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Pfarrer Kocher (Radio Horeb) im Interview: Ein Vierteljahrhundert für die Evangelisierung

Pfarrer Richard Kocher, Programmdirektor von Radio Horeb

Der Sender "Radio Horeb" feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Seit dem 8. Dezember 1996 sendet der "private, christliche Radiosender" mit katholischer Prägung aus Balderschwang im Allgäu.

Im Interview mit CNA Deutsch spricht Programmdirektor Pfarrer Richard Kocher über die bisherige Erfolgsgeschichte und die Zukunft von Radio Horeb.

Pfarrer Kocher, seit 25 Jahren sendet Radio Horeb aus Balderschwang in die weite Welt. Wofür sind Sie besonders dankbar?

Besonders dankbar bin ich dafür, dass wir unser Hauptziel, Menschen für Christus und sein Reich zu gewinnen, wie es im Dekret über die sozialen Kommunikationsmittel Inter mirifica ausgedrückt wird, in immer größerem Ausmaß erreichen.

Radio Horeb möchte dazu beitragen, dass Menschen ihr Leben nach dem Evangelium ausrichten und gleichsam mit den Augen des Herrn auf die Welt schauen. Um das zu verwirklichen, ist es notwendig, die technischen Voraussetzungen zu schaffen. Durch Digitalradio ist es möglich geworden, dass Radio Horeb überall und leicht gehört werden kann.

Wie viele Menschen erreichen Sie ungefähr?

Wir schätzen, dass wir im Wochendurchschnitt 350.000 Menschen erreichen, Tendenz steigend. Ich bin dankbar dafür, dass unsere Hörer nicht nur Konsumenten sind, sondern sich auch durch Gebet und aktives Engagement einbringen. Bei "Radio Horeb – Team Deutschland" sind derzeit 510 Personen aktiv beteiligt, den Sender zu verbreiten. Auf diese Hörerfamilie sind wir stolz. Das dürfte im deutschsprachigen Raum in dieser Form auch einmalig sein.

Für Katholiken in Deutschland ist der Name Radio Horeb zu einem Begriff geworden. Beschreiben Sie doch einmal das besondere Charisma Ihres Senders.

Dass Radio Horeb zu einem Begriff geworden ist, kann ich bestätigen und freue mich darüber. Das Charisma des Radios haben wir nicht erfunden, sondern mit geringen Modifikationen von Radio Maria Italien übernommen, wo es erstmals praktiziert und umgesetzt wurde. Im Wesentlichen sind es fünf Prinzipien, denen die Radio Maria Weltfamilie, der über 90 Radio Maria Stationen weltweit angehören, folgt. Ich möchte diese Prinzipien hier kurz auflisten:

  1. Vorsehung Gottes: Wir sind davon überzeugt, dass der Herr uns die Türen öffnet und den Sender begleitet. Konkret zeigt sich die Vorsehung auch dadurch, dass wir uns ausschließlich durch Spenden und nicht durch Kirchensteuermittel und Werbeeinnahmen finanzieren. Dies ist immer wieder eine neue Herausforderung, die jedoch dem Evangelium entspricht.
  2. Lehre der Kirche: Wir orientieren uns am Lehramt der Kirche, näherhin an dem, was das II. Vatikanische Konzil uns geschenkt hat und was der Katechismus vorgibt. Wir sind überzeugt, dass dies zeitgemäß ist und viele Inhalte des II. Vatikanischen Konzils noch nicht umgesetzt worden sind.
  3. Maria: Die Gottesmutter Maria ist die Patronin von Radio Horeb, weshalb der Sender marianisch geprägt ist. Dies zeigt sich etwa an dem täglichen Rosenkranzgebet.
  4. Mission: Wir sind missionarisch ausgerichtet und freuen uns, dass Papst Franziskus dies der Kirche unserer Zeit so nachhaltig ins Stammbuch geschrieben hat. Sowohl in allen Berichten der vier Evangelisten als auch in den paulinischen Briefen lesen wir, dass der Herr die Jünger in die Welt aussendet, um den Glauben zu verbreiten. An keiner einzigen Stelle in den Auferstehungsberichten ist die Rede von der jenseitigen Welt, sondern von diesem Auftrag. Wenn die Kirche dem nicht entspricht, wird sie krank und gleicht nach den Worten von Papst Franziskus einem abgestandenen Zimmer ohne Frischluft und verliert ihre Identität, was gravierende Folgen hat.
  5. Ehrenamtlichkeit: Alle Referenten bei Radio Horeb sind ehrenamtlich tätig. Das gleiche gilt auch für das Engagement gläubiger Katholiken bei der Öffentlichkeitsarbeit, im Hörerservice und CD-Dienst, in der Technik, Verwaltung und in der Sendebegleitung in unserem Studio in München.

Sie sind nicht nur Priester, sondern auch Programmdirektor. Wie sieht Ihr Alltag aus in dieser besonderen "Berufungskombination"?

