Bischof Bätzing beförderte sexuell übergriffigen Priester: Bericht

Bischof Georg Bätzing
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch

Einer am Dienstag von der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlichten Recherche zufolge hat der Limburger Bischof Georg Bätzing einen sexuell übergriffigen Priester zum Bezirksdekan befördert – obwohl er um dessen Vergangenheit wusste und auch persönlich mit beiden Opfern in Verbindung stand.

Bätzing wird nicht zum ersten Fall für seinen Umgang mit sexueller Gewalt kritisiert. Bereits 2021 wurden Vorwürfe gegen ihn erhoben, wie CNA Deutsch berichtete. Bislang lehnte er jedoch einen Rücktritt ab.

Erster Fall: Gemeindereferentin

In einem der beiden neu berichteten Fälle handelte es sich bei dem mutmaßlichen Opfer des Geistlichen um eine Gemeindereferentin in Ausbildung.

Mathilda Frei – ein Pseudonym – saß im Jahr 2007 "mit einigen Kollegen zusammen. Plötzlich nähert der Priester sich ihr von hinten und greift ihr 'mit seiner Hand von hinten unters T-Shirt'. Frei habe sich "verbal" gewehrt. Doch der Pfarrer habe erst abgelassen von ihr, als auch er, der Zeuge, ihn 'laut ansprach'."

Laut Frei habe der Priester "ihr an die Brust gefasst. 'Dieser Vorwurf wird von dem Pfarrer dezidiert bestritten', schreibt das Bistum Limburg auf Anfrage von Christ&Welt."

Zweiter Fall: Evangelische Pastorin

Der zweite Fall geht zurück auf das Jahr 2000. Konkret betroffen war damals eine protestantische Pfarrerin in Ausbildung.

Mehr in Deutschland - Österreich - Schweiz

Daniela Günter – wiederum ein Pseudonym – habe damals mit dem Pfarrer "an ökumenischen Projekten" gearbeitet: 'Wahrscheinlich im Juni 2000 sei es zum Übergriff gekommen, vor einem Kirmesgottesdienst. Nach der Vorbereitung des Gottesdienstes sei sie plötzlich allein mit ihm gewesen. "Dann drängte er sich von hinten an mich und drückte seine Knie in meine, seine Vorderseite an meine Hinterseite. Also ganz enger Körperkontakt.' Fortan habe sie Angst vor dem Pfarrer gehabt."

Reaktion von Bischof Bätzing

Bätzing, der aktuelle Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz (DBK), wurde 2016 Bischof von Limburg. Nachdem er 2020 von Kardinal Reinhard Marx den DBK-Vorsitz übernahm, wandte sich Frei an eine Bistums-Mitarbeiterin, die wiederum den Bischof informierte.

Über das persönliche Gespräch mit dem Bischof sagte Frei: "Bätzing war so freundlich, so verbindlich. Das war angenehm neu."

Auch auf ein Schreiben von Günter reagierte Bätzing "sofort und erstaunlich kooperativ". Günter sagte über das Angebot eines Treffens, das schließlich in Limburg stattfand: "Ich hatte das Gefühl, dem bedeutet das was. Keiner meiner Vorgesetzten hat mir das je angeboten, man lässt normalerweise kommen. Und ich bin auch noch aus der anderen Kirche."

"Tadel" und Beförderung für den Priester

Dem sexuell übergriffigen Priester sprach Bätzing daraufhin "'einen förmlichen Tadel' aus, wie seine Pressestelle auf Christ&Welt-Nachfrage bestätigt. 'Bei diesem Tadel handelt es sich um eine Ermahnung und nicht um eine strafrechtliche Maßnahme.'"

Dann aber ernannte Bätzing den Pfarrer zum Bezirksdekan. "Auch weil es sich nicht um ein strafrelevantes Verhalten handelte, beim Pfarrer Einsicht und Reue vorhanden waren und er sich bei der Gemeindereferentin für sein Verhalten entschuldigt hatte, ernannte ihn der Bischof dann zum Bezirksdekan", so die Pressestelle gegenüber der Zeitung.

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

Eine Anfrage von CNA Deutsch an das Bistum Limburg blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. 

Bätzing hatte 2021 nach Berichten über seinen Umgang mit mutmasslichem Missbrauch während seiner Zeit als Generalvikar im Bistum Trier ausgesagt, er habe stets seine Verantwortung gesehen, "alles zu tun, um Missbrauch zu verhindern, rechtskonform zu agieren und Aufarbeitung zu garantieren".

Eine frühere Recherche von "Christ & Welt" erhob im Fall der Diözese Trier schwere Vorwürfe gegen Kardinal Reinhard Marx: Dieser habe als Bischof von Trier seine Pflichten verletzt und unter anderem riskiert, "einen möglichen Missbrauchstäter wieder als Seelsorger zu Kindern und Jugendlichen zu schicken".  

Das könnte Sie auch interessieren: