Hamburg - Donnerstag, 18. November 2021, 7:23 Uhr.
Dem Erzbistum Hamburg stehen weiter schwere Zeiten bevor. Neben der Personalkrise um den vom Vatikan nicht angenommenen Rücktritt von Erzbischof Stefan Heße (CNA Deutsch hat berichtet) steht die Erzdiözese auch finanziell nicht gut da.
Den eigenen Prognosen zufolge rechnen die Bistumsverantwortlichen für die Jahre 2020 bis 2024 mit Einnahmeverlusten von bis zu 40 Millionen Euro.
Das Geschäftsjahr 2020 wurde zudem mit einem Minus 10,9 Millionen Euro beendet.
Rückgang an Kirchensteuereinnahmen
Der Jahresabschluss war durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Solidaris geprüft worden. Die Prüfung selbst hatte zu keinen Beanstandungen geführt und die uneingeschränkte Bescheinigung erhalten, teilt das Erzbistum auf seiner Homepage mit. Dort wird auch Verwaltungsdirektor Alexander Becker zitiert, der die Entwicklung bedauert:
"Trotz weiterhin großer Kostendisziplin konnten wir auch im vergangenen Jahr kein positives Ergebnis erzielen. Wesentlich war der coronabedingte Rückgang der Kirchensteuereinnahmen um 13,7 Millionen Euro gegenüber den geplanten Einnahmen und eine Rückstellung für das Krankenhaus Groß Sand in Hamburg-Wilhelmsburg in Höhe von 6,3 Millionen Euro."
Die Überschuldung käme vor allem durch die "langfristigen Pensions- und Beihilfeverpflichtungen" zustande, heißt es weiter. Nun wolle man weitere Maßnahmen ergreifen, "um die bilanzielle Überschuldung durch Jahresüberschüsse in den nächsten Geschäftsjahren zu beseitigen und ein hinreichendes Vermögen zur Deckung der Pensions- und Beihilfeverpflichtungen aufzubauen", so der Bericht.
Das Erzbistum Hamburg ist weiterhin zahlungsfähig.
Die Corona-Pandemie als Beschleuniger der Finanzkrise
Die Corona-Krise hat nicht nur Auswirkungen auf das geistliche Leben der Kirche in Deutschland, sondern gefährdet auch die finanzielle Planungssicherheit der Bistümer.
Kirchenvertreter in Deutschland hatten allerdings schon vor Ausbruch des Corona-Virus weitere massive Einbrüche bei den Kirchensteuer-Mitteln prognostiziert. So soll sich nach einer Studie vom Mai 2019 die Anzahl der Christen in Deutschland bis ins Jahr 2060 sogar halbiert haben. Hauptgrund ist dafür der fortschreitende Vertrauensverlust, den die Kirche in den letzten Jahren erlitten hat. Immer mehr Menschen würden deshalb bewusst aus der Kirche austreten.
Auch wenn die Kirche in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern der Weltkirche vor allem durch die Kirchensteuer sehr wohlhabend ist (Zitat von Erzbischof Georg Gänswein: "Wenn die Glaubenskraft der Katholischen Kirche in Deutschland so groß wäre wie ihre Finanzkraft, wäre alles in Ordnung"), hatten Experten schon vor der Corona-Krise die Bistümer vor den künftigen finanziellen Einbußen gewarnt, die durch den jährlichen Anstieg der Austrittszahlen verursacht werden.
Die im Juli veröffentlichte Kirchenstatistik für das Jahr 2020 hat erneut deutlich gemacht, dass der Abwärtstrend weiterhin anhält.
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