Papst Franziskus warnt vor "Arroganz der Uhrzeit" und begeht Fastentag für die Ukraine

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 2. März 2022.
Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 2. März 2022.
CNA Deutsch / Daniel Ibanez
Ein Kind fotografiert den Heiligen Vater bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus am 3. März 2022.
Ein Kind fotografiert den Heiligen Vater bei der Generalaudienz mit Papst Franziskus am 3. März 2022.
CNA Deutsch / Daniel Ibanez
Papst Franziskus in der Audienzhalle.
Papst Franziskus in der Audienzhalle.
CNA Deutsch / Daniel Ibanez

In seiner Katechese-Reihe über das Alter hat Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 2. März vor der "Arroganz der Uhrzeit" gewarnt und die Gläubigen weltweit dazu ermutigt, "Zeit zu verlieren".

Gleichzeitig hat der Pontifex den heutigen Aschermittwoch zum Fasten- und Gebetstag für die Ukraine erklärt. "Unser Gebet und Fasten wird ein Plädoyer für den Frieden in der Ukraine sein", so Franziskus. "Dabei erinnern wir uns daran, dass der Frieden in der Welt immer mit unserer persönlichen Umkehr in der Nachfolge Christi beginnt."

Der Papst hob besonders die Hilfsbereitschaft der Polen hervor, die die Flüchtlinge aus der Ukraine bereitwillig aufnehmen und unterstützen.

Franziskus erinnert an "Welttag der Senioren"

In seiner Katechesereihe über das Alter, die Papst Franziskus letzte Woche begann, betonte der Pontifex am heutigen Mittwoch, dass die gegenseitige Unterstützung zwischen den Generationen unerlässlich sei, "um die Erfahrungen zu entschlüsseln und sich den Rätseln des Lebens zu stellen".  

Durch die "Anhäufung des kulturellen Gedächtnisses" könne die heutige Gesellschaft zwar leichter mit neuen Entwicklungen umgehen, allerdings fehle häufig die Geduld, um diese Erfahrungen auch umzusetzen, so der Papst. "Das Übermaß an Geschwindigkeit, das inzwischen jede Phase unseres Lebens beherrscht, macht jede Erfahrung oberflächlicher und weniger nahrhaft." 

Gerade junge Menschen seien oft "unbewusste Opfer dieser Spaltung zwischen der Uhrzeit, die herumgebracht werden will, und den Zeiten des Lebens, die einen richtigen 'Sauerteig' erfordern", fuhr der Pontifex fort. Ein langes Leben ermögliche es, die "Schäden der Hektik" zu begreifen. Deshalb habe er den "Welttag der Senioren" ausgerufen, betonte Franziskus.

Der "Welttag der Senioren" fand erstmals 2021 statt und soll fortan jährlich am vierten Sonntag im Juli stattfinden, in der Nähe des Gedenktages der Großeltern Jesu, der Heiligen Anna und Joachim. Dieses Jahr fällt er auf den 24. Juli, das Motto lautet: "Im Alter werden sie noch Frucht bringen" (Psalm 92,15).

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Papst mit Gesellschaftskritik: "Zu viele nicht-gewollte Kinder und nicht-gewollte Alte"

Der Papst verglich die Gesellschaft, in der Alte und Junge zusammenleben, mit einer Stadt. "Denken wir an die Bildung von liebevollen Beziehungen zwischen Alter und Jugend, die auf den gesamten Stil der Beziehungen ausstrahlen", so der Papst. "Die Überschneidung der Generationen würde zu einer Energiequelle für einen wirklich sichtbaren und lebenswerten Humanismus."

Die moderne Stadt dagegen sei "tendenziell altersfeindlich", und – wie Franziskus hervorhob – "nicht zufällig auch kinderfeindlich".

Er erlebe heutzutage einen "Geist des Aussonderns" in der Gesellschaft mit vielen "nicht-gewollten Kinder" und "nicht-gewollten Alten". Franziskus rief die Gläubigen dazu auf, bewusst "Zeit zu verlieren". Wörtlich:

"Das ist Weisheit: Man muss Zeit verlieren. Wenn ihr nachhause zurückkehrt und eure Kinder seht, dann sollt ihr mit ihnen Zeit verlieren im positiven Sinn. Dieses Zeit verlieren mit den Kindern ist essentiell für die Gesellschaft. (…) Das stärkt die menschliche Familie: Man muss Zeit verbringen mit den Kindern und mit den Alten."

Die Rhythmen des Alters seien daher "eine unverzichtbare Ressource, um den Sinn des von der Zeit geprägten Lebens zu begreifen". Dieser "Sinn des Lebens" sei schon mit der Geburt eines Menschen vorhanden und erstrecke sich über das gesamte Leben.

Eindringlich wiederholte Papst Franziskus seinen Appell am Ende der Audienz:

Die Arroganz der Uhrzeit muss in die Schönheit der Lebensrhythmen umgewandelt werden!" 

Gebet für die Ukraine, Lob für die Polen 

Am Ende der heutigen Generalaudienz rief der Pontifex die Gläubigen weltweit erneut dazu auf, den Aschermittwoch zu nutzen, um für den Frieden in der Ukraine zu fasten und zu beten.

"Unser Gebet und Fasten wird ein Plädoyer für den Frieden in der Ukraine sein, wobei wir uns daran erinnern, dass der Frieden in der Welt immer mit unserer persönlichen Umkehr in der Nachfolge Christi beginnt", so der Papst wörtlich.

An die Pilger aus Polen gerichtet sagte Franziskus:

"Ich grüße alle Polen ganz herzlich. Sie waren die ersten, die die Ukrainer unterstützt haben, indem Sie ihre Grenzen, Ihre Herzen und die Türen Ihrer Häuser geöffnet haben für die vom Krieg fliehenden Ukrainer. Sie bieten diesen Menschen großzügig alles an, was sie brauchen, um in Würde zu leben, trotz der dramatischen Situation. Ich bin Ihnen zutiefst dankbar, und ich segne Sie von ganzem Herzen!"

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