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Aufruf der Ratzinger-Schülerkreise: Das geweihte Amt erneuern durch Jesus Christus

Prof. Marianne Schlosser
Professor Karl-Heinz Menke
Professor Christoph Ohly
Prominente Zuhörer lauschen gespannt beim Symposium der Ratzinger-Schülerkreise am 28. September 2019 in Rom.
"Erneuerung gibt es nur durch Jesus Christus": Kardinal Gerhard Ludwig Müller beim Symposium der Ratzinger-Schülerkreise am 28. September 2019 in Rom.

Eine "Theologie auf Knien" von "einem Mann, der wirklich glaubt": Mit diesem Zitat von Papst Franziskus über seinen Vorgänger hat Kardinal Kurt Koch am heutigen Samstag in Rom das erste öffentliche Symposium der beiden Ratzinger-Schülerkreise eröffnet.

Es wurde eine bemerkenswerte Premiere, bei der Ursachen und eine mögliche Klärung der aktuellen Krise der Kirche benannt wurden – sowohl in einer Reihe von Statements, als auch in einer zum Abschluss veröffentlichten Botschaft, die zu einem sakramentalen Verständnis des Weiheamtes aufrief. Dabei wurde das Zölibat verteidigt und die Krise des Glaubens von prominenten Intellektuellen der Kirche analysiert.

"In Zeiten der Krise und der schmerzhaften Reinigung der Kirche sind es nicht in erster Linie Strukturreformen, die Heilung und Hilfe bringen, sondern das authentisch gelebte Glaubenszeugnis. Nur wenn sich der gemeinsame Blick auf Jesus Christus als wahrer Mensch und wahrer Gott richtet, wird sich die Kirche erneuern", heißt es in der Schülerkreise-Stellungnahme.

Eine klare Absage an ein falsches Verständnis von Priestertum, Sakramenten und den Zölibat – etwa als "Pflicht"- oder gar "Zwangs"-Zölibat – erteilte dabei unter anderem Professorin Marianne Schlosser.

Die Erklärung der Ratzinger-Schülerkreise sagt dazu:

"Die Größe dieses Geschenkes ist durch Skandale verdunkelt und die Glaubwürdigkeit erschüttert. Ein Ausweg kann nur gefunden werden, wenn klar ist und bleibt, worin das Wesen des kirchlichen Weiheamtes besteht und es durch das Leben bezeugt wird."

Die Theologie von Papst Benedikt XVI. gebe Antworten auf diese doppelte Herausforderung und zeige einen Weg auf, "der sich der Überlieferung verbunden weiß und zu jener Reform führt, die das Leben auf Christus hin ausrichtet und ihm Glaubwürdigkeit verleiht", so die Schülerkreise-Erklärung.

Die Tagung begann mit einer Würdigung Benedikts und den "lieben Grüßen und Segenswünschen des emeritierten Papstes", den er "vergangene Woche besucht" habe, wie Kardinal Koch sagte.

"Die Katholische Kirche muss sakramental sein, und daher auch hierarchisch", betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, in seiner Hinführung auf das Thema der Tagung – "aktuelle Herausforderungen des kirchlichen Weiheamtes".

Dieses sei getragen "vom Anliegen, sich der spirituellen und theologischen Grundlagen des Weiheamtes neu zu vergewissern".

Wie brennend aktuell dieses Anliegen ist, zeigte auch das öffentliche Interesse: Aufgrund des Besucherandrangs musste das Symposium vom Campo Santo Teutonico in das Institutum Patristicum Augustinianum verlegt werden.

Professor Karl-Heinz Menke, Ratzinger-Preisträger, Priester und Theologe, konstatierte in seiner Rede, das sakramentale Amt in der Kirche stehe in der Kritik – nicht erst seit dem Missbrauchsskandal und den neu entfachten Diskussionen um den Zölibat und das Frauenpriestertum.

Es gebe theologische Tendenzen, die die Sakramentalität der Kirche insgesamt und die Unterscheidung des besonderen Priestertums der Ordinierten vom gemeinsamen Priestertum aller Getauften hinterfragen. Doch der Zölibat ist nicht nur Verzicht, sondern auch Kehrseite einer Bejahung, betonte Menke: "Alles hängt an der lebendigen Christus-Beziehung".

