Schweiz: Kanton Zürich zwingt Altersheime dazu, "Sterbehilfe"-Vereine zuzulassen

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Claudia Soraya / Unsplash (CC0)

Sollen Altersheime dazu gezwungen werden, Beihilfe zum Suizid zuzulassen? Ja, beschloss der Zürcher Kantonsrat mit 92 gegen 76 Stimmen. Alters- und Pflegeheime in Zürich sind gesetzlich verpflichtet, externen Organisationen wie "Exit" oder "Dignitas" Zutritt zu gewähren und damit den assistierten Suizid von Altenheimbewohnern zu ermöglichen.

Das berichtet "Bioethik Aktuell", eine Publikation des Instituts für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE).

Bisher lag es im eigenen Ermessen der jeweiligen Trägerschaft, ob sie Menschen, die sich das Leben nehmen wollen, unterstützen oder nicht.

Zürich ist damit einer von vier der 26 Schweizer Kantone, der in der umstrittenen Frage der Beihilfe zum Suizid per Gesetz direkt in freie Trägerschaften eingreift. 

"Exit" und "Dignitas" reagierten erfreut über den Entscheid, dem eine emotionale Debatte unter den Kantonsräten vorausging. Die Parteien SVP und EVP kündigten ein Referendum gegen den Entscheid an. Sollten die nötigen Stimmen erreicht werden, könnte es noch zu einer Volksabstimmung kommen. 

Experten warnen schon seit Jahren davor, dass Suizidgedanken bei älteren Menschen auf Depressionen zurückzuführen sind, die weder diagnostiziert noch behandelt wurden.

Ein altersfeindliches Klima fördere zudem die Idee des „altruistischen Suizids“, konstatiert die Schweizer Alterspsychiaterin Jaqueline Minder. Durch das gemeinsame Planen und Vorbereiten der Handlung in der Begleitung durch "Sterbehelfer" werde dies verstärkt, kritisiert Minder.

"Die Zahlen in der Schweiz bestätigen diese Entwicklung", sagt die Wiener Ethikerin Susanne Kummer. "Die assistierten Suizide sind in unserem Nachbarland dramatisch gestiegen und haben sich zwischen 2010 und 2018 verdreifacht", so die IMABE-Geschäftsführerin.

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Während die Zahl der sog. „harten“ Suizide mit rund 1.000 Fällen pro Jahr seit etlichen Jahren konstant geblieben ist , kommen inzwischen 1.176 Fälle von assistiertem Suizid (im Jahr 2018) bei Schweizern hinzu.

"Hier wird deutlich wie sog. 'Sterbehilfe'-Organisationen mit ihrem Angebot de facto eine effektive Suizidprävention unterlaufen", kritisiert Kummer.

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