China: Katholischer Bischof auf der Flucht vor staatlichen Behörden

Die Flagge der Volksrepublik China
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Ein katholischer Bischof in China ist auf der Flucht vor den staatlichen Behörden, nachdem er sich trotz massiven Drucks geweigert hat, sich als Mitglied der von der Kommunistischen Partei kontrollierten Staatskirche zu "registrieren".

Das berichtet die Catholic News Agency (CNA) unter Berufung auf mehrere Quellen in Asien.

Bischof Vincent Guo Xijin soll sich derzeit in seiner Diözese Mindong verstecken, nachdem er aus der Bischofsresidenz des regimetreuen, ihm vorgesetzten Bischofs geflohen ist.

Guo gilt als Führungspersönlichkeit der katholischen Untergrundkirche Chinas, die sich weigert, sich der direkt von der Kommunistischen Partei kontrollierten Staatskirche zu unterwerfen.

Katholische Priester müssen sich in China offiziell beim Staat "registrieren" lassen - sonst wird ihnen die Ausübung ihres Dienstes verboten. Der Haken dabei: Es ist nicht nur eine einfache Meldepflicht. Diese Registrierung sieht in den meisten Fällen auch vor, dass man unter anderem der "Sinisierung" zustimmt, mit der das Regime versucht, systematisch Religionen der kommunistischen Ideologie und den Vorstellungen des "Präsidenten auf Lebenszeit", Xi Jinping, zu unterwerfen.

Wie "Asia News" berichtet, wurde Bischof Guo am 9. November unter die Aufsicht von zwei Staatssicherheitsbeamten gestellt und täglich besucht, um ihn zu zwingen, sich einer Registrierung zu unterziehen.

Am 12. November versuchten die Beamten zudem, den katholischen Bischof zu zwingen, an einer Versammlung von "unabhängigen" Klerikern der Diözese teilzunehmen, um diese ebenfalls in die kommunistisch kontrollierte Staatskirche zu überführen.

Die Mehrheit der Priester weigerte sich jedoch, sich "registrieren" zu lassen, berichtet Asia News. Bischof Guo, der sich ebenfalls weiter widersetzte, wurde daraufhin zum staatlicherseits ausgewählten Bischof Vincent Zhan Silu gebracht. Dieser sollte ihn "überzeugen", sich der Staatskirche anzuschließen und sich "registrieren" zu lassen.

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Bischof Guo war eigentlich der vom Vatikan anerkannte Diözesanbischof des Bistums Mindong – bis Papst Franziskus im September 2018 das umstrittene Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik unterzeichnete.

Dieses Abkommen, dessen eigentlicher Wortlaut bis dato nicht veröffentlicht wurde, regelt die Ernennung von Bischöfen in China. Es räumt offenbar dem kommunistischem Regime unter anderem das Recht ein, Bischöfe auszuwählen und seine Politik der "Sinisierung" voranzutreiben - auch des katholischen Klerus und der Gläubigen der Untergrundkirche.

Im Zuge dieses Abkommens erkannte der Vatikan auch die bis dahin exkommunizierten Bischöfe Pekings an, darunter auch Bischof Vincent Zhan Silu.

Mehr noch: Der Heilige Stuhl erklärte Bischof Zhan Silu zum Diözesanbischof und zwang Bischof Guo, sich dem Mann der Kommunistischen Partei als Weihbischof unterzuordnen.

Im Juni erließ der Vatikan dann eine "pastorale Handreichung". Wie CNA Deutsch berichtete, werden Priester und Bischöfe darin ermutigt, sich staatlich "registrieren" zu lassen und aufgefordert, wenn sie "Erklärungen" mit ihrem Namen unterschreiben, die nicht "den katholischen Glauben respektieren", gleichzeitig mindestens mündlich vor einem Zeugen - oder ebenfalls schriftlich - erklären, dass sie sehr wohl "treu zu den Grundsätzen der katholischen Glaubenslehre stehen".

Der Heilige Stuhl räumte ein, dass "fast immer die Unterzeichnung eines Dokuments erfordert wird, in dem man ungeachtet der von den chinesischen Behörden eingegangenen Verpflichtung, auch die katholische Lehre zu respektieren, unter anderem die Anerkennung des Grundsatzes der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung der Kirche in China erklären muss".

Wenn, so die "Handreichung" weiter, "der Text der für die Registrierung erforderlichen Erklärung den katholischen Glauben nicht respektiert", sollten die Priester - möglichst schriftlich oder vor Zeugen - darauf hinweisen, dass die Erklärung nur insoweit abgegeben wird, als sie "den Prinzipien der katholischen Lehre treu ist".

Das Dokument erlaubt den Geistlichen jedoch auch, sich zu weigern:

"Gleichzeitig versteht und respektiert der Heilige Stuhl die Wahl derjenigen, die nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, dass sie sich unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht anmelden können."

Bischof Guo wurde bereits früher festgenommen, weil er sich geweigert hat, an öffentlichen Veranstaltungen mit dem ihm vorgesetzten Bischof der Kommunistischen Partei teilzunehmen. Im Februar sagte Guo gegenüber der "New York Times", dass "wir der Entscheidung Roms gehorchen müssen", und dass "unser Prinzip ist, dass die chinesisch-katholische Kirche eine Verbindung zum Vatikan haben muss; die Verbindung kann nicht getrennt werden".

Aber er wies auch darauf hin, dass "die chinesische Regierung zwar nicht ausdrücklich sagt, dass wir uns von Rom trennen müssen", aber unter bestimmten Umständen genau das die Konsequenz sei.

"Asia News" berichtet, dass Guo am 13. November aus der Kanzlei "entkommen" und in seine Heimatstadt Luojiang zurückgekehrt ist, wo die staatlichen Behörden versuchen, ihn zu finden.

In der Diözese Mingdong leben 90.000 Katholiken, von denen 80.000 der "Untergrundkirche" angehören, sowie 57 der 69 Priester der Diözese.

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