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Ehemalige der Katholischen Integrierten Gemeinde fordern Aufarbeitungskommission

Kardinal Reinhard Marx im Gespräch mit Journalisten am letzten Tag der Tagung zum Thema "Jugendschutz in der Kirche" am 24. Februar 2019 in Rom.

Ehemalige Mitglieder und Angehörige der "Katholischen Integrierten Gemeinde" haben am heutigen Montag den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz um eine Aufarbeitungskommission im Fall der mittlerweile aufgelösten Gemeinschaft gebeten. 

Das von mehreren Ex-Mitgliedern unterzeichnete Schreiben an Bischof Georg Bätzing liegt CNA Deutsch vor. Es übt Kritik am Münchner Kardinal Reinhard Marx, wie auch der Bayerische Rundfunk meldet

In dem Schreiben heißt es, die Bischofskonferenz "möge eine Wahrheits- und Aufarbeitungskommission einsetzen mit dem Ziel einer umfassenden Aufarbeitung der Theologie und Praxis der  ehemaligen Integrierten Gemeinden".  

Der Bayerische Rundfunk strahlte vor zwei Monaten eine Sendung über die Organisation aus. In "Seelenfänger: Katholische Sekte - Die Integrierte Gemeinde" erhoben ehemalige Mitglieder schwere Vorwürfe gegen ein "totalitäres System". 

Das Erzbistum München und Freising hatte im November 2020 den öffentlichen kirchlichen Verein Katholische Integrierte Gemeinde aufgelöst. 

Der 1986 errichtete Verein besaß nach den der Erzdiözese vorliegenden Angaben zuletzt weder Leitungsorgane noch Mitglieder.

Kardinal Reinhard Marx — gegen den ehemalige Mitglieder im Bayerischen Rundfunk, ebenso wie gegen seine Vorgänger, die Kardinäle Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger,  Vorwürfe erhoben haben — habe sich in einem Presseclub-Gespräch im vergangenen Dezember dahingehend geäußert, dass die Visitation nicht rechtsgültig gewesen sei, weil die "andere  Seite" nicht mitgemacht habe, so der heute publik gewordene Brief.

"Dies empfinden wir als unverständliche Relativierung bzw. Distanzierung. Mit dieser Aussage des Kardinals werden zum einen die zahlreichen  Zeugenaussagen der Betroffenen abqualifiziert und zugleich die Arbeit der drei Visitatoren als nicht objektiv hingestellt und missachtet", erklärt das Schreiben.  

Die Kommission "sollte durch einen Bischof geleitet werden, der die delegierten Vollmachten der beteiligten Bischöfe erhält und dadurch weisungsbefugt  gegenüber den Priestern der KIG ist. (Die Priestergemeinschaft ist noch nicht rechtsgültig aufgelöst.)"  

Einzuladende Teilnehmer wären, so der Brief weiter: "Ehemalige Gemeindeverantwortliche und vor allem die verantwortlichen Priester."

Kardinal Marx zeigte laut einer Mitteilung im November Verständnis für Menschen, die sich von dem Verein enttäuscht fühlten: "Ich bedaure sehr, dass ehemalige Mitglieder in der Auseinandersetzung mit der Katholischen Integrierten Gemeinde Leid erfahren mussten und die Verantwortlichen sich gegenüber den Visitatoren nicht als kooperationsbereit erwiesen haben. Der Bericht der Visitatoren verdeutlicht, dass nicht mangelnder Glaube oder einzelnes persönliches Versagen den Verein problematisch machten, sondern dass hier manche negativen Erfahrungen im Anspruch und in der Struktur der Katholischen Integrierten Gemeinde grundgelegt waren."

Hintergrund: "Integrierte Gemeinde"

Die 1948 gegründete "Integrierte Gemeinde" sollte nach eigener Darstellung "ein Ort für ein aufgeklärtes und unverkürztes Christentum" sein und galt jahrelang für manche Katholiken als ein vielversprechender "Aufbruch" in der Kirche. Im Jahr 1978 wurde sie von den damaligen Erzbischöfen in Paderborn und München – Johannes Degenhardt und Joseph Ratzinger – kirchlich anerkannt und 1985 als öffentlicher Verein nach dem katholischen Kirchenrecht errichtet. 

Wie CNA Deutsch berichtete, wurden im November 2019 Ergebnisse eines Zwischenberichts des Erzbistums München und Freising veröffentlicht, demzufolge ehemalige Mitglieder über Eingriffe in das Privatleben – bis hin zur Wahl des Wohnorts und der Zahl der Kinder in einer Familie – sowie die Ausübung psychischen Drucks auf Angehörige schilderten.

Ein ehemaliges Mitglied begrüßte im November 2019 gegenüber CNA Deutsch die Untersuchung und bezeichnete sie als "ein Glück und ein Segen für die Kirche und für die letzten Mitglieder der IG selbst, die einem im Grunde nur leid tun können". 

Zu den Vorwürfen gegen die Gemeinde gehörte Medienrecherchen zufolge auch ein angeblicher "Kult" um die Person der Gründerin, Traudl Wallbrecher. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Wie CNA Deutsch berichtete, hatte sich auch Papst emeritus Benedikt XVI. im Jahr 2020 von der Gemeinde distanziert.

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