Münster - Donnerstag, 1. Juli 2021, 16:03 Uhr.
Bischof Felix Genn von Münster hat vor dem Eindruck von Besserwisserei und Überheblichkeit deutscher Katholiken gegenüber der Weltkirche gewarnt.
Im Interview mit dem diözesanen Medium "Kirche und Leben" sagt Genn mit Blick auf die Kirchenkrise in Deutschland: "Wir sind definitiv auch in einer Krise des Bischofsamtes!"
Er könne "beim besten Willen nicht verstehen, dass es immer noch Menschen gibt, die nur zu gerne Bischof werden möchten", so Genn wörtlich in dem Interview.
Aus seiner Sicht seien Bischöfe und Priester "fundamental in Frage gestellt." Darüber mache er sich "intensiv Gedanken".
Er "nehme innerlich Anteil" an der Arbeit der Priester, "weil es mich umtreibt – und zwar in der Potenzierung, dass ich mit meinen Mitbrüdern im Bischofsamt Lösungen finden muss. Das zerreißt bisweilen", so der Bischof weiter.
"Scheinbar immer besser wissen"
Zum kontroversen Veranstaltungsprozess des "Synodalen Wegs" und der Turbulenzen der Kirchenkrise – die auch den Deutschlandbesuch von Kardinal Pietro Parolin überschattete – sagt Bischof Genn, durch seine "Erfahrungen in der Bischofskongregation und der Bischofssynode in Rom sowie durch weltkirchliche Verbundenheiten" werde ihm immer klarer:
"Es gibt die Gefahr, dass wir Deutschen in der Weltkirche als die gesehen werden, die es scheinbar immer besser wissen als die anderen. Das schwingt oft mit. Ich warne sehr davor, diese Gemengelage im Blick auf unsere Nationalität und Mentalität zu unterschätzen. Wenn der Eindruck entstünde: Wir deutschen Katholiken wissen es schon und machen es schon mal, und ihr anderen werdet vielleicht auch irgendwann dahin kommen – das wäre fatal und ist hochgefährlich."
Mit Blick auf die Gründe für diese Wahrnehmung deutscher Arroganz erteilt das Interview keine Auskunft – zumindest nicht direkt: So behauptet ein Interviewer, "die Theologie aus Deutschland" genieße doch "nach wie vor auch international einen hervorragenden Ruf" – und dem stimmt Bischof Genn zwar zu, schränkt jedoch ein, dass dies "sehr stark auf Namen einer frühreren Generation" baue.
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Kritiker des Niveaus der zeitgenössischen deutschen Theologie gehen deutlich weiter: Sie weisen darauf hin, dass nicht nur immer weniger Studenten in Deutschland das Fach studieren. Selbst nach Einschätzung mancher deutscher Theologen hat die deutsche Theologie – mit Ausnahmen – "keine weltweite Ausstrahlung mehr". Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. – den Genn lobend erwähnt – hat wiederholt Entwicklungen beklagt, etwa in seinem Aufsatz "Die Kirche und der Skandal des sexuellen Missbrauchs".
Das volle Interview mit dem Bischof von Münster, in dem er auch über Forderungen nach einer Weihe von Frauen zu Priestern, die Segnung homosexueller Verbindungen und ein neues Konzil spricht, lesen Sie hier.
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