Neuer ökumenischer Aufbruch: Kardinal Koch über Papstbesuch in Türkei und Libanon

Kardinal Kurt Koch im Interview mit EWTN News.
EWTN News

Kardinal Kurt Koch sieht im Besuch von Papst Leo XIV. in der Türkei und im Libanon einen neuen Aufbruch für die Ökumene. Zugleich warnt der „Ökumene-Minister“ des Papstes, dass bis zum Heiligen Jahr 2033 zentrale Fragen der Einheit weiter offen sind.

Der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen sprach in einem heute veröffentlichten Interview mit der katholischen Zeitung Die Tagespost von einem neuen Horizont, seit der Papst „das nächste große ökumenische Ereignis im Jahr 2033, also 2.000 Jahre Tod und Auferstehung Jesu Christi“ vorgeschlagen habe.

Dieses Datum sei „bereits auf gute Resonanz gestoßen, auch bei den Vertretern der Ökumene“. Er betonte, Jerusalem sei dafür der sinnvolle Ort: „Die Auferstehung des Herrn ist das Fundament unseres Glaubens.“

Koch habe „schon eine große Begeisterung gespürt, so etwas wie einen neuen Aufbruch“, doch bleibe die Frage offen: „Welche Einheit wollen wir denn eigentlich?“

Zu den unterschiedlichen Vorstellungen erklärte Koch, die katholische Kirche teile mit den Orthodoxen „die Einheit im Glauben, in den Sakramenten und in den Ämtern – mit dem Ziel der Kommuniongemeinschaft“. Daneben gebe es eine Position, wonach alle Kirchen bleiben sollten, wie sie sind, und man sich lediglich gegenseitig als Kirche anerkenne.

„Die Summe aller vorhandenen Kirchentümer wäre dann die eine Kirche des Herrn. Das ist eine völlig andere Vorstellung, die mit der katholischen Sicht nicht zu vereinbaren ist“, betonte Koch. Diese Position sei „bei nicht wenigen aus den Reformationen hervorgegangenen Kirchen zu finden“, erfreue sich jedoch „leider auch unter Katholiken immer größerer Beliebtheit“.

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Zum Andreasfest im Phanar, bei dem Patriarch Bartholomaios das „filioque“ und das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit als Hindernisse benannt hatte, sagte Koch, der Patriarch verfolge die Arbeit der Internationalen Gemischten Theologischen Kommission sehr genau: „Das, was er genannt hat, sind genau die zwei Punkte, die in dieser Kommission besprochen werden.“

Ein Koordinationskomitee habe im September „ein Dokument über die Unfehlbarkeit erarbeitet“, das weiter vertieft werden müsse, bevor die Frage des „filioque“ folge. Er zeigte sich optimistisch: „Ich bin zuversichtlich, dass diese beiden Probleme so gelöst werden können, dass sie kein Hindernis mehr zwischen der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche darstellen.“

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Auch beim Thema Primat sieht Koch Klärungsbedarf. Über die Frage der Ausübung könne man nicht reden, „denn wenn man über die Ausübung des Primates redet, setzt man ja schon ein Wesen dieses Primats voraus“.

Johannes Paul II. habe „eine Form der Ausübung des Primats finden“ wollen, „die kein Hindernis mehr darstellt“. Dafür sei jedoch ein Konsens über die Theologie des Petrusamtes nötig. „Der Konsens ist noch nicht erreicht.“