München, 26 Mai, 2020 / 9:14 AM
Es ist die größte Austrittswelle innerhalb eines Jahres im Erzbistum München und Freising: Allein in München haben im vergangenen Jahr 10.744 Katholiken der Kirche den Rücken gekehrt.
Wie das Statistische Amt München gegenüber CNA Deutsch am 26. Mai mitteilte, wurde damit im Jahr 2019 erstmalig auch die 10.000er-Marke überschritten.
"Insgesamt waren es so viele wie noch nie seit der statistischen Aufzeichnung. Die Anzahl der Austritte war um ein Fünftel höher als im Vorjahr (2018: 8 995). Der zweithöchste Wert wurde im Jahre 1992 mit 9 010 Austritten registriert", so das Amt zu CNA Deutsch.
Der Ansprung um 20 Prozent auf eine neue Rekordzahl von einem Jahr auf das nächste stellt eine neue Eskalation der seit den 1960er Jahren stetig wachsenden Austrittszahlen dar.
Laut einer aktuellen Umfrage des "Bayerischen Rundfunks" traten Katholiken im Jahr 2019 aus mehreren Gründen aus. Der am meisten genannte Anlass für einen Austritt ist demnach nicht etwa ein Abfall vom Glauben. Nach Angaben des BR ist es vor allem die Kirchensteuer. Diese ist mittlerweile auch unter deutschen Bischöfen umstritten.
Daneben begründen getaufte Katholiken, die in München aus der Kirche austreten, ihren Ausstieg mit einer "Entfremdung" von der Kirche, und dann den Umgang der Kirche mit der Missbrauchs- und Vertuschungskrise.
Wie viele Menschen in ganz Oberbayern – über dessen Raum sich das Münchner Bistum erstreckt – ausgetreten sind, ist unklar. Bereits im März meldete der Bayerische Rundfunk, dass im ganzen Freistaat die Zahl der Austritte im Jahr 2019 wohl um ein Fünftel steigen werde.
Angesichts der Einbrüche bei der Kirchensteuer drohen dem bislang finanziell starken Münchner Erzbistum weitere Einbußen.
Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, hatte nach seinem überraschenden Rückzug vom Vorsitz der deutschen Bischofskonferenz im Februar angekündigt, nun mehr Zeit für seine Diözese zu haben.
Zuletzt stellte Marx vor wenigen Tagen ein neues Buch vor. Thema des 125 schlanke Seiten umfassenden Werks: Die Freiheit.
Warnungen von Papst Franziskus
Papst Franziskus hat bereits 2015 die deutschen Bischöfe zum massiven Glaubensverfall in Deutschland mahnend angesprochen. Er rief die Hirten anlässlich ihres damaligen Besuchs in Rom zur Evangelisierung der eigenen Heimat auf.
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Franziskus legte Kardinal Marx und seinen Amtsbrüdern besonders das Sakrament der Versöhnung ans Herz: Die "Beichte ist vielerorts verschwunden", so Franziskus wörtlich. Er fordere daher die deutschen Bischöfe schriftlich auf, sicherzustellen, dass "dieses für die geistliche Erneuerung so wichtige Sakrament in den Pastoralplänen der Diözesen und Pfarreien mehr Berücksichtigung findet".
Erneut wandte sich Papst Franziskus im Juni 2019 an die Kirche in Deutschland – diesmal mit einem Brief an alle Katholiken im Land. Darin ruft der Papst angesichts der "Erosion" und des "Verfalls des Glaubens" im Land erneut zur Bekehrung, zum Gebet und Fasten auf – und er fordert sie auf, das Evangelium zu verkünden.
Deutlich kritisch äußerte sich der Papst zum umstrittenen Prozess des sogenannten "Synodalen Wegs". Auch sein Nuntius warnte die Bischöfe mit klaren Worten, wie CNA Deutsch berichtete.
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