Familienbund der Katholiken: Familien-Begriff der Politik "bildet die gelebte Vielfalt" ab

Der Reichstag in Berlin, Sitz des Deutschen Bundestags
Cezary Piwowarski via Wikimedia (CC BY-SA 3.0)

Der Präsident des Familienbunds der Katholiken, Ulrich Hoffmann, hat zum Familien-Begriff der Bundesregierung – laut Koalitionsvertrag ist Familie "überall dort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen" – gesagt, er bilde "die gelebte Vielfalt der Familien in Deutschland sicher gut ab".

Dennoch dürfe "nicht der Eindruck einer völligen begrifflichen Konturlosigkeit entstehen. Für uns ist daher Familie da, wo Menschen generationenübergreifend eine auf Dauer angelegte Verantwortungsbeziehung eingehen und füreinander sorgen."

"Allen gesellschaftlichen Veränderungen zum Trotz sind Ehen und die Lebensgemeinschaften mit Kindern immer noch die häufigste Familienform in Deutschland", betonte Hoffmann im Gespräch mit katholisch.de am Mittwoch. "Eine gegenwartsorientierte Familienpolitik sollte für diese Lebensrealität offen sein und diese Familien im Blick behalten."

Angesichts der Aufmerksamkeit, welche die aus SPD, Grünen und FDP bestehende Bundesregierung der Familienpolitik schenke, überwiege bei ihm "die Freude", sagte Hoffmann.

"Allerdings ist der Blick der Ampel bei manchen Gesetzesinitiativen auch sehr stark auf das Individuum gerichtet und nicht auf die Familie als Ganze – und das sehen wir durchaus kritisch", gab der Präsident des Familienbunds zu. "Wir erleben in der Gesellschaft ohnehin schon einen starken Trend hin zu einer immer stärkeren Individualisierung. Wenn sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, kann das den notwendigen gesellschaftlichen Zusammenhalt auf Dauer durchaus gefährden."

Die Lobbyarbeit seines 1953 gegründeten Verbands laufe aber gut. "Unser Austausch mit dem grün geführten Bundesfamilienministerium ist gut und vertrauensvoll – und keinesfalls schlechter als unter der schwarz-roten Vorgängerregierung", so Hoffmann.

Gender

Zum geplanten Selbstbestimmungsgesetz, wonach "eine Erklärung mit Eigenversicherung beim Standesamt" reichen soll, um die "Geschlechtsidentität" auf offiziellen Dokumenten einmal pro Jahr zu ändern, sagte Hoffmann: "Es ist eine Tatsache, dass es Menschen gibt, deren geschlechtliche Identität nicht ihrem biologischen Geschlecht entspricht. Und dass diese Menschen durch ein neues Gesetz neue Rechte bekommen sollen, ist gut und anzuerkennen."

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"Ganz grundsätzlich stehen wir dafür ein, dass kein Mensch aufgrund seiner geschlechtlichen Identität oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf", betonte der Chef des Familienbunds, warnte aber davor, "die Möglichkeit zur Änderung des Geschlechtseintrags und des Vornamens oder gar geschlechtsverändernde Operationen zu früh zu ermöglichen".

Abtreibung

Hoffmann kritisierte die Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibungen, verteidigte aber die Äußerungen der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, die gefordert hatte, es sei "sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird".

Zwar könne man in Frage stellen, ob ihre Äußerungen "angesichts der aktuellen 'Gefechtslage' in der Kirche klug" gewesen seien, doch habe er ihre "inhaltlichen Argumente" selbst "gut nachvollziehen" können.

"Liest man den gesamten Text, so ist deutlich erkennbar, dass Frau Stetter-Karp den gefundenen Kompromiss zum Schwangerschaftsabbruch bewahren möchte: im Sinne des gesellschaftlichen Friedens und zum Schutz des ungeborenen Lebens", zeigte sich Hoffmann überzeugt. "Zu diesem Kompromiss gehört auch die grundsätzliche Möglichkeit, dass Frauen nach erfolgter Beratung den Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen können."

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