Europa: Wie stark ist die antichristliche Diskriminierung?

Die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Europas nehmen in der Vollversammlung in Santiago di Compostela Einsicht in die Daten eines Berichts, der bald veröffentlicht werden wird. Die Daten sind nicht besonders tröstlich

Ein Europaflagge in Rom
CNA / Petrik Bohumil

Es gib eine versteckte und doch präsente Diskriminierung der Christen. Sie ist in ganz Europa wirksam. Dies zeigt die "Beobachtungsstelle" Observatory on intolerance and discrimination against christians in Europe, die während der Vollversammlung der europäischen Bischöfe in Santiago di Compostela eine synthetische Vorschau ihres Jahresberichts vorlegte. Die Daten sind wenig tröstlich.

Besonders eine Information ist interessant, die Spanien betrifft: Mindestens sechs spanische Bischöfe und Priester wurden strafrechtlich verfolgt, weil sie während der Heiligen Messe die Genderideologie kritisiert hatten oder weil sie eine Kritik gegen 'das Gesetz zum ganzheitlischen Schutz gegen LGBTI-Phobie und Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung und Identität'geschrieben und veröffentlicht haben."

Auf fünf Seiten zeigt das Observatory mehrere Fälle von Intoleranz und Diskriminierung auf, die von Angriffen auf die Gewissensfreiheit in Frankreich, Schweden, Irland, dem Vereinigten Königreich und Polen bis hin zu jenen gegen die Religions- und Versammlungsfreiheit in Deutschland, Spanien und dem Vereinigten Königreich reichen. Aber nicht nur. Die internationalen Organisationen selbst scheinen der Diskriminierung von Christen keine Aufmerksamkeit zu schenken.

Ein Panorama das nicht besonders tröstlich ist und von dem man nur wenig weiss. Es handelt sich um Daten, die zum Nachdenken bringen.

Ausgehend gerade von dem, was die großen internationalen Organisationen betrifft. "Nur sehr wenige der Teilnehmerstaaten der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) gehören, haben offizielle Daten zu Hassverbrechen mit antichristlicher Motivation vorgelegt" liest man im Bericht. Nur fünf OSZE-Mitgliedstaaten (Dänemark, Finnland, Deutschland, Griechenland und Polen) stellten diese Daten im Jahr 2017 – dem jüngsten Jahr , aus dem Statistiken vorliegen - zur Verfügung.

Der Bericht verweist darauf, dass es hingegen 17 OSZE-Staaten sind, die offizielle Daten zu rassistisch und fremdenfeindlich motivierten Straftaten vorgelegt haben, 14 haben Hassverbrechen gegen sexuelle Orientierung und Genderidentität aufgeführt; 13 Verbrechen mit antiislamischem Hintergrund und 11 Verbrechen mit antisemitischer Motivation.

Der Bericht analysiert daraufhin eine Reihe von Fällen - einige bekannt, andere weniger. Zum Beispiel der Fall der schwedischen Hebammen Ellinor Grimmark und Linda Steen, die keine Arbeit im Krankenhaus fanden, weil sie sich geweigert hatten, an Abtreibungen teilzunehmen. Ihr Fall wurde vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht.

Dort liegt ebenso der Fall des Apothekers Bruno Pichon aus Frankreich, der sich geweigert hatte, eine Spirale (IUD) zu verkaufen.

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In Irland fordert das Abtreibungsgesetz Ärzte, die aus Gewissensgründen Abtreibungen ablehnen, dazu auf, die Patienten, die eine Abtreibung wollen, zu einem anderen Arzt zu schicken, der bereit ist, sie durchzuführen.

Unter all diesen Schatten gibt es auch ein kleines Licht. Aus Polen, wo im Jahr 2019 der Oberste Gerichtshof jenes Gesetz als verfassungswidrig ansah, das zum Prozess gegen einen Buchdrucker geführt hat, der sich geweigert hatte, ein Transparent für eine Unternehmensgruppe für LGBT-Rechte zu erstellen.

Es gibt zudem Fälle von Angriffen auf die Meinungs- und Versammlungsfreiheit. In Irland und im Vereinigten Königreich gibt es eine Vielzahl von buffer zones, das heißt von Zonen, in denen man sich nicht treffen oder beten kann, obwohl in diesen Nation über Jhre hinweg problemlos Gebetsmahnwachen gegen Abtreibung stattgefunden haben.

Im Europa der Gastfreundschaft betrifft christliche Diskriminierung auch Asylsuchende: Diejenigen, die vom Islam zum Christentum konvertieren, wird das Leben schwerer gemacht; besonders ihre Bekehrung wird als "nicht genuin" angesehen. In Schweden wurden 68 Prozent der afghanischen Konvertiten, die Asyl beantragt hatten, aus diesem Grund abgelehnt; das Vereinigte Königreich hat einem zum Christentum konvertierten Iraner das Asyl verweigerte. Es ist aber auch wahr, dass es im Vereinigten Königreich Anzeichen der Hoffnung gibt. Die Country Policy and Information Note for Iran vom Mai 2019 stellt diesbezüglich eine Verbesserung im Vergleich zu den bisherigen Leitlinien dar. Aber das Problem bleibt natürlich.

Diskriminierung gib es auch an Universitäten. In Deutschland wurden beispielsweise von der deutschen Studentenmission 30 Fälle gemeldet, in denen christliche Gruppen nicht an der Universität akkreditiert wurden. Es wurde ihnen verboten, Flugblätter zu verteilen und auch, der Studentenvertretung beizutreten.

Auch die Diskriminierung im Internet fehlt nicht: Von der Entfernung einer Seite des Lebensschutz-Films "Unplanned" bis hin zu Bildern eines ungeborenen Kindes imMutterleib, die entfernt wurden, da sie als "gewalttätig" eingestuft wurden.

Aber am meisten beeindrucken die Hassverbrechen gegen Strukturen. Der Fall Frankreichs ist emblematisch. Auch wenn das Feuer in Notre Dame in Paris zufällig entstanden war - die zahlreichen Angriffe auf Kirchen in ganz Frankreich sind es nicht, wie die durch eine anarcho-libertären Gruppe in Brand gesteckte Kirche in Grenoble; der Angriff auf die Kirche von Notre-Dame des Enfants in Nimes, zu dem derzeit ermittelt wird; der Brand, der in der Kirche von Equihen-Plage gelegt wurde und Schäden in einer Höhe von 340.000 Euro verursacht hat. Ganz zu schweigen vom Angriff auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg.

In Spanien hat ein Künstler 242 geweihte, während Heiliger Messen gestohlene Hostien für eine Ausstellung verwendet.

Ein Mann beschmutzte eine Kirche in Jaen mit seinem Kot, am Internationalen Tag der Frau tauchten überall Schriften zugunsten von Abtreibung und gegen Katholiken auf.

Unter den Ländern, die zitiert werden, befindet sich auch Italien aufgrund des Vandalismus gegen zahlreiche Kirchen. Kein rosiges Bild also. Die europäischen Bischöfe haben ihren Blick darauf geworfen. Um das Problem nicht zu vergessen, sondern es anzugehen.

Übersetzt und redigiert von Susanne Finner aus dem Original bei ACI Stampa, der italienischen Schwesteragentur von CNA Deutsch.

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