Britischer Rabbi: Säkulare Humanisten "immer aggressiver" gegen religiöse Gruppen

Prinz William im Gespräch mit Oberrabbiner Ephraim Mirvis an der Klagemauer in Jerusalem am 28. Juni 2018
Tim Rooke-Pool/Getty Images

Ein führender britischer Rabbiner hat säkulare Gruppen in Großbritannien für ihre Aussagen gegen Religionsausübung und religiöse Schulen kritisiert.

Das berichtet die "Catholic News Agency", die englischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.

Ephraim Mirvis, Oberrabbiner der Vereinigten Hebräischen Gemeinden Großbritanniens und des Commonwealth, sprach auf einer internationalen, interreligiösen Konferenz, die diese Woche in Madrid stattfand, und sprach über Kommentare von Gruppen wie "Humanists UK" und der "National Secular Society".

"Der Humanismus mit einem kleinen 'h' beschreibt genau das, was es bedeutet, Jude zu sein. Aber es gibt einen anderen Humanismus, mit einem großen 'H', der, wie ich fürchte, immer aggressiver wird, wenn es um Glaubensgemeinschaften geht."

"Wir stellen fest, dass der Humanismus und andere säkularistische Ansätze oft nach Möglichkeiten suchen, den Glauben anzugreifen", sagte Mirvis laut einem Bericht der "Jewish News".

Nach Angaben der Website von "Humanists UK", sagte er weiter, es habe eine Kampagne gegen religiöse Schulen gegeben. Die Wohltätigkeitsorganisation, die sich für die Rechte nichtreligiöser Menschen einsetzt, kämpft unter anderem gegen die staatliche Finanzierung von konfessionellen Schulen.

"Habe ich nicht das Recht, meine Kinder nach den Werten zu erziehen, die mir sehr am Herzen liegen?" fragte Mirvis.

"Die Humanisten, die gegen die Existenz von Glaubensschulen kämpfen, kämpfen in der Tat gegen meine Freiheit, meine Kinder gemäß den Grundsätzen meines Glaubens aufzuziehen", fügte er hinzu.

Der Chef von "Humanists UK", Andrew Copson, sagte, Mirvis' Reaktion sei "unfair", berichtete "Jewish News". Seine Organisation habe mit zahlreichen Glaubensgruppen zusammengearbeitet, um "liberale soziale Werte" zu gewährleisten. Er äußerte den Wunsch, einen ähnlichen Dialog mit dem Rabbiner zu führen.

"Wir sind bereit, jederzeit auch mit dem Rabbiner Mirvis zusammenzuarbeiten, um zu ergründen, was wir gemeinsam haben und wie wir gemeinsam an gemeinsamen Zielen und im Sinne eines besseren gegenseitigen Verständnisses arbeiten können", sagte Copson.

Laut dem "Jewish Chronicle" kritisierte Mirvis auch die Bemerkungen der "National Secular Society" zur Beschneidung. In der Vergangenheit hat die Gruppe beantragt, die unkonventionelle religiöse Chirurgie zu beenden und behauptet, dass es sich um eine Genitalverstümmelung handelt, die Säuglingen auferlegt wird.

Mirvis sagte, die Beschneidung sei ein "wesentlicher Teil" des jüdischen Glaubens und ein Zeichen des Bundes Gottes mit seinem Volk. "Ein Angriff auf unser Recht auf Beschneidung ist ein Angriff auf ein grundlegendes Element unseres Glaubens", fügte er hinzu.

Besonders kritisch äußerte er sich gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden der Organisation, Stephen Evans, der behauptete, dass die Religionsfreiheit oft eine Forderung nach "dem Staat, die Augen vor der Verletzung der Rechte anderer zu verschließen" sei. Evans' Kommentar betraf die Beschneidung.

"Religiöse Praktiken sind nicht über jeden Vorwurf erhaben und religiösen Gruppen sollte nicht erlaubt sein, schädliche Praktiken durchzuführen", fügte Evans laut dem "Jewish Chronicle" hinzu.

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Selbst das Recht der Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder ist für Evans in Frage gestellt: "Säkularisten versuchen sicherzustellen, dass das Recht auf Religionsfreiheit immer gegen andere Erwägungen, einschließlich des Schutzes von Kindern, abgewogen wird."

Nach Angaben der "Jewish News" ermutigte Mirvis die Gruppe respektvoll, ihren Überzeugungen nachzugehen, aber nicht, indem sie andere Glaubensrichtungen an der Ausübung ihrer behindern. Der Rabbiner betonte, eine Organisation sich für "das, wofür sie steht" auszeichnen, nicht dadurch, dass sie gegen andere Glaubensysteme ankämpft.

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"Wenn es Freiheit ist, die du suchst, dann kämpfe bitte nicht gegen unsere Freiheit, unseren Glauben zu praktizieren. Wenn du zu Toleranz aufrufst, dann bitte nicht durch Intoleranz gegenüber Glaubensgemeinschaften und religiöser Praxis", so Rabbi Mirvis an die Säkularisten.

"Wenn du verhindern willst, dass die Religion unserer Gesellschaft ihre Werte aufzwingt, dann tu bitte nicht genau das, indem du versuchst, unserer Gesellschaft den Humanismus aufzuzwingen."

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