder abgewertet oder kriminalisiert werden", sagte Dieser. "Denn wir lernen auf dem Synodalen Weg, tiefer zu begreifen, dass eben die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität Teil der Person ist und wir haben ein Menschenbild, das uns sagt, dass die Person unbedingt von Gott geliebt ist und in dieser Grundlegung gehen wir beim Synodalen Weg an die Themen der sexuellen Orientierung, der Identität, aber auch des Gelingens von Sexualität neu heran."

Das Bistum Essen teilte mit, es unterstütze die "Initiative #OutinChurch". Bischof Franz-Josef Overbeck habe "bereits vor zwei Jahren die Kirche zu einer 'Entpathologisierung' der Homosexualität aufgerufen", so das Bistum.

Bischof Franz-Josef Bode von Osnabrück teilte mit, er würdige die Kampagne als "einen mutigen Schritt von 125 queeren Mitarbeitenden der katholischen Kirche aus dem ganzen Land". Er forderte auch eine Änderung des Arbeitsrechts. Eine "verlässliche Lösung" könne der "Synodale Weg" leisten, erklärte Bode.

Das Bistum Würzburg erklärte, die von Bischof Franz Jung eingesetzte diözesane "Arbeitsgruppe Regenpastoral" begrüße die LGBT-Kampagne.

Bischof Heinrich Timmerevers von Dresden-Meißen lobte die "Outing"-Kampagne und dankte auf dem offiziellen Twitter-Account seines Bistums den Aktivisten für die "beeindruckenden Zeugnisse". Er sei "sehr dankbar" dafür.

Die Erzdiözese Hamburg veröffentlichte im Januar unter anderem Zitate und Bilder in den sozialen Medien, auf denen Erzbischof Heße die LGBT-Kampagne "Out in Church" begrüßte.

Auf Facebook hieß es, die Aktion wolle "die diffamierenden Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität revidieren". Die Aktivisten forderten "einen Zugang zu den katholischen Sakramenten".

Heße erklärte dazu, auf dem "Synodalen Weg" sollten die Forderungen der LGBT-Kampagne umgesetzt werden: Die Debatte "sollte zu einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und auch des kirchlichen Arbeitsrechts führen".

Weiter teilte der Hamburger Erzbischof mit, er habe "Respekt vor den Menschen, die sich in dieser Aktion zu ihrer sexuellen Orientierung bekennen".

"Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein", sagte Heße. Wir sind stets zur Authentizität und Transparenz aufgerufen vor Gott und selbstverständlich auch voreinander! Davor darf und soll es keine Furcht geben."

Der Erzbischof forderte, der "Synodale Weg" solle "zu einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und auch des kirchlichen Arbeitsrechts führen".

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