Kirchensteuer und Corona-Krise: Kirche in Deutschland drohen finanzielle Einbußen

Allein seit der Jahrtausendwende haben die großen Kirchen in Deutschland rund acht Millionen Mitglieder verloren.
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Die Corona-Krise hat nicht nur Auswirkungen auf das geistliche Leben der Kirche in Deutschland, sondern gefährdet auch die finanzielle Planungssicherheit der Bistümer. So hat am vergangenen Dienstag der Würzburger Bischof Franz Jung bei der konstituierenden Sitzung des Diözesansteuerausschusses über die finanziellen Einbußen gesprochen, die seine Diözese in diesem Jahr erwartet. Wie die Pressestelle mitteilte, führten der Bischof und der bischöfliche Finanzdirektor Sven Kunkel den Rückgang der Kirchensteuer-Mittel vor allem auf die Corona-Pandemie zurück.

Jung erinnerte an die Apostelgeschichte, in der von der Urgemeinde berichtet wird, dass die Apostel vom Besitz der Gläubigen jedem so viel zuteilten, wie dieser nötig hatte. Es sei eine Kunst, so der Bischof, Gerechtigkeit walten zu lassen und immer das gesamte Bistum im Blick zu haben, damit nicht nur die "Partikularinteressen" einzelner berücksichtigt würden. Geld und Besitz sind nach Ansicht von Bischof Jung "akzeptabel", wenn sie "nicht gehortet oder für intransparente Geschäfte" verwendet würden. Deshalb achte die Bistumsleitung darauf, dass die getätigten Investitionen "ethisch und nachhaltig" seien.

Corona-Virus "schuld" am Rückgang der Kirchensteuer?

Wie die Pressestelle des Bistums Würzburg mitteilte, möchte Bischof Jung nun vor allem "strategische Ziele" in den Fokus rücken. Dies sei nötig, da mit der Corona-Krise der "Einbruch der Kirchensteuereinnahmen" verbunden sei. Tatsächlich hatte die Pandemie bereits verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft in Deutschland.

Dadurch, dass viele Kirchensteuer-Zahler durch die Kurzarbeit-Regelung auf einen Teil ihres Gehaltes verzichten müssen und andere gar ihren Arbeitsplatz verloren haben, wird in diesem Jahr auch ein geringerer Gesamtbetrag an Kirchensteuern abgeführt. Das Landeskomittee der Katholiken in Bayern hatte deshalb bereits Ende März an die Bistümer appelliert, die Zahlung der Kirchensteuer flexibler zu gestalten, da sich viele Katholiken durch die Corona-Krise in einer finanziell prekären Situationen befänden (CNA Deutsch hat berichtet).

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Kirchenvertreter in Deutschland hatten allerdings schon vor Ausbruch des Corona-Virus weitere massive Einbrüche bei den Kirchensteuer-Mitteln prognostiziert. So soll sich nach einer Studie vom Mai 2019 die Anzahl der Christen in Deutschland bis ins Jahr 2060 sogar halbiert haben. Hauptgrund ist dafür der fortschreitende Vertrauensverlust, den die Kirche in den letzten Jahren erlitten hat. Immer mehr Menschen würden deshalb bewusst aus der Kirche austreten.

Auch wenn die Kirche in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern der Weltkirche vor allem durch die Kirchensteuer sehr wohlhabend ist (Zitat von Erzbischof Georg Gänswein: "Wenn die Glaubenskraft der Katholischen Kirche in Deutschland so groß wäre wie ihre Finanzkraft, wäre alles in Ordnung"), hatten Experten schon vor der Corona-Krise die Bistümer vor den künftigen finanziellen Einbußen gewarnt, die durch den jährlichen Anstieg der Austrittszahlen verursacht werden. Die Bistümer Würzburg, Mainz und Speyer haben deshalb bereits einen Haushaltsstopp veranlasst.

Die Gründe für den Kirchenaustritt sind verschieden. Nach einer Studie des Bistums Osnabrück geben vor allem ältere Menschen den Umgang der Kirche mit der Missbrauchskrise als Grund für den Austritt an. Bei jüngeren Menschen sei vor allem die Zahlung der Kirchensteuer der entscheidende Anlass, um der Kirche den Rücken zu kehren.

Bislang ist in einem verbindlichen Dekret der deutschen Bischofskonferenz (DBK) festgelegt, dass ein - wie auch immer begründeter - Kirchenaustritt automatisch die Tatstrafe der Exkommunikation nach sich zieht. Diese Regelung ist jedoch selbst bei Kirchenrechtlern umstritten.

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