Rom, 28 Mai, 2021 / 11:24 AM
Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, hat am Donnerstag erklärt, dass der synodale Prozess in Italien nicht vergleichbar mit dem umstrittenen "Synodalen Weg" in Deutschland sein wird.
Bassetti betonte vor Journalisten am 27. Mai, der Prozess in seinem Land gehe "von Bedingungen aus, die sich sehr von denen in Deutschland unterscheiden".
Im Gegensatz zu den deutschen Bischöfen, deren in scharfe Kritik geratener "Synodaler Weg" vor allem Machtfragen und den Umgang mit Sexualität verhandelt, wollen Italiens Hirten darüber sprechen, wie die Kirche gesellschaftliche Themen wie Arbeitslosigkeit und den Zusammenbruch von Familien angehen kann.
"Die deutsche Synode hat sich mit einigen sehr speziellen Problemen befasst, und ich glaube, dass die Grundprobleme unseres Volkes ganz anders sind", sagte der Erzbischof von Perugia-Città della Pieve laut ACI Stampa, dem italienischsprachigen Nachrichtenpartner von CNA Deutsch.
"Der Zölibat der Priester, ein Priestertum der Frauen: Das sind nicht die grundlegenden Probleme, die die Kirche und die Menschheit in diesem Moment beschäftigen", sagte der Kardinal.
Bassetti ist Erzbischof von Perugia-Città della Pieve in Mittelitalien. Er sagte, dringendere Probleme in Italien, die die Aufmerksamkeit der Bischöfe erforderten, seien etwa "die Einsamkeit, die Erziehung der Kinder, die Nöte derer, die es nicht bis zum Ende des Monats schaffen, weil sie keine Arbeit haben, [und] die Probleme der emotionalen Unreife, die dazu führen, dass Familien zerstört werden."
Der Kardinal sprach am letzten Tag der Generalversammlung der italienischen Bischöfe, die vom 24. bis 27. Mai in Rom stattfand und das Thema hatte: "Das Evangelium verkünden in einer Zeit der Wiedergeburt: Aufbruch zu einer synodalen Reise".
Die Äußerungen Bassettis folgen der scharfen Kritik von Kardinal Vinko Puljić, dem Erzbischof von Sarajevo an den "exotischen Ideen" des deutschen "Synodalen Wegs" sowie der scharfen Kritik der amerikanischen Erzbischöfe Samuel Aquila von Denver und Salvatore Cordileone von San Francisco. Auch der australische Kardinal George Pell sowie der italienische Kardinal Camillo Ruini, der englische Bischof Philip Egan von Portsmouth und der spanische Bischof José Ignacio Munilla Aguirre von San Sebastián haben sich der wachsenden Zahl von Kirchenvertretern und prominenten Theologen angeschlossen, die sich besorgt über den "Synodalen Weg" und andere Vorgägne in Deutschlands Diözesen zu Wort gemeldet haben.
Themen der italienischen Bischöfe
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie COVID-19 standen im Vordergrund der Diskussionen der mehr als 200 Bischöfe aus ganz Italien.
Während des Treffens genehmigten die Bischöfe einen Zuschuss in Höhe von 60 Millionen Euro, der den Diözesen zugewiesen wird und bis Ende Februar 2022 verwendet werden kann.
Die Bischöfe haben auch Beschlüsse zu lokalen Schutzheiligen verabschiedet, die zur Bestätigung an die vatikanische Kongregation für den Gottesdienst geschickt werden. Dazu gehört auch der Beschluss, Unsere Liebe Frau von den Gnaden in Ponte di Porretta, in der Nähe der norditalienischen Stadt Bologna, zur Schutzpatronin des italienischen Basketballs zu machen.
Bassetti antwortete auch auf Fragen zu Italiens "Anti-Homophobie-Gesetz". Das vorgeschlagene Gesetz, das als Zan-Gesetz bekannt ist, wurde letztes Jahr im Unterhaus des Parlaments verabschiedet und soll nun vom Oberhaus geprüft werden.
Der Kardinal bekräftigte die "Verteidigung der Person gegen jegliche Gewalt und Diskriminierung" durch die Bischöfe.
"Dies ist ein Punkt, der dem sehr weitgehenden Schutz der Meinungsvielfalt und der Freiheit, diese zu äußern, ohne Angst vor Sanktionsmechanismen, die Intoleranz erzeugen könnten, zugrunde liegen muss", kommentierte er.
Bassetti erinnerte daran, dass eine von der Gender-Ideologie vertretene Sicht des Menschen mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar ist: "Es gibt sicherlich Themen, zu denen es unterschiedliche Sichtweisen gibt, und zum Thema Geschlecht haben wir eine biblische Sicht: Als Mann und Frau schuf er sie", sagte er – offenbar in Anspielung an das gleichnamige Dokument der Kongregation für das Bildungswesen über die "Gender-Frage".
(Die Geschichte geht unten weiter)
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