Pastoraltheologe Wollbold sieht Ursache für Austritte in "Kirchensteuerpflicht"

Andreas Wollbold
screenshot / YouTube / piscatorTV

Der in München lehrende Pastoraltheologe und Priester Andreas Wollbold hat der Interpretation des Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, widersprochen, wonach angesichts der Rekordzahl von Kirchenaustritten im Jahr 2021 "mit dem Synodalen Weg als Impuls zur inneren Reform und Erneuerung wichtige Schritte in die richtige Richtung" gemacht worden seien.

"Nun gut, näherliegend wäre es zu schließen, dass der Synodale Weg trotz der breiten Medienbegleitung und der Unterstützung durch das kirchliche Establishment offensichtlich nichts bringt für eine Austrittsprävention", kommentierte Wollbold in einem Gastbeitrag für die katholische Wochenzeitung "Die Tagespost" (aktuelle Ausgabe).

Die eigentliche Ursache für den Kirchenaustritt der meisten Menschen sei die "Kirchensteuerpflicht", argumentierte Wollbold unter Berufung auf die Ergebnisse von "zuverlässigen Studien". Aus diesem Grund gebe es "in beiden Konfessionen eine Springflut rund um den Berufseintritt. Eine kleinere Welle schließt sich an, wenn vor allem Frauen nach Erziehungszeiten wieder vollberuflich arbeiten."

"Bei den Zeitreihen über die letzten 60 Jahre lässt sich gut verfolgen: Austritts-Booms finden unter Katholiken und Evangelischen weitgehend parallel statt", so der Pastoraltheologe. "Sie haben darum mehr mit gesellschaftlichen Krisen als innerkirchlichen Skandalen zu tun."

Außerdem gebe es solche Menschen, die trotz großer Kirchenbindung "schwere Enttäuschungen" erlebt haben und "ihren Protest mit dem Austritt" besiegeln. Diese Minderheit umfasse nicht nur Katholiken, "für die selbst der Synodale Weg zu konservativ ist, sondern ebenso solche, die sich von einer zunehmend liberalen Kirche im Stich gelassen fühlen".

Als Reaktion auf die zunehmende enormen Zahlen von Kirchenaustritten in den letzten Jahren formulierte Wollbold einige pastorale Leitlinien, kam aber auch zu dem Schluss, eine "gründliche Steuerreform" liege nahe.

"Allein schon die Höhe der Kirchensteuer stammt aus Zeiten, da der gewöhnliche Christ mit seiner Kirche lebte", rief er in Erinnerung. "Anders heute, wo sich der Kontakt bei den meisten auf seltene Anlässe beschränkt. Aus der Sicht der Dauer-Distanten ist dieser Steuerbetrag entschieden zu hoch und wirkt wie eine Sprungfeder, die jederzeit zum Austritt emporschnellen kann."

Im "kirchlichen Establishment" sei eine derartige Debatte indes tabu – "natürlich, weil der Status quo des kirchlichen Apparats erhalten werden soll. Wenn die Leute die Kirchensteuer mit einem Vereinsbeitrag vergleichen, dann wäre die Höhe der Steuer aus ihrer Sicht nur bei einer regelmäßigen, intensiven Nutzung angemessen."

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In diesem Zusammenhang habe die Idee, den Gläubigen zu überlassen, welche Institution innerhalb der Kirche – ob eine Pfarrei, ein Orden oder ein Bistum – die Kirchensteuer erhalten soll, einen "besonderen Charme". Der Steuerzahler würde dadurch "gestärkt", und die jeweiligen Institutionen hätten "einen wichtigen Anreiz, sich in Qualität und missionarischer Öffnung zu verbessern".

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