Eskalation in Hong Kong: Polizei dringt in Kirche ein, verhaftet Demonstranten

Chinesische Polizisten verhaften zwei Männer am 13. November 2019 im Central District in Hongkong geräumt hat.
Dale de la Rey/AFP via Getty Images

Selbst vor Kirchen machen sie nicht halt: Die zunehmend mit Gewalt gegen pro-demokratische Demonstranten vorgehende chinesische Polizei ist mit einem schwer bewaffneten Einsatzkommando in die Heilig-Kreuz-Kirche von Hong Kong eingedrungen. Dort wurde mindestens ein Demonstrant mit brutaler Gewalt festgenommen.

Das zeigen in den Sozialen Medien verbreitete Aufnahmen von Augenzeugen.

In einem weiteren Video ist offenbar ein Polizeibeamter zu sehen, der einen Hammer in einen Rucksack eines zu Boden gedrückten Demonstranten steckt.

Beamte nahmen mehrere Demokratie-Aktivisten in der Kirche fest, berichtet die Catholic News Agency (CNA).

In den Sozialen Medien wird ein Diakon der Pfarrei beschuldigt, die Polizisten in das Gotteshaus gerufen zu haben. In einer auf den 11. November datierten Stellungnahme widerspricht das Bistum Hong Kong jedoch dieser Darstellung. Diakon Simon Chan sei vor Ort geeilt, als die Polizei begann, Menschen in der Kirche festzunehmen.

"Bei seiner Ankunft waren diese Demonstranten jedoch bereits festgenommen worden. Sie wurden wenig später in Polizeifahrzeuge gesteckt und weggebracht. Es war also nicht Diakon Simon Chan, der die Polizei auf das Kirchengelände ließ", so die Diözese.

Zudem könne die Kirche nicht Polizisten am betreten des Grundstücks behindern, so das Bistum weiter. Das Bistum bedauere diese Vorgänge und die weiteren Unruhen in Hong Kong.

Viele Christen – darunter katholische Würdenträger – unterstützen aktiv und öffentlich die Bemühungen der Demokratie-Bewegung in Hong Kong. Sie wollen eine weitere Einflussnahme des kommunistischen Regimes in Peking auf die Justiz der ehemaligen britischen Kolonie verhindern.

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Das Territorium ist bislang die einzige Region Chinas, in der das Menschenrecht auf Religionsfreiheit gewährleistet wurde. Gleichzeitig geht die Regierung der Volksrepublik mit zunehmender Härte gegen alle Religionsgemeinschaften innerhalb Chinas vor und versucht diese, weltanschaulich mit den eigenen, kommunistischen Prinzipien gleichzuschalten. Diese "Inkulturation" fällt offiziell unter den Begriff der "Sinisierung".

Mit am schlimmsten betroffen sind Muslime, allen voran die islamische Bevölkerung der Uighuren in der Provinz Xinjiang, deren Bevölkerung zu Hunderttausenden in "Umerziehungslager" gesteckt worden ist, aber auch tibetanische Buddhisten, Anhänger der Bewegung Falung Gong sowie die Christen im ganzen Land. Katholiken werden – auch und gerade nach dem "vorläufigen Abkommen" des Vatikans mit Peking – brutal schikaniert, unterdrückt und drangsaliert.

Die protestantische, staatsnahe "Drei-Selbst-Kirche" hat Berichten zufolge mittlerweile sogar die Zehn Gebote durch Aussagen des "Präsidenten auf Lebenszeit" Xi Jinping ersetzt.

Ein nicht namentlich identifizierter Demonstrant sagte kürzlich gegenüber dem "National Catholic Register", dass sich die Demonstranten in zwei Lager geteilt haben: Einmal die sogenannte "friedliche Gruppe", und dann eine "Kampfgruppe". Der Aktivist stellte fest, dass das Pekinger Auslieferungsgesetz erst ausgesetzt wurde, nachdem die "Kampfgruppe" die Polizei am 12. Juni in einen größeren Konflikt verwickelt hatte.

Ein weiterer junger Hongkonger sagte dem "National Catholic Register", dass seine Entscheidung, sich den Protesten anzuschließen, von seinem katholischen Glauben und seinem Gefühl für die Bürgerpflicht als chinesischer Staatsbürger in Hongkong geleitet werde.

"Das grundlegendste Anliegen für mich ist die Religionsfreiheit, gefolgt von der Gedanken- und Meinungsfreiheit", sagte er.

"Wir protestieren, weil wir der Kommunistischen Partei Chinas nicht vertrauen. Die KP hat das Christentum und andere Religionen in China schrecklich unterdrückt, und tut dies auch weiterhin. Außerdem gibt es in China praktisch keine Meinungsfreiheit."

Seit Ausbruch der Proteste hat Peking ein Reiseverbot gegen mehrere Katholiken verhängt. Kommunistische Beamte sind Berichten zufolge besorgt, dass Katholiken auf dem Festland mit der katholischen Kirche in Hongkong zusammenarbeiten könnten, um einen ähnlichen Widerstand zu erzeugen.

Vor diesem Hintergrund haben die pro-demokratischen Proteste in Hong Kong einen dezidiert katholischen Aspekt. Dennoch haben sich weder Papst Franziskus noch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bislang an die Demonstranten gewandt. Wie CNA Deutsch berichtete, rechnen katholische Aktivisten in Hong Kong damit auch nicht mehr.

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