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"Versäumnisse" und "schmerzliche Geschichte": Vatikan veröffentlicht McCarrick-Report

Theodore McCarrick bei der Frühlingsversammlung der US-amerikanischen Bischöfe am 15. June 2005 in Chicago.

Der McCarrick-Report ist veröffentlicht: Begleitet von Kommentaren von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem Leiter des vatikanischen Mediendienstes hat der Heilige Stuhl den lange erwarteten McCarrick-Report am heutigen Dienstag veröffentlicht. 

Der Titel des knapp 450 Seiten langen Dokuments ist: "Bericht über das institutionelle Wissen und den Entscheidungsprozess des Heiligen Stuhls in Bezug auf den ehemaligen Kardinal Theodore Edgar McCarrick (Zeitraum von 1930 bis 2017)".

Der volle McCarrick-Report wurde in englischer und italienischer Fassung veröffentlicht. 

"Diese Seiten drängen uns dazu, eingehend darüber nachzudenken und uns zu fragen, was wir in Zukunft noch mehr tun können, während wir aus den schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit lernen", erklärte der Kardinalstaatssekretär dazu am 10. November.

"Wir veröffentlichen diesen Bericht mit großem Schmerz über die Wunden, die diese Geschichte den Opfern, ihren Angehörigen, der Kirche in den Vereinigten Staaten und der Universalkirche zugefügt hat."

In seinem Statement betont Kardinal Parolin abschließend: "Damit sich dieses Phänomen nicht wiederholt, ist neben wirksameren Normen eine Umkehr der Herzen notwendig. Wir brauchen Hirten, die glaubwürdig das Evangelium verkünden, und wir müssen uns alle bewusst sein, dass dies nur mit der Gnade des Heiligen Geistes möglich ist und im Vertrauen auf Jesu Wort: 'Getrennt von mir könnt ihr nichts tun' (Joh 15,5)."

Der im Oktober 2018 von Papst Franziskus beauftragte Report sollte ursprünglich im Dezember 2019 erscheinen.

Die Erwartungshaltung war – und bleibt – enorm, nicht nur unter US-Katholiken und Beobachtern des Vatikans. Der Report soll den Schlüsselskandal der Missbrauchs- und Vertuschungskrise der Kirche beleuchten helfen. Die zentrale Frage dabei: Wie konnte McCarrick nicht nur junge Priester und Seminaristen jahrelang sexuell nötigen, sondern auch minderjährige Jungen missbrauchen und sogar im Beichtstuhl sexuelle Gewalt verüben – sowie gleichzeitig über Jahrzehnte Karriere als einflussreicher Kardinal machen, auch offenbar in der Diplomatie mit China?

Nach einer 40-jährigen steilen Karriere, die Theodore McCarrick zu einem der einflußreichsten Kardinäle der Weltkirche gemacht hatte, war der US-amerikanische Kleriker am 15. Februar 2019 von Papst Franziskus in den Laienstand entlassen worden.

Noch nie war ein so ranghoher Kleriker der Kirche wegen sexuellen Fehlverhaltens und des Missbrauchs Minderjähriger wie Erwachsener mit dieser kanonischen Höchststrafe belegt worden. 

25 Jahre nach der "Affäre Groer", die nach 1995 dazu führte, dass allein 100.000 Katholiken in Österreich aus der Kirche austraten, stellt sich auch für deutschsprachige Katholiken die Frage, wer alles von den Verbrechen und Umtrieben des notorischen "Uncle Ted" wusste.  Dabei geht es nicht nur um mögliche Mitwisser oder gar Vertuscher in den USA. Bei seinen häufigen Besuchen in Rom soll McCarrick "Umschläge mit Geld an verschiedene Bischöfe und Kardinäle"  verteilt haben – so ein Kardinal im Februar 2019 gegenüber CNA. Und McCarricks ehemaliger Generalvikar und Weihbischof in Washington ist bekanntlich heute einer der mächtigsten Männer der Kurie – der beteuert hat, nichts gewußt zu haben.  

Im Februar 2020 hatte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gegenüber Journalisten erklärt, dass der fertige Bericht vorliege. Papst Franziskus, der den Report in Auftrag gab, werde auch entscheiden, wann dieser veröffentlicht wird.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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In einer heute veröffentlichten Einschätzung des Vatikan-Kommunikationschefs Andrea Tornielli wird der Fall McCarrick als "eine schmerzliche Geschichte, aus der die Kirche lernt" bezeichnet. 

Tatsächlich räumt der Beitrag ein, dass es "zu Versäumnissen und Unterbewertungen" gekommen sei. Dabei wurden "Entscheidungen getroffen, die sich später als falsch herausstellten, auch weil im Verlauf der damals von Rom verlangten Überprüfungen die befragten Personen nicht immer alles erzählten, was sie wussten".

Diese Vorwürfe betreffen US-amerikanische Kirchenvertreter, die dem Bericht zufolge nicht die ganze Wahrheit über den Mann nach Rom meldeten, den Papst St. Johannes Paul II. daraufhin zum Erzbischof von Washington befördert hatte.

Kritische Beobachter werden eine solche Beschreibung aus dem Vatikan mit Skepsis lesen. Ob Papst Franziskus und seine Kurie besser daran getan hätte, das Versagen der Kirche – denn ein Versagen ist es, darüber sind sich wohl alle einig – durch eine externe, wirklich unabhängige Stelle prüfen und schonungslos offenlegen zu lassen: Darüber werden in den kommenden Tagen und Wochen zweifelsohne viele Stimmen diskutieren – darunter die Opfer und Angehörigen. Nicht zuletzt weil die Protagonisten – darunter mehrere Päpste – zum Teil selber beschuldigt wurden, von den Vergehen des berüchtigten "Uncle Ted" gewußt zu haben. 

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