"Wir führen schon Dialog": Erzbischof von Vaduz sieht von synodalem Prozess ab

Die Kathedrale St. Florin in Vaduz (Fürstentum Liechtenstein).
Ondrej Bocek / Unsplash (CC0)

Erzbischof Wolfgang Haas hat entschieden, von einer Beteiligung des Erzbistums Vaduz in Liechtenstein am diözesanen Verfahren des synodalen Prozesses der Weltkirche abzusehen.

"Ich bin der Auffassung, dass in unserem kleinen Erzbistum von der Durchführung eines solch komplexen und mitunter gar komplizierten Verfahrens, das in unseren Breiten Gefahr läuft, ideologisch verzweckt zu werden, aus guten Gründen abgesehen werden kann", so Haas in einer Mitteilung am 15. Oktober.

Der Erzbischof verweist auf das "Vademecum für die Synode zur Synodalität"  für die Beratungen in den Ortskirchen. Die Hauptaufgabe des Bischofs werde dort im Zuhören gesehen, nicht in grossen Diskussionen und langen Debatten.

"Es soll ein Hinhören auf das sein, was der Heilige Geist uns sagen will. Dieses Hören setzt unser Gebet um die geistliche Gabe der Unterscheidung voraus. Vor allem zum Gebet um diese besondere Gabe möchte ich ermutigen und erbitte dazu allen den Segen Gottes", erklärt der 73 Jahre alte Oberhirte.

CNA Deutsch hat den Erzbischof um ein Interview gebeten, auch mit Blick auf die Frage nach der angesprochenen Gefahr ideologischer Verzweckung. Das Erzbistum teilte freundlich mit, dass der Oberhirte bereits seit Jahren keine Interviews gebe.

Foto: Monegasque2 / Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Erzbischof Haas erklärt in seiner Mitteilung, zum einen erlaubten im Erzbistum die Nahverhältnisse schnell und unkompliziert den Kontakt von Seelsorgern und Laien in den Pfarreien der Diözese, "so dass schon immer ein geistiger und geistlicher Austausch möglich war und ist".

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"Alle, die dies wollen, können miteinander in Dialog treten, aufeinander hören sowie über Anregungen, Wünsche und Vorstellungen im kirchlichen Alltag eine persönliche Kommunikation pflegen", so das Bischofswort weiter.

Zum anderen gelte ohnehin, dass Beratungen auf verschiedenen Ebenen, namentlich auch auf der diözesanen Ebene, erfolgten.

Das Territorium des Erzbistums Vaduz liegt im deutschsprachigen Alpenraum zwischen der Schweiz und Österreich und umfasst das Staatsgebiet des Fürstentums Liechtenstein. Es hat seine historischen Wurzeln in der Geschichte des Bistums Chur. Die Erzdiözese Vaduz wurde am 2. Dezember 1997 durch die Apostolische Konstitution "Ad satius consulendum" von Papst Johannes Paul II. errichtet.

Mit Predigten, Hirtenbriefen und Stellungnahmen haben Bischöfe in deutschsprachigen Diözesen aber auch anderen Teilen der Welt am vergangenen Sonntag den von Papst Franziskus eingesetzten ersten Teil des synodalen Prozesses begonnen, der zur Synode über Synodalität der Weltkirche im Jahr 2023 führen wird.

In New York sagte Kardinal Timothy Dolan in seiner Predigt am 17. Oktober: "Was ist diese Synodalität, von der Papst Franziskus häufig spricht? Ich weiß nicht, ob ich es ganz verstehe oder ob der Heilige Vater ehrlich zugibt, dass er es auch nicht ganz versteht, und uns deshalb diese Aufgabe übertragen hat". Der Erzbischof von New York schlug sieben "Schlüssel" vor, um sich den synodalen Prozess zur Synodalitätssynode zu erschließen.

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Während der diözesanen Phase des synodalen Prozesses wird jeder Bischof gebeten, vom 17. Oktober 2021 bis April 2022 einen Konsultationsprozess mit der Ortskirche durchzuführen.

Im Handbuch heißt es, dass die Diözesen lokale Versammlungen für "synodale Konsultationen" organisieren und auch Einzelpersonen die Möglichkeit geben sollten, ihr Feedback direkt an die Diözese zu geben.

Es wird empfohlen, dass mehrere Pfarreien zu diesen "synodalen Konsultationstreffen" zusammenkommen, damit "eine Reihe von Menschen mit unterschiedlichem sozioökonomischem Hintergrund, unterschiedlicher ethnischer Herkunft und unterschiedlichen Altersgruppen" daran teilnehmen.

CNA Deutsch dokumentiert den vollen Wortlaut des Bischofswortes, wie ihn das Erzbistum veröffentlicht hat.

Ein Wort des Erzbischofs von Vaduz zum “Synodalen Prozess” in der Kirche

Papst Franziskus hat einen weltweiten sogenannten “Synodalen Prozess” angestossen, der nun in den einzelnen Diözesen in Gang kommen soll. Dazu hat das Sekretariat der römischen Bischofssynode bereits in verschiedenen Sprachen eine Reihe von Dokumenten veröffentlicht, die über das Internet zugänglich sind.

Ich bin der Auffassung, dass in unserem kleinen Erzbistum von der Durchführung eines solch komplexen und mitunter gar komplizierten Verfahrens, das in unseren Breiten Gefahr läuft, ideologisch verzweckt zu werden, aus guten Gründen abgesehen werden kann.

Zum einen erlauben die Nahverhältnisse in unseren Pfarreien schnell und unkompliziert den gegenseitigen Kontakt von Seelsorgern und Laien, so dass schon immer ein geistiger und geistlicher Austausch möglich war und ist. Alle, die dies wollen, können miteinander in Dialog treten, aufeinander hören sowie über Anregungen, Wünsche und Vorstellungen im kirchlichen Alltag eine persönliche Kommunikation pflegen. In Pfarrei- und Kirchenräten, ebenso in schulischen, sozialen und karitativen Institutionen und in Bildungseinrichtungen bestehen ständige Beziehungen unter interessierten Menschen, bei denen ein verantwortungsbewusster, taktvoller, sensibler Umgang miteinander stattfinden kann.

Zum anderen gilt ohnehin, dass Beratungen auf verschiedenen Ebenen, namentlich auch auf der diözesanen Ebene, erfolgen, wenngleich zur Zeit “Corona-bedingt” nicht alles durch persönliche Begegnungen möglich ist. Wer hingegen auf schriftlichem Wege Wünsche, Anliegen und Anregungen zur Gestaltung des kirchlichen Lebens in unserer Diözese vorbringen möchte, kann dies nach wie vor tun und sich direkt an den Erzbischof oder an das Generalvikariat wenden. Im “Vademecum für die Synode zur Synodalität” als einem offiziellen Handbuch für die Beratungen in den Ortskirchen wird die Hauptaufgabe des Bischofs im Zuhören gesehen, nicht in grossen Diskussionen und langen Debatten. Es soll ein Hinhören auf das sein, was der Heilige Geist uns sagen will. Dieses Hören setzt unser Gebet um die geistliche Gabe der Unterscheidung voraus. Vor allem zum Gebet um diese besondere Gabe möchte ich ermutigen und erbitte dazu allen den Segen Gottes.

15. Oktober 2021

✠ Wolfgang Haas
Erzbischof von Vaduz

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