Vatikanstadt - Dienstag, 20. Juni 2023, 17:50 Uhr.
Der umstrittene deutsche Synodale Weg war nicht Vorbild für den synodalen Prozess der Weltsynode. Das hat Kardinal Jean-Claude Hollerich am Dienstag vor Journalisten im Vatikan betont.
Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Instrumentum Laboris im Vatikan am 20. Juni sagte der Erzbischof von Luxemburg:
"Wir sprechen [bei der Synodalitätssynode] über Treue zum Heiligen Geist und dienen der Kommunion. Ich glaube, ohne über das urteilen zu wollen, was in Deutschland passiert ist, dass die beiden Initiativen sehr, sehr unterschiedlich sind".
In Antwort auf eine Frage von EWTN News-Journalist Rudolf Gehrig über Lehren aus dem deutschen Prozess sagte Hollerich wörtlich: "Wir arbeiten nicht wie ein Parlament."
Der deutsche Synodale Weg sei nicht als Vorbild ("Model") für den synodalen Prozess der Weltkirche in Erwägung gezogen worden.
Die deutsche Kultur sei sehr konfrontativ, sagte Hollerich, offensichtlich im Bemühen, kulturelle Unterschiede zu erklären.
Die Deutschen hätten nach den Erfahrungen der Nazi-Herrschaft bewusst gelernt, Spannungen zu konfrontieren, würden in Diskussionen sehr emotional und aufgeregt, anders als etwa in Japan — oder auch bei der Bischofssynode, so der Luxemburger Erzbischof, der mehrere Jahrzehnte in Fernost verbracht hat.
Die "deutsche Kirche" respektieren
Das Wort ergriff zum Thema deutscher Synodaler Weg auch Helena Jeppesen-Spuhler. Sie arbeitet für die Fastenaktion, ein katholisches Hilfswerk in der Schweiz. Die Katholikin war Rednerin bei der Pressekonferenz im Vatikan und rief dazu auf, die deutsche Veranstaltung zu respektieren.
Die "deutsche Kirche (sic) hat auf ihre Weise versucht, ihre Probleme anzugehen. Das müssen wir wirklich anerkennen", sagte die Schweizerin in ihrer Antwort in englischer Sprache.
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Jeppesen-Spuhler bezeichnete die deutsche Veranstaltung als einen synodalen Prozess, wie er auch in Australien oder Irland stattgefunden habe. Tatsächlich war jedoch die deutsche Veranstaltung absichtlich keine Synode, und auch kein Plenarkonzil, wie es etwa in Australien abgehalten wurde.
Wahlrecht für Laien
Das Instrumentum Laboris bereitet die erste Sitzung der 16. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode über Synodalität vor, die für Oktober 2023 geplant ist.
Der Text — hier der volle Wortlaut — skizziert auch eine "synodale Methode" der Spiritualität, die sich auf das Hören auf den Heiligen Geist und das Erkennen von "Zeichen der Zeit" konzentriert.
Auf der Grundlage von Konsultationen, die bereits weltweit auf diözesaner, nationaler und kontinentaler Ebene stattgefunden haben, greift der Bericht so kontroverse Themen wie Diakonat der Frau, priesterliches Zölibat und Engagement für Personen auf, die sich als LGBT identifizieren. Es wird auch eine Forderung nach neuen institutionellen Gremien aufgestellt, die eine stärkere Beteiligung des "Volkes Gottes" an einer Entscheidungsfindung ermöglichen sollen.
Zur Einführung eines Wahlrechts für Laien bei der Synodalitätssynode sagte Hollerich gegenüber Vatican News:
"Alle, die an der Synode teilnehmen, sollen wissen, dass ihre Meinung respektiert und gehört wird. Das ist das Wesentliche. Die Bischöfe haben ein Wahlrecht, weil sie Bischöfe sind. Die Nicht-Bischöfe – Priester, Diakone, Ordensleute, Frauen, Männer – sind sozusagen Zeugen dieser Gesamtsynode, des gesamten Prozesses."
Hollerich betonte bei der Pressekonferenz auch, die Aussagen im Arbeitspapier würden treu abbilden, was in den Beratungen der Synodalitätssynode zu Protokoll gegeben worden sei. Es gehe darum, Fragen aufzuwerfen, nicht Antworten vorzuschreiben. Es sei keine Synode etwa "über" die Homosexualität, so der Jesuitenkardinal, der im Februar 2022 für seine Aussagen über Homosexualität Schlagzeilen machte.