Es ist immer ein spannender Alltag, denn es gilt, die priesterliche Spiritualität zu wahren und sie nicht der Hektik zu opfern. Deshalb habe ich mir Zeitkorridore geschaffen, die ich auch konsequent einhalte. Dies habe ich aus der Erfahrung gelernt. "Spiriuality first", könnte man in gewisser Weise sagen.

Ein wichtiger Aspekt meiner Tätigkeit als Programmdirektor von Radio Horeb ist, dass ich auf Sendung mit den Zuhörern verbunden bin als ihr geistlicher Hirte. Es ist mir wichtig, ihre Anliegen zu hören, mit ihnen zu beten und ihre Fragen zu beantworten.

Außerdem bin ich eine Art "Wächter" über das Charisma des Radios, das heißt: Ich bin verantwortlich dafür, dass die oben genannten fünf Punkte eingehalten werden. Ein Programmdirektor muss in der Lage sein, Visionen zu entwickeln, das heißt, künftige Entwicklungswege des Radios aufzuzeigen. Er muss ein gewisses Gespür für die Vorsehung Gottes, die Antennen gleichsam an den Herzen der Menschen haben.

Zur alltäglichen Arbeit gehört natürlich auch: Hörerpost beantworten, Redaktionssitzungen leiten, Vorstandssitzungen vorbereiten und durchführen, Anfragen beantworten, rechtliche Formalitäten klären sowie die führenden Mitarbeiter begleiten und anleiten.

Was ist das schönste Erlebnis, das Sie in Ihrer Arbeit für Radio Horeb erlebt haben?

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Ein einzelnes Erlebnis kann ich nicht benennen. Berührt bin ich immer besonders von Briefen oder Emails von Menschen, die mir mitteilen, dass sie durch Radio Horeb im Glauben gestärkt worden sind, der Sender sie durch eine schwere Zeit hindurchgetragen hat oder sie dadurch sogar erst den Glauben wiederentdeckt haben. Gelegentlich erreichen uns auch schöne Zeugnisse von Krankenheilungen, sogar von Ärzten, die durch die Heilungsgottesdienste bei Radio Horeb in körperlicher oder seelischer Hinsicht gesundet sind.

Außerdem freuen mich äußere Erfolge wie die Vergabe der UKW-Frequenz 92,4 MHz im Großraum München, als wir uns im Jahr 2004 gegen 17 Mitbewerber durchsetzen konnten.

Beeindruckt hat mich jetzt auch der Online-Kongress anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Senders. Mit ihrem engagierten Einsatz haben alle Mitarbeiter dazu beigetragen, dass dies ein großartiger Erfolg war. Der für mich zuständige Bischof Dr. Bertram Meier sagte: "Wenn es Radio Horeb nicht gäbe, müsste man den Sender erfinden."

Der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Dr. Thorsten Schmiege, führte aus: "Radio Horeb scheut keine Kosten und Mittel in Punkto Technik und Redaktion, dem Hörer auch wirklich höchste Qualität zu bieten. Das ist, denke ich, für einen Sender, der sich ausschließlich über Spenden- und Fördereiträge finanziert, schon bemerkenswert. Das ist in der Form eher die Ausnahme."

Das sind nur zwei von vielen schönen Zeugnissen, die wir erhalten haben.

Sie und Ihr Sender betonen immer wieder Ihren Auftrag, das Evangelium zu verkünden und zur Neuevangelisierung beizutragen. Die Situation der Kirche sieht jedoch speziell in Deutschland nicht gut aus. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus? Ist die Saat dennoch auch auf fruchtbaren Boden gefallen?

Ich bin sehr dankbar, dass Papst Franziskus die Neuevangelisierung in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium, dem er programmatische Bedeutung beimisst, so sehr betont hat. Er schreibt in der Nummer 25, dass die Kirche auf dem Weg einer pastoralen und missionarischen Neuausrichtung voranschreiten müsse. Die Dinge dürften nicht so belassen werden, wie sie jetzt seien. Reine Verwaltungsarbeit nützte nichts. Alle Regionen der Erde müssten in einen Zustand permanenter Mission versetzt werden.

Dies hat er auch im Schreiben an die deutschen Bischöfe vom 29 Juni 2019 betont: Der Primat der Evangelisierung müsse zurückgewonnen werden. Es müsse alles auf den Prüfstand kommen. Wenn es diesem Kriterium nicht entspreche, müsse es verändert werden.

Aber die Situation der Kirche in Deutschland ist momentan sehr schwierig, oder?

 

Sie haben Recht, dass es um den Zustand der Kirche in Deutschland nicht sonderlich gut bestellt ist. Dies hat kürzlich auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Eterović bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz am 20. September 2021 in seinem Grußwort gesagt, in dem er Papst Franziskus zitierte: Er unterstelle den deutschen Bischöfen keinen bösen Willen, sie hätten ein pastorales Verlangen. Es würde aber manches von dem nicht berücksichtigt, was er in dem Brief an die deutsche Kirche als notwendig zu beachten erklärt habe.

