Requiem in Regensburg: Bischof Voderholzer würdigt Vermächtnis von Georg Ratzinger

Bischof Rudolf Voderholzer im Gebet vor einem Portrait Georg Ratzingers im Hohen Dom zu Regensburg beim Requiem am 8. Juli 2020.
Uwe Moosburger / Bistum Regensburg

Nach einem gemeinsamen Gebet des Sterbe-Rosenkranzes vor seinem Sarg haben am heutigen Mittwoch, dem 8. Juli, Katholiken ihren Abschied von Monsignore Georg Ratzinger genommen, gemeinsam mit Kardinälen und weiteren Kirchenvertretern, darunter dem Apostolischen Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, sowie Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

Nach dem feierlichen Pontifikal-Requiem wurde der Tote zu seiner letzten Ruhestätte auf Erden geleitet.

Georg Ratzinger, der langjährige Domkapellmeister und Leiter der Domspatzen, war am vergangenen im Alter von 96 Jahren gestorben. Das Requiem im Hohen Dom zu Regensburg war Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Abschied des bekannten Prälaten. Auch die Domspatzen hatten zuvor von ihrem "Cheef" Abschied genommen, wie CNA Deutsch berichtete.

In seiner Predigt zur Totenmesse erinnerte Bischof Rudolf Voderholzer an das Leben des Bruders von Papst emeritus Benedikt, spannte den Bogen von dessen frommen Elternhaus über die Kriegserfahrung bis zur Berufung als Priester und seinem Wirken als Kirchenmusiker. Dabei betonte der Bischof das Vermächtnis Georg Ratzingers mit Blick auf die wichtige Rolle der Kirchenmusik für die Evangelisierung.

"Chorarbeit, Instrumentalunterricht, ob mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, ist ein geistlicher Beruf, eine geistliche Berufung – wir haben erst kürzlich, die Mitbrüder werden es bestätigen – in der Bischofskonferenz darüber gesprochen und den unschätzbaren Wert der kirchlichen Musikpädagogik besprochen".

"Den Anspruch auf höchste Qualität verband Georg Ratzinger dabei mit einer großen Menschlichkeit! Nur so ist die geradezu überwältigende Resonanz zu erklären, die unsere Einladung zu einem digitalen Kondolenzbuch auf der Homepage des Bistums Regensburg erfahren hat. Gerade viele ehemalige Schüler haben durch bewegende Worte ihre Dank- barkeit zum Ausdruck gebracht. Mit höchsten Anforderungen an sich selbst, hat er auch die Sänger gefordert und so gefördert. Es gehört zu seiner Größe, dass er dabei in der Rückschau auch Fehler eingeräumt und dafür um Verzeihung gebeten hat", so Bischof Voderholzer.

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Papst emeritus Benedikt verfolgte die heilige Messe im Livestream, teilte der Bischif mit. Sein Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, verlas stellvertretend im Hohen Dom den Dank Benedikts an alle, die seinem Bruder in der letzten Zeit begleiteten. Wie CNA Deutsch ausführlich berichtete, war der Papa emeritus persönlich in die bayerische Heimat vom 19. bis 22. Juli gereist, um seinen Bruder noch einmal zu sehen und mit ihm zu beten.

Am gestrigen 7. Juli danke der Papst emeritus dem Bischof von Regensburg in einem persönlichen Vergelt's Gott für seinen Dienst. (CNA Deutsch hat den vollen Wortlaut dokumentiert.)

Darin würdigt Joseph Ratzinger drei Eigenschaften seines Bruders: Sein musikalisches Talent, seinen lebensfrohen, geselligen Humor – sowie seine Frömmigkeit. Auch wenn Georg Ratzinger diese  nicht gezeigt habe, so war sie doch über alle Nüchternheit und Redlichkeit die eigentliche Mitte seines Lebens". 

Weiter schreibt Benedikt: "Das Echo auf sein Leben und Wirken, das ich in diesen Tagen in Form von Briefen, Telegrammen und e-mails erhalten habe, geht weit über das hinaus, was ich mir hatte vorstellen können. Menschen aus vielen Ländern, aus allen Ständen und Berufen haben mir geschrieben in einer Weise, die mein Herz berührte. Jedem einzelnen müßte eigentlich eine persönliche Antwort zukommen. Dazu fehlen mir leider Zeit und Kraft, und ich kann nur bei dieser Gelegenheit allen danken für das Mitgehen in diesen Stunden und Tagen. Der Satz von Kardinal Newman bewahrheitet sich für mich gerade jetzt: Cor ad cor loquitur. Durch das Papier hindurch und über alles Papierne hinaus spricht Herz zu Herz." 

Das Requiem endete mit einem Gruß an die Muttergottes, bevor der Sarg von in Schwarz gekleideten Trägern auf den Domplatz gebracht wurde.

Zur Verabschiedung aus dem Dom, der langjährigen Wirkungsstätte des Domkapellmeisters, sang ein Männerchor Mendelssohns Vertonung von Versen aus Psalm 91 singen. "Es war das letzte Stück, das Georg Ratzinger selber bei seiner Verabschiedung 1994 dirigiert hat: 'Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen Deinen Wegen'', erklärte Bischof Voderholzer.

Im Stiftungsgrab der Domspatzen auf dem Unteren katholischen Friedhof ruht nun der Tote – bis zum jüngsten Gericht. 

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