Vatikanstadt, 07 September, 2018 / 10:55 AM
Es fällt nicht leicht, angesichts der sich überstürzenden Nachrichten zur Missbrauch- und Vertuschungskrise der Kirche den Überblick zu behalten. Das liegt auch daran, dass einige Parteien gezielt versuchen, den einen oder andern Aspekt zu instrumentalisieren – oder zu verschweigen.
Folgende fünf Nachrichten sollte jeder Katholik zumindest kennen, um sich selbst ein Bild der aktuellen Lage machen zu können:
- Die Staatsanwaltschaft von New York und New Jersey hat am Donnerstag (Ortszeit) Untersuchungen gegen katholische Diözesen und kirchliche Einrichtungen eingeleitet: Es geht darum, deren Umgang mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu prüfen. Auch im US-Bundestaat Nebraska und weiteren Staaten ermittelt die Staatsanwaltschaft. Gibt es nun weitere Enthüllungen wie die des Grand Jury Report aus Pennsylvania, der jahrzehntelange Vertuschung tausendfachen Missbrauchs aufdeckte, und infolgedessen die Namen beschuldigter Bischöfe nun von Schulen entfernt werden?
- Papst Franziskus sieht sich Appellen von Bischöfen, Priester und Laien ausgesetzt – darunter tausende Frauen und Männer – sich zum stark angefochtenen, ja, bezweifelten Vorwurfskatalog von Erzbischof Carlo Maria Viganò zu äußern. Manche fordern, der Vatikan soll die Akten und Archive offenlegen, um eine Aufklärung der Krise zu ermöglichen. Der katholische US-Wirtschaftsverband Legatus und andere haben sogar ihre Zahlungen an die Kirche ausgesetzt. Wird der Pontifex das Schweigen brechen, das er sich selbst auferlegt hat?
- Weltweit haben Bischöfe und Kleriker – auch in Deutschland etwa Bischof Gebhard Fürst und Österreich Kardinal Christoph Schönborn – sowie mehrere Bischofskonferenzen, auch und gerade in Lateinamerika, dem Papst öffentlich den Rücken gegen Forderungen nach seinem Rücktritt gestärkt. Nicht wenige plädieren – direkt wie indirekt – für eine echte, schonungslose Aufklärung, selbst wenn sie die Forderungen Viganos nach einem Rücktritt ablehnen.
- Aufklärung muss auch Vorrang haben vor einer Jugendsynode, fordert Philadelphias Erzbischof Charles Chaput. Er hat den Papst gebeten, eine Sondersynode zu berufen und die Jugendsynode zu verschieben. Würde eine Jugendsynode im Oktober überschattet werden von der Krise, wie bereits das Weltfamilientreffen in Dublin?
- Der massiv unter Druck geratene Nachfolger von Theodore McCarrick als Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, hat indessen erstmals eingeräumt, dass es Forderungen nach einer neuen "Leadership" gibt. Wäre sein eigener Rücktritt der erste von vielen Bischöfen in den USA, wie bereits in Chile der Fall, oder eher ein Einzelfall, so wie bislang im Fall des unter Hausarrest sitzenden Erzbischofs Philip Wilson in Australien?
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