"Eine noch nie zuvor erlebte Annäherung der Positionen"

Katholische und evangelische Christen tauschen sich beim Regensburger Religionsgespräch über das Eucharistieverständnis und die Bedeutung des Kreuzes aus

Ökumene im Gespräch: Der lutherische Regionalbischof Hans-Martin Weiss (links) mit Bischof Rudolf Voderholzer
Ökumene im Gespräch: Der lutherische Regionalbischof Hans-Martin Weiss (links) mit Bischof Rudolf Voderholzer
Julia Wächter
Auf katholischer Seite der Disputation: Prof. Dr. Karl-Heinz Menke (Bonn) und Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer (Bamberg)
Auf katholischer Seite der Disputation: Prof. Dr. Karl-Heinz Menke (Bonn) und Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer (Bamberg)
Julia Wächter
Bischof Rudolf Voderholzer
Bischof Rudolf Voderholzer
Julia Wächter
Auf evangelischer Seite der Disputation: Prof. Dr. Christine Axt-Piscalar (Göttingen/Hannover) und Prof. Dr. Martin Hailer (Heidelberg)
Auf evangelischer Seite der Disputation: Prof. Dr. Christine Axt-Piscalar (Göttingen/Hannover) und Prof. Dr. Martin Hailer (Heidelberg)
Julia Wächter

Es ging um das Eucharistieverständnis und die Bedeutung des Kreuzes: Beim Regensburger Religionsgespräch haben sich katholische und evangelische Christen im ökumenischen Geist ausgetauscht - und dabei gemeinsam zum Kreuz bekannt, aber auch zu unterschiedlichen Sichtweisen.

Die Veranstaltung im historischen Reichssaal des Alten Rathauses geht auf eine jahrhunderte Alte Tradition zurück. Die Fragen waren jedoch angsichts der Kontroversen um Amoris Laetitia und der Sakramententheologie brennend aktuell.

Vier Professoren stellten sich der Debatte: Auf katholischer Seite Karl-Heinz Menke aus Bonn und der Bamberger Wolfgang Klausnitzer. Auf evangelischer Seite Christine Axt-Piscalar (Göttingen/Hannover) und der Heidelberger Martin Hailer. Über die Initiative des katholischen Diözesanbischofs Rudolf Voderholzer und des evangelischen Regionalbischofs Hans-Martin Weiss freute sich Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer.

Professor Menke fasste dabei den Umgang untereinander zusammen: "Ich bin froh, dass wir um die Wahrheit streiten, ohne uns zu zerstreiten."

Noch nie zuvor erlebte Annäherung der Positionen

Beim Religionsgespräch zeigte sich tatsächlich eine gute Debattenkultur. "Den Disputanten ist es gelungen, die Thematik auf den Punkt zu bringen und die Positionen einander anzunähern, wie ich das noch nicht erlebt habe", betonte Bischof Voderholzer. Er hob die Qualität der Vorträge und Diskussionen, aber auch die Intensität, mit der das Publikum mitgegangen sei, hervor: "Wir sind zu wirklich guten Ergebnissen gekommen." Für Regionalbischof Weiss wurden alle Erwartungen übertroffen: "Ich bin beglückt und sehr erfreut."

Ökumenisches "Ja" zum Kreuz

Was das Thema des Kreuzes anbelangt, so konnten die beiden Konfessionen weitgehende Einheit bezeugen. Es gebe keinen kirchentrennenden Differenzpunkt, lediglich unterschiedliche, auch geschichtlich bedingte Akzente und Stile in der Theologie.

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Bischof Voderholzer erinnerte an das "ökumenische Ja" zum Kreuz in öffentlichen Räumen, das er gemeinsam mit Regionalbischof Weiss im vergangenen Jahr gegeben hat: "Ich glaube, das hat uns verbunden und uns noch tiefer zusammengeführt."

Kontrovers wurde über das Eucharistieverständnis disputiert

"Wir sind hier auf einem Weg zueinander", betonte Bischof Voderholzer mit Blick auf das Eucharistieverständnis. In den letzten Jahrzehnten sei es bereits zu einer gegenseitigen Annäherung gekommen. Die katholische Kirche sei in der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in der konkreten Gestalt der Eucharistiefeier in vielen Punkten den kritischen Anmerkungen Martin Luthers entgegengekommen, was beispielsweise die Gabe der Eucharistie in beiden Gestalten betrifft oder die Feier der Eucharistie in der Muttersprache. Umgekehrt sei die Häufigkeit, mit der das Abendmahl in evangelischen Gottesdiensten gefeiert wird, deutlich gestiegen.

Woran in Zukunft vor allem noch zu arbeiten ist, sei die Frage nach dem konstitutiven Charakter der Eucharistie für die Kirche. "Wir müssen in Ehrlichkeit und Offenheit miteinander reden", sagte Bischof Voderholzer.  

Im ökumenischen Gespräch zu Freunden geworden

Für Regionalbischof Weiss war es das letzte Religionsgespräch vor seinem baldigen Ruhestand. Dass es auch in Zukunft ökumenische Disputationen wie diese in Regensburg geben wird, ist ihm ein persönliches Anliegen. Eine Neuauflage würde er sich wünschen, "dringend".

Dankbar blickte er auf die vergangenen Jahre zurück, die geprägt waren durch den fruchtbringenden ökumenischen Dialog: "Wir haben gemeinsam erreicht, dass so ein Abend wie heute stattfinden kann." Erreicht haben sie auch, so Weiss, dass ihre Freundschaft als positives Zeichen für die Ökumene wahrgenommen werde.

"In unserem ökumenischen Gespräch sind wir zu Freunden geworden", fügte Bischof Voderholzer hinzu: "Vielen Dank für alles, was Du mir in den letzten Jahren geworden bist."

Das Regensburger Religionsgespräch

Die Veranstaltung geht zurück auf das historische Religionsgespräch von 1541. Dieses fand in der Stadt Regensburg statt, um die drohende Kirchenspaltung noch zu verhindern. Kaiser Karl V. berief für diese Disputation auf protestantischer Seite unter anderem Johannes Calvin und Philipp Melanchthon und auf katholischer Seite etwa Johannes Eck und Johannes Gropper. Letztlich scheiterten diese Bemühungen und die Freie Reichsstadt wurde ein Jahr später evangelisch. Anlässlich des Reformationsgedenkens wurde 2017 das Religionsgespräch wieder ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde die Tradition fortgeführt.

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