Menke zitierte Karl Rahner: "Wer seinen Zölibat zur Tat der selbstlosen Liebe macht – und das ist in Gottes erlösender Gnade möglich –, der ist ebenso glücklich, wie man es in der Ehe sein kann, der findet jene 'vollkommene Freude', die der hat, der gelassen zu weinen versteht."

Die Forderungen nach einem "Priestertum der Frau" schloss der renommierte Theologe mit aller Deutlichkeit aus.

"Das sakramentale Amt in der Kirche ist eine Stiftung Christi und deshalb an Vorgaben gebunden, über die auch Papst und Konzil nicht verfügen können. Die Bindung des apostolischen Amtes an das männliche Geschlecht geschieht aus Treue zur biblisch bezeugten Heilsgeschichte, nicht aus Treue zu einer von der Kirche verordneten Regel", so Menke.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Das eine sei die Frage nach dem Frauenpriestertum; etwas anderes aber sei die berechtigte Forderung nach geschlechtergerechter Partizipation der Frau, "wo immer dies kirchenrechtlich möglich ist".

"Lassen Sie mich schließen mit einem Zitat des Papstes, in dessen Namen wir hier versammelt sind: 'Die Kirche hat es nicht in der Hand, je nach Wunsch 'zeitgemäß' zu sein; sie darf nicht Christus und Christentum an der Zeit und ihrer Mode messen, sondern sie muss umgekehrt die Zeiten unter das Maß Christi stellen'", endete Menke.

Einen Schwerpunkt auf die Taufe legte María Esther Gómez de Pedro, die in ihrem Vortrag dieses Sakrament als das Eingangstor zur Familie Gottes bezeichnete: Einen Zugang, der das ganze Leben "zu einer Opfergabe für Gott und zu einem Dienst der Liebe für unsere Brüder und Schwestern" machen könne.

Der Frage nach dem "Wozu" des geweihten Amtes in der Kirche stellte sich der Priester und Trierer Professor für Kirchenrecht, Christoph Ohly. Die Antwort entfaltete der Vereinsvorsitzende des neuen Ratzinger-Schülerkreises vom Ursprung in Jesus Christus: Damit sei die Überzeugung verbunden, dass Jesus Christus selbst seiner Kirche das apostolische Amt eingestiftet hat, um auf sakramentale Weise im Sein und Wirken des Priesters gegenwärtig zu sein.

"Die Gabe der Gleichgestaltung mit Christus wird konsequenterweise zur Auf-Gabe des Priesters, in seinem Lebensstil, in seinen menschlichen Haltungen, in seinem geistlichen Leben ebenso wie in den ihm zukommenden Aufgaben."

Dem Verständnis vom Priesteramt als Funktion widersprach die Theologie-Professorin Marianne Schlosser. Sie betonte, dass nach katholischem Verständnis die Priesterweihe den Ruf in die persönliche Nachfolge Christi, des Guten Hirten bedeutet.

"Damit erscheint das zölibatäre Leben unter vielerlei Hinsicht konvenient: Es ist die Lebensweise Jesu, der sein Leben gegeben hat für die Menschen, bis zum Tod."

Da es im Neuen Testament kein anderes Priestertum als das der Teilhabe am Priestertum Christi gebe, sei auch das Teilen der Lebensweise Jesu angemessen für diejenigen, die sein Wort verkünden und "in seiner Person" handeln.

Der Zölibat sei daher ein sprechendes Zeugnis der glaubenden Hoffnung auf das Ewige Leben, so Marianne Schlosser weiter.

"Durch den Verzicht auf Ehe und eigene Familie soll die großherzige Liebe zur Familia Christi wachsen, wie auch die persönliche Verbundenheit mit dem Herrn."

Kardinal Gerhard Ludwig Müller erinnerte daran, dass der christliche Glaube sich am Wort Gottes orientiere. Andere Offenbarungen gebe es für die Katholische Kirche nicht. Das habe auch Papst Johannes Paul II. in Veritatis Splendor bekräftigt. Und das gelte auch für den deutschen "Synodalen Weg" wie die Amazonas-Synode: Erneuerung gibt es nur in Christus, betonte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation.

LINK-TIPP: Den vollen Wortlaut der Erklärung lesen Sie hier.

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