Was Radio Horeb anbelangt, können wir sagen, dass die Saat auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Dies zeigt das stetige Wachstum des Senders und der positive Zuspruch, den wir erhalten, und das, obwohl wir keineswegs zeitgeistförmig sind, sondern uns durchaus auch kritisch zu Zeitgeisterscheinungen äußern.

Die deutsche Bischofskonferenz versucht unter anderem mit dem sogenannten "Synodalen Weg" gegen die Verdunstung des Glaubens anzukämpfen. Kritiker sehen jedoch in diesem Prozess eher eine Verstärkung des Abwärtstrends und der Spaltungstendenzen, viele fürchten gar die Entwicklung hin zu einer "deutschen Nationalkirche". Wie blicken Ihre Hörer auf die derzeitigen Entwicklungen?

Unserer Zuhörer reagieren mit Besorgnis auf den synodalen Prozess, da immer wieder Position vertreten und eingebracht werden, die dann von Rom wieder zurückgenommen werden müssen, weil es nicht mit der Weltkirche abgesprochen ist. So entstehen unnötige Frustration und Ärger.

Papst Franziskus hat im Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland geschrieben, dass Synodalität die Einwirkung des Heiligen Geistes voraussetze. Es sei ein langer Reifungsprozess und die Zusammenarbeit eines ganzen Volkes über Jahre hinweg notwendig. Ein Wandel würde anstehen, der mehr sei als nur ein struktureller, organisatorischer und funktionaler. Es geht also um eine ganz grundsätzliche Ausrichtung, die vom Geist Gottes getragen werden muss. Dies kann unter keinen Umständen in einem nationalen Sonderweg beschritten werden.

Deshalb hat Bischof Dr. Bertram Meier von Augsburg in einer aufsehenerregenden Ansprache in der Basilika St. Ulrich und Afra am 10. Oktober 2021 gesagt: "Die Kirche in Deutschland braucht unser Gebet dringend. Der 'Synodale Weg', auf dem wir uns befinden, gibt Anlass zur Sorge. […] Brechen wir eine Lanze für die Weltkirche, bleiben wir ihr treu, liebäugeln wir nicht mit nationalen Sonderwegen! Am deutschen Wesen wir die Weltkirche sicher nicht genesen."

Diese Aussagen sind deutlich und brauchen von mir nicht weiter kommentiert zu werden. Nur wenn die Kirche in Deutschland sich, wie der Papst immer wieder betont hat, in ein größeres Gesamt einordnet, werden wir fruchtbar sein. Er hat ausgeführt, dass jede kirchliche Gemeinschaft, die alleine versucht habe, aus ihren Problemen herauszukommen und lediglich auf die eigenen Kräfte, die eigenen Methoden und die eigene Intelligenz vertraut habe, das Übel nicht überwunden, sondern aufrecht erhalten und sogar noch vermehrt habe.

Was macht Ihnen dennoch Hoffnung?

Aus der Kirchengeschichte weiß ich, dass die Kirche immer wieder aus Krisen gestärkt hervorgegangen ist, wenn sie sich am Evangelium orientiert hat. Papst Franziskus schreibt dazu:

"Die Evangelisierung bringt innere Sicherheit hervor, eine hoffnungsvolle Gelassenheit, die eine geistliche Zufriedenheit schenkt, die für weltliche Maßstäbe unverständlich ist" (Schreiben an das pilgernde Gottesvolk in Deutschland, Nr. 7).

Wir werden letztlich nur dann fruchtbar sein, wenn wir uns wirklich am Evangelium ausrichten und nicht am Zeitgeist und an dem, was wir selbst als wünschenswert erachten. Richtschnur dafür ist immer die Lehre der Kirche, an der wir uns alle zu orientieren haben.

Wo sehen Sie Radio Horeb in 25 Jahren? 

Wo wir in 25 Jahren sein werden, kann ich nicht sagen, da ich nicht der liebe Gott bin. Als wir vor 25 Jahren begonnen haben, hat niemand ahnen können, dass die sozialen Medien eines Tages derart unser Leben bestimmen würden, ja, dass es sie überhaupt geben würde. Die technische Entwicklung ist rasant und schreitet rasch vorwärts.

Ich bin der Überzeugung, dass sprachbasierte Dienste wie etwa Alexa immer wichtiger werden. Außerdem ist die Zukunft der Medien trimedial: Video, Audio und Homepage/Social Media. Wer sich in diesem Bereich nicht entsprechend aufstellt, ist morgen weg vom Markt.

Wofür beten Sie?

Ich bete, dass mir der Herr weiterhin die Kraft und den Schutz geben möge, meinen Dienst für die Kirche in unserem Land und unsere Zuhörer zu erfüllen und bitte den Herrn auch, dass die innere Einheit im Team von Radio Horeb, die derzeit so gut und stabil ist, immer erhalten bleiben möge, denn nur dann können wir fruchtbar sein und immer mehr Menschen erreichen. Das Evangelium in der heutigen Zeit zu bezeugen, wird immer wichtiger und ich erachte es als ein Privileg, auf diesem Gebiet tätig sein zu dürfen.

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