"Roma locuta, causa finita"? Was hinter der Banner-Aktion an Wiens ältester Kirche steckt

Die Kirche St. Ruprecht am Ruprechtsplatz in der Inneren Stadt Wiens.
Archivbild (Bwag/Wikimedia CC BY-SA 4.0)

In einer Nacht- und Nebelaktion haben junge Katholiken in Wien ein Banner an der Ruprechtskirche aufgehängt, auf dem "God cannot bless sin. Roma locuta – causa finita" steht, auf Deutsch: "Gott kann Sünde nicht segnen" zu lesen steht. Am gleichen Gotteshaus ist auch die Regenbogen-Fahne der LGBT-Bewegung angebracht, offenbar aus Protest gegen die Klarstellung aus Rom, dass die Kirche auch weiterhin homosexuelle Verbindungen nicht segnen kann.  Die anonyme Aktion wurde in anderen Medien aufgegriffen und auf YouTube veröffentlicht. Im Interview mit CNA Deutsch erklärte die Gruppe ihre Beweggründe.

Wie kam es zu der Aktion in St. Rupprecht?

In erster Linie konnten wir die Provokation, die diese antikatholische "Fahne" auf der ältesten Kirche Wiens bedeutet, nicht unkommentiert lassen.
Zusätzlich wollten wir auch in der derzeitigen Debatte, was die Segnung homosexueller Paare betrifft, ein klares Zeichen setzen und die katholischen Amtsträger daran erinnern, was die immerwährende Lehre der katholischen Kirche ist, die von der Glaubenskongregation im März unmissverständlich und prägnant bestätigt wurde.

Wer steckt dahinter ? Die Gruppe heißt Christus vincit und scheint neu zu sein.

Wir sind eine Gruppe befreundeter Katholiken in Wien und haben uns spontan zu dieser Aktion entschieden. Der Kanal "Christus vincit" diente für uns lediglich als Plattform für die Veröffentlichung. Der Name ist aber dennoch bewusst gewählt mit dem Gedanken, dass Christus für uns den Sieg bereits errungen hat und dass wir selbst in Zeiten wie diesen stets guter Hoffnung sein können.

Warum bleiben Sie anonym?

Wir sind der Meinung, dass es bei dieser Aktion sinnvoller ist, die Botschaft in den Vordergrund zu stellen.

Sie schreiben im Namen der Gläubigen Wiens – wie bewerten Sie die Äußerungen des Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn, zum Thema?

Der Erzbischof macht sich in manchen Aussagen zu Recht Gedanken um die Gefühle homosexuell orientierter Menschen. Aber wir bezweifeln, dass diese Priorisierung der Gefühle über das Seelenheil jenen Menschen dienlich ist –und das Seelenheil ist immer noch die oberste Priorität eines Hirten und Seelsorgers. Wir denken, dass diese Art von Unklarheit zu Verwirrung und falscher Hoffnung bei betroffenen Personen führen kann, die letztlich beide Seiten verletzt.
 
Größere Sorgen macht uns allerdings eine andere Aussage des Erzbischofs: "Wenn die Bitte um den Segen keine Show ist, also nicht nur eine Art Krönung von einem äußerlichen Ritual, wenn die Bitte um den Segen ehrlich ist, es wirklich die Bitte um den Segen Gottes für einen Lebensweg ist, den zwei Menschen, in welcher Situation auch immer, zu gehen versuchen, dann wird man ihnen diesen Segen nicht verweigern." Diese Argumentationslinie würde doch –zu Ende gedacht –die kirchliche Segnung eines jeden Lebensweges rechtfertigen, egal wie sündhaft er ist.

Was erwarten Sie vom Vatikan mit Blick auf die bestehende Praxis der Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen, und auf den Tag der Segnungen, der für den 10. Mai geplant ist?

Wir würden uns vom Vatikan erwarten, dass er den offenen Ungehorsam und die Widersetzung gegen die kirchliche Lehre angemessen sanktioniert.

Haben sie weitere Aktionen vor, was wollen Sie damit erreichen?

Wir wollten einerseits damit zeigen, dass so eine Provokation in Wien nicht einfach toleriert wird und andererseits hoffen wir, dass wir dadurch vielleicht ein Umdenken bei gewissen Amtsträgern auslösen könnten. Außerdem denken wir, dass eine solche Aktion anderen Katholiken Mut und Hoffnung geben kann. Wir hoffen eigentlich, dass keine weiteren Aktionen mehr notwendig sein werden, sollte es jedoch eine weitere geben, würde sie aus der gleichen Intention heraus entstehen, nämlich den katholischen Glauben zu verteidigen.
 

Hintergrund: Das "Nein" aus dem Vatikan 


Mit persönlicher Zustimmung von Papst Franziskus hatte die Glaubenskongregation des Vatikans am 15. März 2021 neuen Forderungen nach einer Segnung homosexueller Partnerschaften eine kategorische Absage erteilt.  

Der Widerspruch und offene Ablehnung mehrer deutschsprachiger Bischöfe, dieses "Nein" aus Rom  zur Kenntnis zu nehmen beziehungsweise umzusetzen, sorgte bereits vor der Wiener Aktion für weltweites Aufsehen. Neben Kardinal Schönborn haben sich auch Kardinal Reinhard Marx sowie die Bischöfe Georg Bätzing, Franz-Josef Bode, Helmut Dieser, Peter Kohlgraf, Franz-Josef Overbeck und Heinrich Timmerevers für einen Segen homosexueller Partnerschaften ausgesprochen.

Andere Katholiken – darunter mehrere Kardinäle der Weltkiche und eine Zahl deutscher Bischöfe – haben das Schreiben des Vatikans dagegen ausdrücklich begrüßt und ihrerseits bestätigt, keine homosexuellen Verbindungen zu segnen. Dazu gehören Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln und die Bischöfe Stephan Burger von Freiburg, Ulrich Neymeyr von Erfurt, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Wolfgang Ipolt von Görlitz, Stefan Oster von Passau sowie Rudolf Voderholzer von Regensburg.

Die Glaubenskongregation hatte bereits im Jahr 2003 erklärt: "Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen". 

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