"Synodaler Weg" beschließt Grundtext, der Frauen "Zugang zum sakramentalen Amt" öffnet

Synodalversammlung, 9. September 2022
Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

Der "Synodale Weg" hat am frühen Freitagabend einen Grundtext über die Rolle der Frau in der Kirche offiziell beschlossen, wonach ein neuer Blick "auf die Ämter in den biblischen Texten und der Ansatz bei der fundamentalen Gleichheit aller Glaubenden bedeutet, die Frage nach dem Zugang von Frauen zum sakramentalen Amt in den Kontext der grundlegenden Erneuerung der Ämtertheologie zu stellen". Gerade für die Möglichkeit weiblicher Diakone macht sich der 32-seitige Text stark.

Rund 92 Prozent aller Mitglieder des "Synodalen Wegs" stimmten für die Annahme des Textes. Unter den Bischöfen – laut Satzung bedarf es auch dort einer Zwei-Drittel-Mehrheit – waren fast 82 Prozent (45 Bischöfe) für den Text, während etwa 18 Prozent mit "Nein" stimmten (10 Bischöfe). Fünf der anwesenden 60 Bischöfe enthielten sich der Stimme.

In der Debatte vor der Abstimmung hatten sich zahlreiche Bischöfe zu Wort gemeldet, einige von ihnen auch kritisch. Einige Bischöfe, darunter Michael Gerber von Fulda, hatten erklärt, ihre Zustimmung zum Grundtext sei "nicht einfach als Zustimmung zu jeder Passage" zu verstehen, "sondern als Ausdruck meiner Verantwortung in diesem Sinne des Dienstes an der Einheit, aber auch Verantwortung, die ich habe für die Menschen, und als Auftrag, dass diese Texte jetzt ein wichtiger Schritt sind in unserem Ringen sowohl in Deutschland als auch auf universalkirchlicher Ebene".

Kardinal Woelki

Demgegenüber hielt der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, fest: "Ich werde mich also schwer tun, diesem Text zuzustimmen und werde das auch so nicht tun können, auch in der Gänze nicht. Ich glaube, die Problematik ist, dass natürlich Grundannahmen gewählt worden sind bei diesem Text und bei all den anderen auch, die dann natürlich [in] eine bestimmte Richtung führen und [...] zu einem bestimmten Ergebnis kommen, so dass es eigentlich kaum möglich ist, denke ich jedenfalls, da einzelne Dinge zu korrigieren oder anders zu formulieren."

Woelki warnte außerdem vor dem Umgang mit Texten: "Wir haben mit Blick auf den Text von gestern gehört, dass [...], wenn der verworfen ist, dann doch nicht ganz verworfen ist, sondern dann doch weit damit gearbeitet wird, so dass ich eigentlich auch davon ausgehen muss, wenn ich dem hier zustimme, dass dann doch in irgendeiner Weise nachher damit gearbeitet und dann gesagt wird: Naja, wir haben darüber diskutiert und es ist abgestimmt und das Votum ist so und so gewesen. Jetzt müssen wir auch dazu stehen."

Am Donnerstag war ein Grundtext, der eine Kehrtwende in der katholischen Sexualmoral beschlossen hätte, durch eine Sperrminorität der Bischöfe knapp abgelehnt worden. Am nächsten Tag verkündete Bischof Georg Bätzing, man werde ihn trotzdem in die mehrjährige Weltsynode, die noch bis Herbst 2023 andauert, einbringen.

"Ansonsten glaube ich mit Blick auf die Diskussion tatsächlich, dass sie durch Ordinatio sacerdotalis und durch die entsprechende Äußerung – die Antwort – der Glaubenskongregation, die die entsprechende dogmatische Einordnung dieses Textes vorgenommen hat, abgeschlossen ist.

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Papst Johannes Paul II. hatte in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis von 1994 eindeutig festgehalten, "daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben".

Traditionell sieht die Kirche das Sakrament der Weihe – bestehend aus Bischofs-, Priester und Diakonenweihe – als Einheit. Wenn also die Priesterweihe von Frauen nicht möglich ist, so gilt dies analog für die Bischofs- und Diakonenweihe. Verfechter einer Änderung der kirchlichen Lehre argumentieren, zumindest weibliche Diakone könne es geben.

Bischof Voderholzer

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sagte in seiner Begründung zur Ablehnung des Grundtexts, er habe "schon als Hochschullehrer meine Aufgabe darin gesehen, und sehe es jetzt als Bischof erst recht als meine Aufgabe, den Glauben der Kirche zu lehren, zu erschließen, zu begründen – so die Menschen im Glauben zu heiligen und das Bistum in der Einheit dieses Glaubens auch mit der Weltkirche zu leiten und in Bezug auf diese Lehre die Rezeption sozusagen zu fördern".

"Der Text stellt hinter das mit quasi höchstverbindlicher Lehrautorität verkündete Schreiben Ordinatio sacerdotalis ein Fragezeichen und möchte dieses Fragezeichen vergrößern und in die Weltkirche vermitteln", erläuterte Voderholzer. "Das ist theologisch legitim, aber das kann ich als Bischof so nicht unterschreiben. Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, dass Fragezeichen zu vergrößern, sondern hinter Ordinatio sacerdotalis ein Ausrufezeichen mit guten theologischen Gründen, von denen ich überzeugt bin, dass es gute Gründe sind, stark mache."

"Ich halte die Gleichberechtigung von Mann und Frau für eine gottgegebene Selbstverständlichkeit", betonte der Bischof von Regensburg. "Aber ebenso halte ich die Geschlechterdifferenz und die unterschiedlichen Aufgaben und Berufungen und das Aufeinanderbezogen-Sein von Mann und Frau für eine gottgegebene Selbstverständlichkeit und einen Reichtum für die Kirche und die Menschheit insgesamt."

"Die Braut-Bräutigam-Metaphorik ist nicht eine überkommene und veraltete Vorstellung", sagte Voderholzer, "sondern auch die Basis für die Sakramentalität der Ehe und insgesamt biblisch sehr gut begründet".

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Nach der Verabschiedung des Grundtexts zur Rolle der Frau stehen noch mehrere Handlungstexte, die vom selben Synodalforum unter der Leitung von Bischof Franz-Josef Bode und Dorothea Sattler ausgearbeitet wurden, auf der Tagesordnung: "Präsenz und Leitung – Frauen in Kirche und Theologie" in zweiter Lesung sowie "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" und "Verkündigung des Evangeliums durch Frauen in Wort und Sakrament" in erster Lesung.

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