Redaktion - Donnerstag, 4. Dezember 2025, 13:00 Uhr.
„Nigeria erlebt seit Langem religiös unruhige Zeiten“, konstatierte der Augsburger Bischof Bertram Meier am Mittwoch bei der Vorstellung einer Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zur Christenverfolgung in Nigeria.
Zu Beginn seiner Ansprache erinnerte Meier, der als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der DBK fungiert, an die jüngsten Vorkommnisse in dem westafrikanischen Land: „Besonders schockierend war die Entführung von 303 Schülern und zwölf Lehrkräften der katholischen St. Mary’s School in Papiri im Bundesstaat Niger am 21. November. Erst vor wenigen Tagen wurde eine christliche Kirche angegriffen; der Pfarrer und Gläubige, die den Gottesdienst feierten, wurden entführt.“
„Dies sind abscheuliche Verbrechen, die man aufs Schärfste verurteilen muss und für die keine Entschuldigungsgründe angeführt werden dürfen“, hielt der Bischof mit Nachdruck fest.
Dann stellte er die Fragen: „Handeln die Täter aus religiöser Motivation? Oder sind andere Interessen im Spiel?“ Zur Antwort sagte er, dies sei „bei den genannten und unzähligen anderen Taten oft nur schwer zu beurteilen. Denn ganz offenkundig greifen gerade in Nigeria, einem Land von vibrierender Religiosität, ethnische, politische, materielle und religiöse Faktoren allzu oft ineinander.“
„Schon 2014 erlangte die islamistische Terrorgruppe Boko Haram mit der Entführung von über 270 Schülerinnen in Chibok traurige Berühmtheit“, erklärte Meier. „Zwar konnte Boko Haram inzwischen zurückgedrängt werden, doch haben sich mit ISWAP (Islamic State West Africa Province) und Gruppen wie Lakurawa weitere islamistische Gruppen im Norden Nigerias breitgemacht, die die lokale Bevölkerung terrorisieren.“
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„Der islamistische Terrorismus ist vor allem ein Problem im Norden des Landes“, so der Bischof, der allerdings betonte, auch in anderen Teilen des Landes gebe es Schwierigkeiten. „Er richtet sich gegen Christen, aber auch gegen Muslime, die der extremistischen Auslegung des Koran nicht folgen wollen. Im mehrheitlich muslimischen Norden haben zudem eine Reihe von Einzelstaaten die Scharia gesetzlich verankert und werden Christen diskriminiert, etwa wenn sie keine Erlaubnis zum Bau von Kirchen erhalten.“
Gleichzeitig kritisierte er, dass oft „allzu holzschnittartig von ‚religiösen‘ Konflikten gesprochen“ werde, „auch wenn die primären Ursachen anderer Natur sind. Zu nennen sind hier vor allem die immer weiter eskalierenden Spannungen zwischen den mehrheitlich muslimischen Hirten der Ethnie der Fulani und den zum Großteil christlichen Bauern, vor allem im sogenannten Middle Belt.“
„Hinzu kommen schlechte und oft korrupte Regierungsführung sowie eine schwere Wirtschaftskrise, die immer mehr Menschen in die Armut treibt und sie so empfänglicher für Radikalisierung und Gewalt macht“, erläuterte der Bischof von Augsburg. „So haben auch Entführungen als schnelle Geldquelle landesweit zugenommen, begangen von Islamisten wie von nichtreligiösen Banden. Angesichts dieser Gemengelage liegen Sicherheit und Hoffnung für viele Menschen in Nigeria heute in weiter Ferne, viele von ihnen leiden unter Traumata und anderen psychischen Belastungen aufgrund der Gewalterfahrungen.“
Meier forderte die nigerianische Regierung, aber auch „die internationale Gemeinschaft“ zum Handeln auf. „Und ich wünsche mir, dass auch Deutschland seine Anstrengungen zur Stabilisierung Nigerias verstärkt; dies setzt – so muss man vor dem Hintergrund außenpolitischer Debatten hierzulande hinzufügen – auch ein erneuertes Verständnis für die Bedeutung von Religion voraus“, fügte er hinzu.





