Nach Aufschrei in der Ukraine: Vatikan ändert kurzfristig Kreuzweg zum Karfreitag

Papst Franziskus betet "Familien-Kreuzweg" am Kolosseum

Irina aus der Ukraine (links) und Albina aus Russland halten gemeinsam das Kreuz an der Via Crucis im Kolosseum in Rom am Karfreitag, 15. April 2022
Irina aus der Ukraine (links) und Albina aus Russland halten gemeinsam das Kreuz an der Via Crucis im Kolosseum in Rom am Karfreitag, 15. April 2022
Screenshot / Vatican News YouTube
Papst Franziskus betete am Karfreitag, 15. April 2022, den Kreuzweg am Kolosseum in Rom.
Papst Franziskus betete am Karfreitag, 15. April 2022, den Kreuzweg am Kolosseum in Rom.
CNA Deutsch / Daniel Ibanez
Das Kolosseum beim Kreuzweg 2022.
Das Kolosseum beim Kreuzweg 2022.
CNA Deutsch / Daniel Ibanez
Blick in das Innere des Kolosseums während des Kreuzweges mit Papst Franziskus.
Blick in das Innere des Kolosseums während des Kreuzweges mit Papst Franziskus.
CNA Deutsch / Rudolf Gehrig
Das Kreuz aus Fackeln im Innern des Kolosseums in Rom.
Das Kreuz aus Fackeln im Innern des Kolosseums in Rom.
CNA Deutsch / Rudolf Gehrig
Brennende Fackel im Kolosseum in Rom beim Kreuzweg 2022.
Brennende Fackel im Kolosseum in Rom beim Kreuzweg 2022.
CNA Deutsch / Rudolf Gehrig
Papst Franziskus
Papst Franziskus
CNA Deutsch / Daniel Ibanez

CNA Deutsch / Rudolf Gehrig

Nach einem Aufschrei ukrainischer Bischöfe hat der Vatikan den Kreuzweg von Papst Franziskus am Karfreitag kurzfristig geändert.

Die Betrachtung für die 13. Station, "Jesus stirbt am Kreuz", wurde ursprünglich von Mitgliedern einer ukrainischen und einer russischen Familie geschrieben. Doch die Betrachtung wurde bei der Kreuzwegandacht am 15. April im Kolosseum von Rom nicht verlesen.

Stattdessen wurde von einem Vorleser vorgetragen: "Im Angesichts des Todes sagt Stille mehr als Worte. Halten wir also inne in betender Stille und beten wir alle in unserem Herzen für den Frieden in der Welt."

Während der Stille wurde das Kreuz von zwei Freundinnen, Irina aus der Ukraine und Albina aus Russland, fest umklammert. Die Frauen, die gemeinsam am Universitätskrankenhaus Campus Bio-Medico in Rom arbeiten, sahen sich an, während sie das Kreuz mit Tränen in den Augen hielten.

(Vatican Media)

Wie CNA Deutsch berichtete, hatte das Oberhaupt der Ukrainisch-Griechisch-Katholischen Kirche den Vatikan dafür kritisiert, ukrainische und russische Familien am Karfreitag beim Kreuzweg im Kolosseum von Rom gemeinsam ein Kreuz tragen zu lassen.

Andrii Jurasch, der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl, äußerte sich ebenfalls besorgt über das Format. Bischof Witalij Krywyzkyj von Kiew-Schytomyr bezeichnete das Vorgehen des Vatikans als "unverständlich".

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Der Franziskus nahestehende Jesuitenpater Antonio Spadaro hatte das Vorgehen des Papstes in der italienischen Presse vor dem Hintergrund der kurzfristigen Änderungen verteidigt

"Der Tod ist allgegenwärtig", hieß es  im ursprünglichen Meditationstext. "Wo bist du, Herr? Wo versteckst du dich? Wir wollen unser altes Leben zurück. Warum das alles? Welchen Fehler haben wir begangen? Warum hast du uns im Stich gelassen? Warum hast du unsere Völker im Stich gelassen? Warum hast du unsere Familien auf diese Weise auseinandergerissen? Warum haben wir nicht mehr den Willen zu träumen und zu leben? Warum ist unser Land so dunkel geworden wie Golgatha?"

"Wir wissen, dass du uns liebst, Herr, aber wir spüren diese Liebe nicht", fährt der Text fort, "und das macht uns verrückt (...) Sprich in der Stille des Todes und der Trennung und lehre uns, Frieden zu schließen, Brüder und Schwestern zu sein, wieder aufzubauen, was die Bomben zerstören wollten." 

Die römische Tradition, am Karfreitag den Kreuzweg im Kolosseum zu begehen, geht auf das Pontifikat von Benedikt XIV. zurück, der die Kirche von 1740 bis 1758 leitete.

Nachdem der Brauch eine Zeit lang zum Erliegen gekommen war, wurde er 1964 von Papst Paul VI. wiederbelebt, und unter Papst Johannes Paul II. wurde der Kreuzweg im Kolosseum zu einem weltweiten TV-Ereignis.

Covid-19 zwang den Vatikan, diese Tradition zu unterbrechen, und somit betete erstmals seit Beginn der Coronavirus-Pandemie vor zwei Jahren nun der amtierende Pontifex mit Gläubigen wieder den Kreuzweg vor der Kulisse des Kolosseums.

Etwa 10.000 Gläubige nahmen daran teil. Wie CNA Deutsch berichtete, wurden die Gebetstexte in diesem Jahr von mehreren Familien vorbereitet.

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Früher hat der Papst selbst das Kreuz von Station zu Station rund um das Kolosseum getragen, aber heute wird es von Einzelpersonen und Familien getragen.

Zu den diesjährigen Kreuzträgern gehörten eine Witwe, eine Familie, die ein Kind verloren hat, ein junges Ehepaar und eine Missionarsfamilie.

Die Betrachtungen wurden vom Vatikan wie folgt veröffentlicht:

  1. Station von einem jungen Ehepaar
  2. Station von einer Familie in Mission
  3. Station von einem älteren Ehepaar ohne Kinder
  4. Station von einer Großfamilie
  5. Station von einer Familie mit einem behinderten Kind
  6. Station von einer Familie, die eine Wohngruppe leitet
  7. Station von eine Familie mit einem kranken Elternteil
  8. Station von Großeltern
  9. Station von einer Familie mit adoptierten Kindern
  10. Station von einer Witwe mit Kindern
  11. Station von einer Familie mit einem gottgeweihten Sohn
  12. Station von einer Familie, die eine Tochter verloren hat
  13. Station von einer ukrainischen und einer russischen Familie
  14. Station von einer Migrantenfamilie

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