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Exklusiv – Kardinal Woelki über Petitionen: "Ich möchte keine Galionsfigur sein"

Der Kölner Erzbischof: Kardinal Rainer Maria Woelki.

Für seine Kritik an der aktuellen Umsetzung des sogenannten "Synodalen Wegs" steht Kardinal Rainer Maria Woelki erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit. Vor allem seine Äußerung, in der er die erste Synodalversammlung in Frankfurt am Main als "quasi protestantisches Kirchenparlament" bezeichnete, sorgte für viel Zustimmung und Kritik. So laufen momentan im Erzbistum Köln gleich zwei Petitionen, die sich mit seiner Person beschäftigen (CNA Deutsch hat ausführlich berichtet).

Die eine Seite wirft ihm vor, die "Zeichen der Zeit" nicht zu verstehen und "dringend benötigte Reformen" zu blockieren. Die andere Seite zeigt sich unterdessen mit Woelki solidarisch, verspricht ihm "Verbundenheit im Gebet" und erinnert daran, dass die Kirche wieder "Fels in der Brandung" sein müsse, jedoch "nicht durch Populismus, sondern durch Christozentrik, nicht durch Verweltlichung, sondern durch konsequente Entweltlichung".

Am Freitagmorgen (Stand: 08:05 Uhr) hatte die Petition "Kritik an Kardinal Woelki" insgesamt 1.864 Unterzeichner, während die Petition "Appell: Solidarität mit Kardinal Woelki" bereits von 2.293 Menschen unterzeichnet wurde.

CNA Deutsch sprach exklusiv mit Kardinal Rainer Maria Woelki über die Geschehnisse der letzten Tage.

Herr Kardinal, aktuell beschäftigten sich gleich zwei Petitionen mit Ihnen, mit jeweils gegensätzlicher Stoßrichtung. Ist das Erzbistum Köln gespalten?

In den letzten Wochen und Monaten ist deutschlandweit intensiv und kontrovers über die Zukunft der Kirche diskutiert worden. Ich halte diesen Austausch für sehr wichtig, denn er ist Ausdruck einer lebendigen Kirche!

Allerdings sehe ich auch mit großer Sorge ein Auseinanderdriften von Positionen, das wir dringend aufhalten müssen. Plakative Aktionen und Abstimmungen helfen nicht, sondern verstärken nur diese Spaltung durch Einseitigkeit und teilweise auch durch eine Verrohung im Ausdruck. Mit Schrecken sehen wir in unserer Gesellschaft, wohin solche Polarisierungen führen können!

Wie sehr trifft es Sie, dass immerhin 1.864 Unterzeichner über Sie sagen: "Er ist das Letzte, was wir in dieser so schwierigen Lage unserer Kirche gebrauchen können"? Oder fühlen Sie sich eher durch die 2.293 Unterzeichner der Solidaritätspetition in Ihren Anliegen bestärkt?

Aus meiner Sicht geht es bei den Petitionen weniger um meine Person, sondern diese Engführungen sind Ausdruck des grundsätzlichen Richtungsstreits.

Ich möchte keine Galionsfigur sein – weder für das eine noch das andere Lager.

In dieser schwierigen Lage ist es vor allem wichtig, miteinander zu sprechen statt übereinander abzustimmen.

Wie wollen Sie das Vertrauen Ihrer Kritiker zurückgewinnen?

Wir stehen am Anfang der österlichen Bußzeit und da ist es denke ich gut, dass wir uns alle fragen, wie wir zueinander finden. Ich möchte mir es selbst zur Aufgabe machen: Zusammenzuführen, Gräben zu überwinden, aufeinander zuzugehen.

Sie haben immer wieder vor den Risiken des sogenannten "Synodalen Wegs" gewarnt und nach der ersten Synodalversammlung gesagt, dass Ihre Befürchtungen eingetroffen seien. Was muss bei der zweiten Synodalversammlung im Herbst anders laufen?

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Im Vorfeld der ersten Synodalversammlung habe ich einige Dinge kritisiert. Dazu gehörte die Vorfestlegung auf bestimmte Themen, die einen notwendigen offenen Austausch aus meiner Sicht erschwert haben. Außerdem habe ich für ein fünftes Forum geworben, das sich mit "Evangelisierung" beschäftigt, die ich mit Blick auf die Zukunft für sehr wesentlich halte.

Für die kommenden Sitzungen ist aus meiner Sicht wichtig, dass wir noch breiter darüber sprechen, wie wir bei vielen Menschen ein neues Verständnis für unsere Frohe Botschaft erzeugen können. Dafür müssen sich alle aufeinander zubewegen!

Dazu gehört es, auf der einen Seite zu akzeptieren, dass für bestimmte Fragen ein weltkirchlicher Konsens notwendig ist. Daran zu erinnern zähle ich zu meinen Aufgaben als Kardinal der Weltkirche.

Auf der anderen Seite sehe ich bei Fragen wie einer stärkeren Förderung von Frauen in Leitungspositionen, bei der Einrichtung einer Verwaltungsgerichtsbarkeit und weiteren Punkten viel Konsens. Dieses Potenzial gilt es schnell zu heben.

Deutlich haben Sie darauf hingewiesen, dass Papst Franziskus den "Primat der Evangelisierung" fordert. Wie wollen Sie diesen Aufruf in Ihrem Bistum umsetzen?

Das Ziel ist aus meiner Sicht so simpel wie schwierig:

Wir müssen alle Generationen – von den Kindern bis zu den Erwachsenen – wieder mit den Grundlagen unseres Glaubens vertraut machen. Dazu gehört es, neue Modelle der Katechese und Verkündigung zu finden und eine klare Sprache zu sprechen. Hier sind wir Bischöfe gefordert: Wir brauchen einen guten Austausch untereinander, mit der Wissenschaft und mit den Laien. Wir müssen zuhören, was uns unsere Zeit zu sagen hat.

Aber: Es ist auch die Aufgabe der Kirche, Entwicklungen auf Basis des Evangeliums zu deuten. Dafür sind wir im Erzbistum Köln auf dem "Pastoralen Zukunftsweg" und dafür wollen wir in den Austausch mit Wissenschaft und Gesellschaft an unserer neuen Hochschule in Sankt Augustin treten.

Es ist meine feste Überzeugung, dass die Botschaft des Evangeliums heute aktueller ist denn je und dass Begriffe wie Würde und Unantastbarkeit des menschlichen Lebens, Treue, Liebe, Verbindlichkeit keinesfalls veraltet, sondern auch heute noch enorm wichtig sind!

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