Beijing, 01 Juli, 2020 / 8:40 AM
Einem neuen Bericht zufolge führt die chinesische Regierung einen "langsamen, schmerzvollen und schleichenden Genozid" gegen das Volk der Uiguren - eine muslimische Minderheit, die im Nordwesten des Provinz Xinjiang lebt - durch.
Das berichten die CNA Deutsch-Partneragenturen CNA und ACI Stampa mit Verweis auf einen Artikel der Nachrichtenagentur Associated Press (AP).
Darin informierte AP am 29. Juni darüber, dass zahlreiche Uiguren verhaftet worden sind, weil sie viele Kinder haben.
An den uigurischen Frauen würden Abtreibungen durchgeführt – oder man zwinge sie zur Implantation von Intrauterinpessaren (Spiralen) oder zu anderen Verhütungsmethoden.
"AP" beruft sich auch auf Untersuchungen des deutschen China-Wissenschaftlers Adrian Zenz.
Der Bericht zitiert Statistiken der kommunistischen Behörden, staatliche Dokumente, Interviews mit ehemaligen Gefangenen und Angestellten von Umerziehungslagern. Er zeigt verschiedene Arten von Missbrauch an den Uiguren auf.
Das kommunistische Regime betreibt demnach 1.300 "Umerziehungslager", in denen zahlreiche Uiguren festgehalten werden — Schätzungen zufolge zwischen 900.000 und 1.800.000 Personen.
Wer aus einem solchen Lager zurückkommt, berichtet von Zwangsarbeit, Folter und Misshandlungen. China leugnete die Existenz dieser Lager zuerst, war 2018 aber gezwungen zuzugeben, dass es sie gibt.
Joanne Smith Finley, eine China-Expertin der Universität Newcastle, sagte gegenüber AP es handle sich "um einen Genozid. Punkt." Die Wissenschaftlerin weiter: "Es ist kein unmittelbarer, schockierender Massenmord, aber ein langsamer, schmerzhafter und schleichender Genozid."
"Das Regierungsprogramm zielt darauf ab, "die uigurische Bevölkerung durch genetische Maßnahmen direkt zu reduzieren", erklärte sie.
Die Geburtenrate in der Provinz Xinjiang sei erheblich gesunken, seit die kommunistische Regierung ihre Politik zur Bevölkerungskontrolle eingeführt hat, so AP. Der Rückgang betrug allein im Jahr 2019 in dieser Region 24 Prozent - im Rest des Landes waren es nur 4,2 Prozent. Zwischen 2015 und 2018 sank die Geburtenrate in den Gebieten Hotan und Kaschgar, die vor allem von Uiguren bewohnt werden, sogar um bis zu 60 Prozent.
Im Jahr 2014 wurden bei 200.000 Frauen Spiralen eingesetzt, im Jahr 2018 waren es 330.000.
Der Bericht zeigt, dass 149 der 484 Inhaftierten von Karakax in der Provinz Xinjiang verhaftet worden waren, weil sie mehr Kinder hatten, als offiziell erlaubt sind.
Es heißt, diese Maßnahmen seien gerecht, weil Han-Chinesen und Angehörige der Minderheiten nun gleich viele Kinder bekommen dürften. Jahrzehntelang – unter der mittlerweile abgeschafften Ein-Kind-Politik – wurden auch die Han-Chinesen zu Sterilisation, Abtreibung oder Einnahme von Verhütungsmitteln aufgefordert oder sogar gezwungen. Angehöriger der Minderheiten hingegen durften zwei Kinder bekommen; wenn sie auf dem Land lebten sogar drei.
Diese Regelung änderte sich unter "Präsident auf Lebenszeit" Xi Jinping. Nun ist es auch den Han-Familien erlaubt, zwei oder drei Kinder zu haben.
Diese Gleichheit gilt aber nur auf dem Papier: Gegen Han-Chinesen wird, wenn sie "zu viele" Kinder haben, nicht mit den genannten Maßnahmen vorgegangen. Bei den Minderheiten greifen sie jedoch.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Mehrere uigurische Frauen berichteten gegenüber AP, sie seien inhaftiert worden, weil sie mehr als drei Kinder hatten. Sieben ehemalige Gefangenen erklärten, in den Lagern hätte man den Frauen Verhütungsmittel verabreicht oder ihnen Spritzen gegeben, oft ohne Erklärung. Viele von ihnen hätten sich schwindelig, müde oder krank gefühlt, die Regelblutungen hörten auf.
Nachdem sie die Lager verlassen hatten, stellten einige Frauen fest, dass sie unfruchtbar geworden waren.
Die chinesische Regierung erklärt, die Lager würden dazu dienen, dem islamistischen Separatisten und radikal-islamischen Terrorismus in der Region vorzubeugen – für den die muslimischen Minderheit ein Nähboden sei. Verschiedene Dokumente belegen, dass viele Häftlinge festgenommen wurden, weil sie traditionelle islamische Praktiken befolgen, wie etwa Fasten oder bestimmte Kleidung.
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