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Neue Statistik: Dramatischer Anstieg der Kirchenaustritte in Deutschland

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Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist im vergangenen Jahr dramatisch angestiegen: Insgesamt über 216.000 Menschen haben 2018 der Kirche den Rücken gekehrt. Im Jahr 2017 waren es gut 178.000 Menschen.

Gleichzeitig ist die Zahl der Gottesdienstbesucher gesunken: Der Anteil liegt im Durchschnitt in Deutschland nun unter zehn Prozent.

Das ist das Ergebnis der heute veröffentlichten Kirchenstatistik des Jahres 2018 der deutschen Bischofskonferenz.

Demzufolge gab es im vergangenen Jahr 23 Millionen getaufte Katholiken in Deutschland – bei einer Gesamtbevölkerung von 83 Millionen – von denen noch 9,3 Prozent das Sonntagsgebot beachteten.

Die Zahlen bestätigen die im Mai 2019 veröffentlichte Prognosen, denen zufolge sich die Zahl der Christen in der Bundesrepublik bis zum Jahr 2060 halbieren wird, wie CNA Deutsch berichtete.

Austritte und Gottesdienstbesuche

Die meisten Austritte verbuchte das Erzbistum München und Freising: Über 22.500 Menschen in der traditionell katholischen, oberbayerischen Region traten 2018 aus der Kirche aus, in der 1,67 Millionen Menschen katholisch getauft und gemeldet sind.

In anderen Bistümern mit einer größeren Anzahl von Katholiken waren es etwas weniger: In Rottenburg-Stuttgart (1,81 Millionen Katholiken) waren es knapp 17.500 Personen, und in Münster, in dem fast 200.000 mehr Katholiken als in München leben, waren es 11.442 Personen von 1,86 Millionen Katholiken, die der Statistik zufolge austraten.

Auch die Zahl der Gottesdienstteilnehmer unter den Katholiken, die in Bayern im Schnitt bei 11,5 Prozent liegt, ist im Erzbistum München und Freising etwas geringer, aber immer noch höher als im Westen der Republik: In München und Freising liegt der Anteil der Kirchgänger bei 9,4 Prozent. In den Nachbarbistümern ist er deutlich höher – in Augsburg sind es 11,8 Prozent, Eichstätt 14 Prozent, in Regensburg sogar 14,6 Prozent der Katholiken, die sonntags an der Eucharistiefeier teilhaben. Einen höheren Anteil verzeichnen in Deutschland nur noch die Diaspora-Bistümer Görlitz (16,8 Prozent), Erfurt (16,4 Prozent) und Dresden-Meißen (15 Prozent).

Zum Vergleich: Den geringsten prozentualen Anteil an sonntäglichen Teilnehmern am heiligen Messopfer melden die am Rhein gelegenen Bistümer Trier (7,2 Prozent), Aachen (7,3 Prozent) Speyer (7,4 Prozent). Auch das Erzbistum Köln meldet an Sonntagen einen relativ geringen Anteil von 7,8 Prozent Kirchgängern. Im Bundesland Schleswig-Holstein – dessen Pfarreien zum Erzbistum Hamburg gehören, der flächenmäßig größten Diözese Deutschlands - gingen laut Kirchenstatistik im Jahr 2018 nur 6,0 Prozent der Katholiken zur heiligen Messe.

Weniger Priester und Pfarreien

Die weitere Kirchenstatistik - von der Teilnahme an den weiteren Sakramenten bis hin zur Zahl der Geistlichen - zeichnet ein nicht weniger dramatisches Bild von der fortschreitenden "Verdunstung des Glaubens" (Kardinal Wetter) im Land. 

Waren im Jahr 2000 noch über 17.000 Priester in den 27 deutschen Bistümern im Einsatz, so ist deren Zahl mittlerweile auf 11.161 Priester im Jahr 2018 geschrumpft (im Vorjahr waren es 13.560). Und der Trend geht weiter rasant bergab: Im vergangenen Jahr wurden insgesamt gerade mal 60 diözesane Priester geweiht, so die Statistik.

