Köln - Donnerstag, 2. Juli 2020, 13:35 Uhr.
Der verstorbene Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, hat sehr mit dem Rücktritt Papst Benedikts XVI. gehadert. Das berichtet der Kölner Weihbischof und langjährige Weggefährte Meisners, Dominikus Schwaderlapp, in einem Exklusiv-Interview mit dem katholischen Fernsehsender EWTN.
"Er hat das angenommen, aber es ist ihm sehr schwergefallen", so Schwaderlapp.
Schwaderlapp wurde 1993 von Kardinal Meisner zum Priester geweiht, diente ihm viele Jahre als Sekretär und Generalvikar im Erzbistum Köln, bis er schließlich 2012 - erneut durch Meisner - die Bischofsweihe empfing.
Im Gespräch mit EWTN, das Mitte Juni in Köln aufgezeichnet wurde, erzählt Schwaderlapp von seinem Alltag mit dem streitbaren Kardinal, der sich neben seiner aufrichtigen Frömmigkeit auch immer einen besonderen Humor bewahrt habe. "Der Kardinal hat gerne gelacht", berichtet Schwaderlapp, "manchmal über andere."
Kardinal Meisner starb am 5. Juli 2017 in Bad Füssing (Niederbayern). Vor seiner Ernennung zum Erzbischof von Köln im Jahr 1988 war der gebürtige Schlesier Weihbischof in Erfurt und Bischof von Berlin.
Kardinal Meisner: Ein Mann des Widerstands
Besonders während seiner Amtszeit als Erzbischof von Köln war Meisner oft scharfer Kritik ausgesetzt. Schwaderlapp, der ihn vor allem als Sekretär und Generalvikar aus nächster Nähe erlebte, berichtet:
"Er hat das im christlichen Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes angenommen. Er sagte dann auch schon mal: 'Wenn mich die zu viel loben würden, dann wüsste ich, dass ich was falsch gemacht habe'."
Dennoch habe ihm die Kritik auch zugesetzt, gerade unter dem innerkirchlichen Konflikt bei der "Schwangerschaftskonfliktberatung" habe er "wirklich gelitten". Papst Johannes Paul II. hatte 1998 in einen Brief an die deutsche Bischofskonferenz darum gebeten, dass in kirchlichen Beratungsstellen keine Beratungsscheine mehr ausgestellt werden sollen, da eine solche Beratung zwar zum Schutz des ungeborenen Menschen führen könnte, aber eben auch die Gefahr bestehe, dass sich die Kirche durch die Ermöglichung einer Abtreibung mithilfe dieses Scheins ihrem Zeugnis für das Leben unglaubwürdig mache.
Neben dem Fuldaer Bischof Johannes Dyba und dem kürzlich verstorbenen Bischof Anton Schlembach hatte sich auch Meisner für den unbedingten Schutz des ungeborenen Lebens eingesetzt. Schwaderlapp wörtlich:
"Er war einer der wenigen, die gesagt haben: 'Wir können das doch nicht machen. Wir können doch nicht einen Schein ausstellen, wo drauf steht, der ist gegen die Abtreibung, aber er begünstigt eine Abtreibung, ist sogar notwendig für eine Abtreibung'."
Der Überzeugungstäter
Letztlich seien es vor allem "seine Frömmigkeit, sein tiefer Glaube, seine Geradlinigkeit, seine Tapferkeit", die den verstorbenen Erzbischof ausgezeichnet hätten. Diese Eigenschaften hätten auch seine Gegner beeindruckt, wie beispielsweise die Aktivistin Alice Schwarzer. Schwarzer, die sich für das angebliche "Recht auf Abtreibung" einsetzt, hatte 2017 am Rande der Beisetzung Meisners in einem Interview den Kardinal als "einfühlsam"und "konsequent" beschrieben. "Was mir nicht in allen Punkten gepasst hat", fügte sie an, "was mir aber imponiert hat."
Auch im Interview mit EWTN kommt die spezielle Beziehung der beiden zur Sprache. "Beide haben sich respektiert, weil sie beide Überzeugungstäter waren", meint Schwaderlapp.
Zum Abschluss erinnert der Weihbischof an einen Ausspruch Meisners, der eine gute Definition für den Glauben sei:
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"Glauben bedeutet, sich im Dunkeln an das erinnern, was man im Licht gesehen hat."
Das Gespräch mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wird am kommenden Sonntag, dem 5. Juli, im Anschluss an das Pontifikalamt aus Köln um 10.00 Uhr und abends direkt nach der Heiligen Messe aus Balderschwang (Ende der Live-Übertragung: ca. 19.30 Uhr) im regulären TV-Programm und Internet-Livestream von EWTN Deutschland ausgestrahlt. Das komplette Interview ist schon jetzt online abrufbar auf dem Youtube-Kanal von EWTN.TV.
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