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Mitglied des Kölner Betroffenenbeirats wirft "Maria 2.0" vor, Missbrauch zu missbrauchen

Der Kölner Dom.

Schwere Anschuldigungen gegen die Initiative "Maria 2.0" hat ein Mitglied des Kölner Betroffenenbeirats nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens am Donnerstag erhoben. Die Gruppe habe den Betroffenenbeirat "für ihre politischen Arbeiten zweckentfremdet" und "dadurch missbraucht". Eine Sprecherin von "Maria 2.0" wies die Vorwürfe gegenüber CNA Deutsch am heutigen Freitag zurück.

"Eine Unterstützung war Maria 2.0 für uns nicht, eher das Gegenteil", so Peter Bringmann-Henselder in einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".

"Maria 2.0" teilte gegenüber CNA Deutsch über eine Sprecherin mit, die Organisation betone "unbedingte Solidarität mit allen, die von der römisch-katholischen Kirche verletzt, ausgegrenzt und übersehen wurden und werden". Dem widerspricht Bringmann-Henselder: "Maria 2.0" habe das Thema erst aufgeriffen, als es im Erzbistum Köln Schwierigkeiten bei der Aufarbeitung gab. Das Mitglied des Betroffenenbeirats wörtlich:

"Sie nutzen medial den sexuellen Missbrauch als Vehikel für ihre politischen Forderungen innerhalb der katholischen Kirche. In meinen Augen war dies ein Missbrauch an uns Betroffenen, an uns Missbrauchsopfern. Sie selbst haben sich jahrelang nie zu Wort gemeldet, um den Missbrauch innerhalb der Katholischen Kirche zu bearbeiten."

Bringmann-Henselder lobte das gestern vorgestellte Gutachten, in dem seiner Ansicht nach "tatsächlich alles so aufgeführt ist wie es der Kardinal schon bei dem ersten Gutachten gefordert hatte".

Das Gutachten hat den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki klar entlastet. Dessen Unschuld wirft Beobachtern zufolge die zum Teil vehementen Rücktrittsforderungen durch Amtsbrüder und einzelne Journalisten in ein fragwürdiges Licht: Offenbar war den Kritikern der Kardinal ein Dorn im Auge – und die Frage des Missbrauchs ihnen ebenfalls ein nützliches Vehikel.

Im Interview mit CNA Deutsch teilte der Kardinal gestern mit, er werde aus dem Untersuchungsbericht weitere Schritte identifizieren und einleiten. Sowohl der Hamburger Erzbischof Stefan Heße und die Kölner Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff sind mittlerweile von ihren Aufgaben entbunden.

Schon vor einigen Jahren habe man am "Runden Tisch" auch die Schicksale von ehemaligen Heimkindern behandelt, die Opfer von Missbrauch wurden, erklärte Bringmann-Henselder gestern in der "Tagespost". "Genau in dieser Zeit habe ich von 'Maria 2.0' in Sachen sexueller Missbrauch in den katholischen Einrichtungen nie etwas gehört. Da hielt man sich ziemlich bedeckt", so Bringmann-Henselder. Wörtlich:

"Deswegen bin ich auch weiterhin der Meinung, dass 'Maria 2.0' diese Vorkommnisse für ihre politischen Arbeiten zweckentfremdet hat. Man hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, mit dem jetzigen Betroffenenbeirat in Kontakt zu treten, um dessen Sichtweise zu verstehen. Man hat nur auf die ehemaligen Mitglieder gehört und sich deren Meinung zu eigen gemacht und uns dadurch missbraucht. Eine Unterstützung war 'Maria 2.0' für uns nicht, eher das Gegenteil.

Auf Anfrage von CNA Deutsch teilte Lisa Kötter, Sprecherin von "Maria 2.0" mit, man habe das Interview nicht gelesen, weise aber den von Peter Bringmann-Henselde erhobenen Vorwurf der Instrumentalisierung zurück. Zudem warf Kötter dem Betroffenen-Vertreter und ehemaligen Heimkind vor, die "Texte" der Aktivisten wohl nicht gelesen zu haben:

"'Die Tagespost' lese ich nicht. Allerdings vermute ich, der betroffene Herr liest auch nicht unsere Texte. Sonst hätte er die von Ihnen geschilderten Behauptungen niemals aufgestellt", so Kötter wörtlich.

Weiter führte die "Maria 2.0"-Sprecherin aus, dass "viele Gruppenmitglieder Familienangehörige" hätten, die von klerikaler Gewalt betroffen gewesen seien. Auch Betroffene selbst seien Mitglieder. "Hunderte haben uns in den letzten beiden Jahren angerufen, uns geschrieben, sich mit uns getroffen", so Kötter. "Nicht eine oder einer hat kritisiert, was wir tun, sondern alle haben sich bedankt." Für den heutigen Freitag sei wieder eine Aktion geplant, so die Aktivistin.

Unterdessen erklärte Opfer-Vertreter Bringmann-Henselder im Interview, der Betroffenenbeirat werde Vorschläge ausarbeiten und am 25. März diese mit Kardinal Woelki besprechen, und "zusammen mit ihm versuchen, diese umzusetzen. Damit wäre ein erster Schritt getan, der sowohl den Betroffenen zugutekommt als auch Kinder und Jugendliche schützt".

Die komplette Pressekonferenz mit Kardinal Rainer Maria Woelki:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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