Redaktion - Mittwoch, 12. März 2025, 7:00 Uhr.
Dem syrisch-katholischen Erzbischof Jacques Mourad von Homs zufolge ist in der „derzeitigen Führungsschicht“ des Landes „der Wunsch nach einem islamischen Syrien in all seinen Dimensionen zu verspüren“.
„Dieser Umstand bereitet uns Sorgen, denn obwohl die Sunniten eindeutig in der Mehrheit sind, würde ein islamisches Syrien dem Mosaik des syrischen Volkes, das auf unserer gemeinsamen Geschichte beruht, weder jetzt noch in Zukunft gerecht werden“, erklärte Mourad am Dienstag im Kloster Steinfeld, wo die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) ihre Frühjahrs-Vollversammlung abhält.
„Die Anmut Syriens liegt in der Vielfalt seiner religiösen (sunnitische und schiitische Muslime, Ismailiten, Drusen, Alawiten, Anhänger der Murschid-Bewegung, Christen aller Glaubensrichtungen) und ethnischen (Armenier, Kurden, Tscherkessen, Syrer, Assyrer und Turkmenen) Zusammensetzung“, betonte der Erzbischof. Vor diesem Hintergrund „ist unsere heutige Verantwortung als Volk und als Kirche groß“.
Zwar sei das „gesamte syrische Volk“ über „den unerwarteten Sturz des Assad-Regimes sehr erfreut“ gewesen, aber nun durchlebe man „eine schwierige Zeit, die von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Spannungen geprägt ist. Unser Volk leidet nach wie vor unter Gewalt, Armut und der Ungewissheit über seine Zukunft.“
„Leider besteht eine große Kluft zwischen der offiziellen Rhetorik der derzeitigen Machthaber und der Realität vor Ort“, konstatierte Mourad. „Die staatlichen Medien unterscheiden sich nicht von ihren Vorgängern, da sie zahlreiche Übergriffe und Verstöße verschleiern, indem sie so davon berichten, wie es den politischen Interessen der Machthaber genehm ist.“
Für Mourad ist die „heikelste Frage“ jene der Judikative, „da die derzeitige Regierung versucht, die Scharia als Grundlage für die neue Gesetzgebung durchzusetzen“.
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Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche innerhalb der DBK warnte Bischof Bertram Meier von Augsburg am Dienstag, die Angst unter den Christen in Syrien sei groß: „Sie fürchten, unter einer islamistischen Regierung erneut Opfer von Diskriminierung und Gewalt zu werden.“
„Und diese Angst ist berechtigt“, fuhr Meier fort. „Seit der Machtübernahme im Dezember gab es immer wieder Vorfälle, die dazu Anlass bieten. Nicht zuletzt die jüngst bekannt gewordenen Massaker, denen insbesondere Aleviten zum Opfer gefallen sind, lassen auch bei den Christen die Alarmglocken schrillen. Sollte die bisher moderat und konziliant wirkende Übergangsregierung ihre Versprechen nicht einlösen, wird sich die Zahl der noch verbliebenen rund 300.000 Christen – deren Anzahl vor dem Bürgerkrieg wird auf über 1,5 Millionen geschätzt – wohl noch weiter reduzieren.“
Erzbischof Udo Bentz, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche, betonte seinerseits, auch mit Blick auf den Irak: „Das Christentum kann und muss in dieser Region trotz aller Bedrängnis eine Zukunft haben.“
„Wir erleben in Syrien trotz des mehr als ein Jahrzehnt wütenden Bürgerkriegs ein ungebrochenes Engagement der christlichen Minderheit für die Zivilgesellschaft“, so Bentz außerdem. „Das ist vorbildlich für die Region, trotz aller Bedrängnis. Und mindestens ebenso eindrucksvoll ist der Einsatz von Christen im Irak, die trotz aller Schwierigkeiten zahlreiche caritative Projekte und Initiativen realisieren.“
„Schauen wir auf den Irak, kann man erkennen, welche Aufgaben in Syrien bevorstehen“, zog der Erzbischof von Paderborn die Parallele. Er selbst bleibe für den Irak „bedingt zuversichtlich, dass es an Euphrat und Tigris eine bessere und stabilere Zukunft gibt, die ich Syrien ebenso wünsche“.