Emeritierter Hamburger Erzbischof Werner Thissen mit 86 Jahren gestorben

Erzbischof Werner Thissen
screenshot / YouTube / Kirche-und-Leben

Der emeritierte Hamburger Erzbischof Werner Thissen ist am Dienstag im Alter von 86 Jahren gestorben. Er stand der nördlichsten Erzdiözese in Deutschland bis 2014 vor, verbrachte vor seinem Tod also noch elf Jahre im Ruhestand.

Thissen stammte ursprünglich aus dem Bistum Münster, wo er 1966 auch zum Priester geweiht wurde. Im Anschluss wirkte er als Kaplan, als Spiritual an einem Internat und als Subregens am Priesterseminar. Ab 1977 war er im Generalvikariat von Münster tätig, seit 1986 als Generalvikar. Papst Johannes Paul ernannte ihn 1999 zum Weihbischof für das Bistum Münster und Ende 2002 zum Erzbischof von Hamburg. Die Amtseinführung erfolgte allerdings erst Anfang 2003.

Der unmittelbare Nachfolger von Thissen in der Erzdiözese Hamburg, Erzbischof Stefan Heße, sagte am Dienstag: „Er hat das Pastoralgespräch unter dem Leitwort ‚Salz im Norden‘ initiiert, das viele Menschen miteinander ins Gespräch brachte und wichtige Leitsätze für das Selbstverständnis der katholischen Kirche im Norden entwickelte.“

Gleichzeitig verwies Heße auf die Schattenseiten im Wirken seines Vorgängers: „Er hat vor seiner Zeit im Erzbistum Hamburg als Personalverantwortlicher im Bistum Münster schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche gemacht. Fehler, die er nicht heilen konnte, aber für die er um Entschuldigung bat, denn Betroffene müssen gehört und Missbrauchsverbrechen offengelegt werden.“

Bischof Georg Bätzing erklärte in seiner Funktion als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK): „Der Brückenbauer des Nordens war zugleich ein Brückenbauer für den Zusammenhalt der Gesellschaft, an der auch die Kirche Anteil hat.“

„Seine ausgleichenden Positionen und seine ständige Mahnung für einen Weg des Dialogs, seine mahnende und nachdenkliche Stimme, die immer nach dem Gemeinsamen gefragt hat, werden uns fehlen“, zeigte sich Bätzing überzeugt. „Dabei denke ich vor allem an den hintergründigen Humor von Erzbischof Thissen und seine innere Überzeugung, dass die Kirche auch in der Diaspora eine Stimme hat. Ohne Frage: Werner Thissen hat der Diaspora eine Stimme verliehen.“

Auch der DBK-Vorsitzende ging auf das Thema Missbrauch ein und sagte, Thissen habe „um die eigenen Begrenzungen“ gewusst, „gerade auch im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche“. Und weiter: „Sein Eingeständnis bei diesem Thema war ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung, der wir uns als Kirche verpflichtet haben.“

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