Entsprechend solcher Zahlen werden auch Pfarreien immer weniger: 2018 gab es 10.045 Pfarreien in Deutschland – im Jahr 2000 waren es noch 13.241. 

Reaktionen und Warnung des Papstes

In einer Stellungnahme – die am heutigen Freitag mit der Kirchenstatistik veröffentlicht wurde – sagte Pater Hans Langendörfer SJ, der langjährige Sekretär der Bischofskonferenz, die Zahlen seien "besorgniserregend". Gleichzeitig bewertete er sie jedoch als Ansporn für bereits laufende "Veränderungsprozesse".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Wir bedauern es, wenn Menschen die katholische Kirche durch einen Austritt verlassen. Wir verstehen, wenn durch Entfremdungsprozesse oder einen großen Vertrauensverlust Misstrauen entstanden ist und Glaubwürdigkeit verspielt wurde", so Langendörfer.

Die Zahlen der Sakramentenspendungen zeigten, "dass der Abwärtstrend nicht zu stoppen ist".

Er sei jedoch "dankbar, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pastoral und in der theologischen Forschung nach Wegen suchen, die Sakramente als lebendige Quellen unseres Glaubens verständlich zu machen und zu vermitteln", so der Jesuitenpater weiter.

Wie wenig Frucht dieses "Suchen" trotz der - nach Angaben der Bischofskonferenz - rund 350 Theologieprofessuren in Deutschland Frucht getragen hat: Das zeigt das Beispiel des Bußsakraments.

Papst Franziskus hat bereits 2015 die deutschen Bischöfe zum massiven Glaubensverfall in Deutschland mahnend angesprochen. Er rief die Hirten anlässlich ihres damaligen Besuchs in Rom zur Evangelisierung der eigenen Heimat auf, und machte ihnen besonders das Sakrament der Versöhnung zur Aufgabe: Die "Beichte ist vielerorts verschwunden", so Franziskus wörtlich. Er fordere daher – dies war vor knapp vier Jahren - die deutschen Bischöfe schriftlich auf, sicherzustellen, dass "dieses für die geistliche Erneuerung so wichtige Sakrament in den Pastoralplänen der Diözesen und Pfarreien mehr Berücksichtigung findet".

Die heute von der Bischofskonferenz veröffentlichte Statistik für das Jahr 2018 macht keine Angaben zum Sakrament der Beichte, zu dessen Förderung Papst Franziskus wiederholt die Gläubigen ermutigt und die Bischöfe aufgefordert hat.

Was Bischofskonferenz-Sekretär Langendörfer mit "Veränderungsprozessen" meint, die notwendig seien, um das Evangelium zu verkünden, sowie "angemessene Antworten der Kirche auf die Fragen der Zeit" zu finden, sind offenbar anderer Art: "Initiativen wie Maria 2.0 zeigen uns, dass die Menschen sich Veränderungen in der Kirche wünschen. Der Synodale Weg, den wir gemeinsam gehen wollen, soll auch diese Kritik aufgreifen", so Pater Langendörfer wörtlich.

Zum "synodalen Weg" hat vor kurzem Papst Franziskus persönlich mit einem ungewöhnlichen Schritt interveniert: Er schrieb einen direkten Brief an alle Katholiken in Deutschland.

Darin ruft Franziskus zur Verkündung auf und warnt gleichzeitig die deutschen Katholiken vor einer "Zerstückelung" und Trennung von der Weltkirche. Der Papst legt den Schwerpunkt auf Bekehrung, Gebet und Mission statt auf Macht, Ämter und Sexualität, wie es der "Synodale Weg" tut, so Beobachter.

(Letztes Update am 21. Juli 2018: Zahl der Theologie-Professuren ergänzt.)

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