„Heuchelei!”: Papst Franziskus verteidigt erneut Fiducia Supplicans

Papst Franziskus am 8. März 2023.
Daniel Ibáñez / CNA

Papst Franziskus hat sich zur Kontroverse um Fiducia Supplicans erneut zu Wort gemeldet: Er bezeichnete eine Ablehnung des Schreibens als eine Ablehnung von Segnungen und erhob den Vorwurf, Verärgerung über seinen Vorstoß sei „Heuchelei“.

Wörtlich sagte Papst Franziskus in dem Interview mit einem italienischen Magazin: „Niemand ist empört, wenn ich einem Unternehmer, der vielleicht Menschen ausbeutet, den Segen gebe: und das ist eine sehr schwere Sünde“.

Ähnlich hatte sich der Papst gegenüber dem Glaubensdikasterium am 26. Januar geäußert, wie CNA Deutsch berichtete. 

Bischöfe, die Fiducia Supplicans ablehnen, haben nicht die Segnung von Personen abgelehnt, wie niederländische Bischöfe ausdrücklich betont haben, ebenso wie französische, ungarischeafrikanischepolnische und weitere.

Vorwurf der Heuchelei

Papst Franziskus fuhr im Interview fort: „Aber sie sind empört, wenn ich einem Homosexuellen den Segen gebe... Das ist Heuchelei! Wir müssen uns alle gegenseitig respektieren. Alle.“

„Ich segne keine ‚homosexuelle Ehe‘“, sagte der Papst dem Magazin Credere, das am heutigen 8. Februar an italienischen Kiosken verkauft wird. „Ich segne zwei Menschen, die sich lieben, und ich bitte sie auch, für mich zu beten.“

Franziskus fuhr fort: „Ich bete und segne immer in der Beichte, wenn diese Situationen eintreten, homosexuelle Menschen, wiederverheiratete Menschen“.

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Weiter gab der Pontifex zu Protokoll: „Der Segen darf niemandem verweigert werden. Jedem, jedem. Wohlgemerkt, ich spreche von Menschen: denjenigen, die fähig sind, die Taufe zu empfangen“.

Das Interview ist nicht der erste Versuch des argentinischen Papstes, der Kritik an seinem vorweihnachtlichen Vorstoß zu widersprechen. Dabei führte der Pontifex mehrere Argumente ins Feld.  

Die vehementen Gegner seien nur „kleine ideologische Gruppen“, behauptete Franziskus Ende Januar gegenüber einer anderen italienischen Publikation. 

Zuvor sagte Franziskus bei einem Talkshow-Auftritt im italienischen TV am 14. Januar, die afrikanische Zurückweisung seines Vorstoßes sei auf kulturelle Gründe zurückzuführen. Kardinal Fridolin Ambongo Besungu hat im Namen der Bischöfe Afrikas biblische und andere Gründe genannt.

Paare? Verbindungen? Lehre?  

Die auf Italienisch geschriebene Erklärung des Vatikans mit dem lateinischen Titel Fiducia Supplicans von Kardinal Victor „Tucho“ Fernandez wurde am 18. Dezember veröffentlicht – mit der Zustimmung von Papst Franziskus, der das Schreiben gegenzeichnete.

Fiducia Supplicans vermeidet einerseits, der bisherigen Lehre der Kirche zu widersprechen und räumt sogar ein, dass es keine liturgischen Segnungen homosexueller – und anderer, als „irregulär“ bezeichneter – Verbindungen geben kann, wie sie etwa in Deutschland von Bischöfen betrieben werden.

Gleichzeitig werden im Dokument – hier der volle Wortlaut –  wörtlich „spontane“ Segnungen für „gleichgeschlechtliche Paare“ eingeführt, die „keine Legitimation für ihren eigenen Status beanspruchen, sondern darum bitten, dass alles, was in ihrem Leben und in ihren Beziehungen wahr, gut und menschlich gültig ist, durch die Gegenwart des Heiligen Geistes bereichert, geheilt und erhöht wird.“

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Dies sei „eine echte Weiterentwicklung dessen, was im Lehramt und in den offiziellen Texten der Kirche über Segnungen gesagt wurde“, so Kardinal Fernandez, der das Schreiben als Präfekt verantwortete.

Dem stimmen viele Kardinäle, Bischöfe, Priester und Gelehrte nicht zu. Sie lehnen weiterhin die Möglichkeit einer Segnung homosexueller Paare wie Verbindungen ab. Dies gilt auch für die Form von Segnungen, die nur wenige Sekunden an einem unwichtigen Ort spontan passieren, wie der Glaubenspräfekt nach kritischen Reaktionen seine Vorstellungen präzisierte.

Aber auch manche Befürworter einer Segnung lehnen das Schreiben ab: Ihnen geht es nicht weit genug. Hinzu kommt: Obwohl der Vatikan in seinem Schreiben klarstellt, dass homosexuelle Verbindungen nicht gesegnet werden können, gibt es in Deutschland bereits solche Segnungen als liturgische Handlungen. Dies ist eine Forderung und eine Umsetzung des deutschen Synodalen Weges. Der Präfekt der Glaubenskongregation möchte darüber mit den deutschen Bischöfen ins Gespräch kommen.