Bischof Bätzing räumt Sorge um deutschen "Synodalen Weg" ein

Bischof Georg Bätzing (Limburg) ist seit 2020 Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz (DBK).
Rudolf Gehrig / CNA Deutsch

Bischof Georg Bätzing hat eingeräumt, dass Papst Franziskus und der Vatikan den deutschen "Synodalen Weg" mit großer Sorge beobachten – und gleichzeitig die deutsche Theologie und Kirchenvertreter in der Weltkirche eine immer geringere Rolle spielen. 

Römische Sorgen über die Situation der Kirche in Deutschland würden an der deutschen Geschichte liegen, sagt der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Bätzing wörtlich:"Der Blick aus Rom auf Deutschland als Land der Reformation ist immer besonders kritisch. Das ist für das Vorhaben des Synodalen Weges nicht leicht. Wir brauchen sehr viel Kommunikation. Wir wollen Kirche starkmachen und nicht schwächer werden lassen." 

Genau dies leistet jedoch auch nach Einschätzung von Theologen, darunter der Papstvertraute Kardinal Walter Kasper, die umstrittene Debattenveranstaltung nicht. 

Umgang mit Missbrauch und Vertuschung

Bätzing, dem vor wenigen Tagen öffentlich vorgeworfen worden ist, sexuellen Missbrauch vertuscht zu haben, sagt auch, dass "Verantwortliche der Kirche" – auch er selbst – "Fehler gemacht" hätten, was den Umgang mit sexueller Gewalt, Missbrauch und Vertuschung betrifft.  Man habe aber in den letzten Jahren viel geschafft, um aufzuarbeiten.

Der Limburger Bischof gibt auch zu, dass die Kirche innerhalb Deutschlands immer kleiner und irrelevanter wird.

"Die Kluft ist groß, und sie nimmt zu. Die Zahlen zur Kirchenzugehörigkeit und Bindung sind Alarmsignale. Gerade in Fragen von Sexualität, Partnerschaft, Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist die Kluft besonders groß. Außerdem fragen sich die Menschen: Gibt es einen transzendenten Bezugspunkt, gibt es Gott? Hat Gott Bedeutung für mich? Die Theologen sprechen von einer fundamentalen Gotteskrise."

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Auf die Frage, ob das nicht eine Chance für die Kirche sei, antwortet der Bischof soziologisch: "Wir sind kein prägendes Milieu mehr, deshalb müssen wir aufbrechen und Partner suchen, mit denen wir gleiche Werte teilen", meint der 60-jährige.

Partner könnte man vielleicht in der Wirtschaft für soziale Projekte finden: "Das können zum Beispiel Jungunternehmer sein, die eine Initiative für geflüchtete Frauen gründen und mit ihnen ein Modelabel aufbauen", so der Limburger Bischof wörtlich.

Nicht zu sozialen Projekten mit der Wirtschaft sondern der Neuevangelisierung und Besinnung auf die Aufgabe der Kirche hat Papst Franziskus wiederholt die deutschen Bischöfe aufgerufen. 

Franziskus hat bereits 2015 sehr deutliche Kritik mit einer Reihe von Aufforderungen an die deutschen Bischöfe verknüpft: Sie sollten die Neu-Evangelisierung konkret und nachhaltig anpacken, die Sakramente der Beichte und Eucharistie fördern, die Rolle der Priester stärken, akademische Theologie auf den Boden des Glaubens stellen, und ungeborenes Leben sowie Alte und Kranke schützen.

Diese Anliegen griff der Papst knapp vier Jahre später in seinem Brief an die deutschen Katholiken auf.

"Dies verlangt vom ganzen Volk Gottes und besonders von ihren Hirten eine Haltung der Wachsamkeit und der Bekehrung, die es ermöglicht, das Leben und die Wirksamkeit dieser Wirklichkeiten zu erhalten. Die Wachsamkeit und die Bekehrung sind Gaben, die nur der Herr uns schenken kann. Uns muss es genügen, durch Gebet und Fasten um seine Gnade zu bitten."

Wer stattdessen meine, "die beste Antwort bestehe in einem Reorganisieren der Dinge", so Papst Franziskus, der falle auf eine Versuchung herein: Die Häresie des "Pelagianismus".

Diese Häresie habe katastrophale Folgen, warnte der Papst weiter, denn blindes "Reformieren" wird "das Herz unseres Volkes einschläfern und zähmen und die lebendige Kraft des Evangeliums, die der Geist schenken möchte, verringern oder gar zum Schweigen bringen: «Das aber wäre die größte Sünde der Verweltlichung und verweltlichter Geisteshaltung gegen das Evangelium»".

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Kritik an Kardinal Müller

Vehemente Kritik übt Bätzing am deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller. So wirft er dem ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation vor, "abstruse Ansichten" zu vertreten, "die Spaltung befördern. Ich teile seine Auffassung nicht und finde seine Wortwahl absolut unpassend. Das geht gar nicht", so Bätzing mit Blick auf dessen "Verschwörungsmythen".

Kardinal Müller hatte schon vor diesen Aussagen Bätzings im Interview mit CNA Deutsch solche Vorwürfe und Bedenken beantwortet.

Zur Coronavirus-Krise betont Bätzing gegenüber der FAZ auch, für ihn sei Impfen "ganz klar eine moralische und solidarische Pflicht". Auch eine vorübergehende Impfpflicht unterstütze er. Das Thema gehöre jedoch nicht auf die Ebene des Glaubens, räumt Bätzing ein.

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