Die heilige Corona - Eine Patronin gegen Seuchen?

Frühchristliche Märtyrerin aus dem Orient gibt weiter Rätsel auf

Corona-Virus
Viktor Forgacs / Unsplash (CC0)

Die heilige Corona als Schutzpatronin gegen die Coronavirus-Pandemie: Eine rührende, wahre Geschichte oder letztlich doch eher "Fake News"

Fest steht: Der Virus trägt den Namen "Corona", weil er aus der Nähe betrachtet wie eine "Krone" aussieht. Fest steht auch: Es gibt eine katholische Heilige namens Korona bzw. Corona.

Mehrere Agenturen, darunter die deutsche Presseagentur (dpa) meldeten bereits im März, dass eine Märtyrerin aus der frühchristlichen Überlieferung mit Namen "Corona" von der Katholischen Kirche einst als Patronin gegen Epidemien und Seuchen verehrt wurde.

Corona soll als 16-jährige Christin im Orient des 2. Jahrhunderts hingerichtet worden sein, die Reliquien werden seit über 1000 Jahren – genauer: seit 997 nach Christus – in Aachen aufbewahrt.

Die junge Christin sol an zwei gebogenen Palmen festgebunden worden sein, die das Mädchen schließlich auseinanderrissen, als die Palmen wieder auseinanderschnellten.

Bis 1911 oder 1912 lagen die Gebeine der Heiligen – die als St. Korona Patronin vieler Kirchen und bis heute Namensgeberin für Kinder ist – unter einer Platte im Aachener Dom, bevor sie in einen 93 Zentimeter hohen und 98 Kilogramm schweren Schrein gelegt wurden. Dieser Schrein wird nun für die Besucher aufpoliert. "Wir haben den Schrein etwas früher als geplant herausgebracht und erwarten jetzt mehr Interesse wegen des Virus", so Daniela Lövenich gegenüber "Reuters".

Doch wie viel wissen wir heute wirklich über die Heilige?

Was die Überlieferung der Kirche sagt

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"Echte Nachrichten über ihr Leben gibt es nicht", urteilt das "Lexikon des Mittelalters" (1986, Artemis-Verlag München). So soll Corona  im 2. Jahrhundert in Syrien oder Ägypten den Tod erlitten haben, die Reliquien sollen von Ägypten über Zypern und Sizilien nach Otricoli (Norditalien) gekommen sein. Von dort brachte sie Otto III. nach Aachen. "Corona wurde besonders von Schatzgräbern und Metzgern angerufen", so das Lexikon. Ihre Attribute seien zwei Bäume, die Krone, eine Palme, ein Goldstück und ein Schatzkästchen.

Auch das "Lexikon für Theologie und Kirche" (LThK) weiß nichts von einem besonderen Patronat der heiligen Corona gegen Epidemien. Die Ausgabe von 1931 spricht vom "Aberglauben", dass der Name "Corona" auf die vor dem 16. Jahrhundert als Münze bekannte "Krone" hinweise. So sei die Heilige vor allem bei "Geldangelegenheiten, bei Lotterie und Glücksspiel und besonders beim 'Schatzgraben'" angerufen worden, was das LThK ausdrücklich als "Aberglaube" verurteilt:

"Hierzu sind heute noch Beschwörungsriten, Litanei und 'Segen' bekannt, wobei den drei parallelen Zauber-'Coronen', d.i. Zauberringen oder -kreisen, besondere magische Bedeutung zugewiesen wird."

Der Hinweis auf die mögliche Verehrung der heiligen Corona durch abergläubische Glücksspieler ist in späteren Ausgaben des LThK zwar verschwunden, doch auch dort sucht man vergeblich nach Hinweisen auf besondere Anrufungen der Märtyrerin in Zeiten der Seuche. In der Ausgabe von 1959 heißt es, die heilige Corona sei "als glücksbringende Patronin mehrfach der heiligen Victoria und Fausta angeglichen" worden. Zudem sei sie "Patronin der Schatzgräber".

In der aktuellen Ausgabe des LThK, die 2001 abgeschlossen wurde, wird der Zeitpunkt ihres Martyriums in die Zeit des Kaisers Antonius oder Diokletian gelegt. Sie werde vor allem in Bayern und Niederösterreich "als glückbringende Patronin" und als "Patronin der Schatzgräber" verehrt. Zudem gelte sie in Österreich als "Erzschatzmeisterin". Hinweise auf weitere Patronate wie die Verehrung als Patronin der Holzfäller, Metzger oder gegen Epidemien fehlen dagegen.

Unter anderem gibt das "Ökumenische Heiligenlexikon" die heilige Corona als Patronin gegen Seuchen aus. Dort heißt es, sie sei...

"...Patronin von Castelfidardo und Osimo; der Schatzgräber und Metzger; gegen Seuchen und Unwetter, für Standhaftigkeit im Glauben; in Geldangelegenheiten, der Lotterie; der Diözese Belluno - Feltre."

Welche Quellen letztlich dafür verantwortlich sind, dass die heilige Corona als Patronin gegen Epidemien ins Spiel gebracht wurde, ist nur ein Aspekt – im Lauf der Kirchengeschichte haben Heilige immer wieder ihr Patronat "angepasst" bekommen.

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Eine frühere Fassung erschien am 26. März 2020.

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