Nach Sieg der Taliban wächst die Sorge um Christen in Afghanistan

Italienische Caritas rechnet mit wachsender Zahl von Flüchtlingen nach Pakistan und Europa

Archvibild von Kämpfern der Taliban des Jahres 2010
ISAF / isafmedia / Wikimedia (CC BY-SA 2.0)

Ein in Afghanistan tätiges katholisches Hilfswerk hat gewarnt, dass die Sicherheit der Christen in dem Land in Gefahr ist, auch und gerade nachdem der Krieg dort für beendet erklärt worden ist. Wie andere Hilfsorganisationen steht die italienische Caritas vor der Frage, wie sich die Einrichtung aus dem nun von den radikal-islamischen Taliban eroberten Land zurückzieht, und gleichzeitig Möglichkeiten findet, Menschen zu helfen.

Caritas Italiana ist seit den 1990er Jahren in Afghanistan tätig. In einer Pressemitteilung vom 15. August erklärte die Organisation, dass ihr bisheriger Schwerpunkt in Afghanistan die Hilfe für gefährdete Minderjährige gewesen sei.

"Aber die instabile Situation wird zur Aussetzung aller Aktivitäten führen", heißt es in der Erklärung, und es wird hinzugefügt, dass "die Befürchtungen über die Möglichkeit, die Präsenz auch in Zukunft aufrechtzuerhalten, sowie über die Sicherheit der wenigen Afghanen mit christlichem Glauben wachsen".

Caritas Italiana sagte auch, dass den wenigen katholischen Priestern und Ordensleuten in Afghanistan keine andere Wahl bleibe, als das Land zu verlassen.

Die Taliban haben in der vergangenen Woche nach dem Abzug der US-Streitkräfte und Allierten aus Afghanistan binnen kurzer Zeit wieder die Kontrolle über das Land erlangt, das nun offiziell als "Islamisches Emirat Afghanistan" von seinen Machthabern bezeichnet wird.  

Berichten zufolge herrschte auf dem Flughafen von Kabul Chaos, nachdem zahlreiche Personen die Landebahnen stürmen, um aus dem Land zu fliehen.

Die deutsche Luftwaffe ist mit Fallschirmjägern und Sanitätern des Bundeswehr unterwegs nach Afghanistan, um afghanische Ortskräfte und Helfer sowie deutsche Staatsbürger zu evakuieren. 

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Die christliche Gemeinschaft ist verschwindend klein in dem islamischen Land, in dem Menschen für ihr Bekenntnis zum christlichen Glauben geächtet oder sogar mit Gewalt und Tod bedroht werden können. Im Jahr 2018 gab es schätzungsweise 200 Katholiken in dem Land.

Es gibt eine einzige katholische Kirche, die sich in der italienischen Botschaft in Kabul befindet und von der katholischen Mission sui juris in Afghanistan betrieben wird.

"Die christliche Gemeinschaft ist eine kleine, aber bedeutende Gemeinschaft, die sich in den letzten Jahren um die Ärmsten und Schwächsten gekümmert hat", so Caritas Italiana.

Die Organisation erklärte, dass "nach einem zwanzigjährigen Krieg mit unabsehbaren menschlichen Kosten und Milliarden von Euro an Ausgaben, der Abzug des US-Militärs das Land in einer tragischen Leere zurücklässt". Zusammen mit Diplomaten und Botschaftsmitarbeitern war auch der Abzug der wenigen Priester und Ordensfrauen aus Kabul unvermeidbar, so die Caritas.

Papst Franziskus bat am gestrigen Sonntag die Gläubigen um ihre Gebete für die Menschen in Afghanistan. "Ich bitte euch alle, mit mir zum Gott des Friedens zu beten, damit das Lärmen der Waffen verstummt und Lösungen am Tisch des Dialogs gefunden werden können", sagte er.

Nur so könne "die geschundene Bevölkerung dieses Landes - Männer, Frauen, ältere Menschen und Kinder - in ihre Häuser zurückkehren und in Frieden und Sicherheit und in gegenseitigem Respekt leben."

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Caritas Italiana erklärte, dass sie die Situation der afghanischen Flüchtlinge in Pakistan an der Grenze zu Afghanistan bewertet.

"In diesen Stunden flieht eine wachsende Zahl von Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten und erhöht den Druck in Richtung der umliegenden Länder", so das Hilfswerk.

"Auch die westlichen Länder werden sich einem zunehmenden Druck durch die Menschen, die aus diesem Land fliehen, ausgesetzt sehen."

Die italienische Wohltätigkeitsorganisation erklärte, sie habe in den 2000er Jahren ein umfangreiches Programm für Nothilfe, Wiederaufbau und Entwicklung in Afghanistan unterstützt, darunter den Bau von vier Schulen und 100 Häusern sowie die Rückkehr von 483 Familien in das Panshir-Tal.

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

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