Papst Franziskus warnt vor "Populismus", betont: Migranten muss man integrieren

Papst Franziskus
Daniel Ibáñez / CNA

Papst Franziskus hat am Dienstag, den 23. Oktober, bei einem Treffen der Generationen mit Jugendlichen und Senioren in Rom vor "Populismus" in der Politik gewarnt und dabei an die Nazis erinnert. Außerdem mahnte er die Aufnahme von Migranten in Europa an, und dass Eltern zärtlich sein müssen.

Außerdem lobte der Papst das Schweigen.

Ziel der Veranstaltung war, ein Buch und damit verknüpfte Aktionen unter dem Motto La saggezza del tempo ("Die Weisheit der Zeit") zu bewerben. Autor ist  Pater Antonio Spadaro, Chefredakteur der jesuitischen Zeitschrift "Civiltá Cattolica". 

Der Event wurde vom italienischen Verlag des Buches organisiert und von einer Sprecherin des TV-Senders CNN moderiert.  

Dabei beantwortete der Papst einige Fragen des Publikums, darunter eine des US-amerikanischen Regisseurs Martin Scorsese.

Scorsese ist der Macher eines höchst umstrittenen Films über die angeblich "letzte Versuchung Christi".

Der Hollywood-Regisseur fragte Franziskus, wie man in einer Gesellschaft, die von Gier und Gewalt bewegt zu sein scheint, ein gutes und gerechtes Leben führen könne. 

Der Papst antwortete: "Angesichts der Gewalt, der Grausamkeit, der Zerstörung der Menschenwürde, ist das Weinen menschlich und christlich". Er ermutigte dazu, "um die Gnade der Tränen zu bitten, denn das Weinen erweicht das Herz, öffnet das Herz, ist eine Quelle der Inspiration. Weinen. Jesus hat in den innigsten Augenblicken seines Lebens geweint. Als er das Versagen seines Volkes sah, weinte er über Jerusalem."

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Eine andere Teilnehmerin, die 26-jährige Italienerin Federica Ancona, fragte, wie sie ein glückliches Leben leben könne. Der Papst erklärte, dass sie als Antwort auf ihre Frage eine Geste machen müsse: "Die Hand ausstrecken und sie öffnen."
Angesichts der Kultur der Heuchelei und Verschlossenheit schlug der Papst "die Kultur des gemeinsamen Lebens", der Brüderlichkeit und des Dienst vor, weil "man die Hände öffnet uns sie sich schmutzig macht."

"Willst du glücklich sein? Dann strecke deine Hand aus, öffne sie, mach sie schmutzig."

Das maltesische Ehepaar Tony und Grace Naudi im Alter von 71 und 65 Jahren fragte, wie sie als Eltern und Großeltern ihren Kindern und Enkeln den Glauben vermitteln und verhindern können, dass diese den Weg des Glaubens verlassen.
Der Papst antwortete und erinnerte daran, dass man den "Glauben immer im Dialekt weitergibt. Der Dialekt der Familie, der Dialekt der Freundschaft, der Dialekt der Nähe."

Er betonte, dass "der Glaube immer zu Hause vermittelt wird. Es sind gerade die Großeltern, die in den schwierigsten Momenten der Geschichte den Glauben vermittelt haben. Denken wir an die Glaubensverfolgungen des letzten Jahrhunderts. Diktatoren des Völkermords, die wir alle kennen ... Und es waren die Großeltern, die den Enkelkindern heimlich das Beten lehrten und sie zur Taufe brachten. In diesen Augenblicken der Verfolgung hatten sie eine große Verantwortung."

Darüber hinaus bestand er darauf, dass "es nicht reicht, den Katechismus zu lesen, um den Glauben zu vermitteln, denn der Glaube ist nicht nur ein Inhalt, es ist eine Art zu leben, die Dinge zu bewerten, sich zu freuen, zu trauern, zu weinen... das ganze Leben ist da drin."

Der Pontifex lehnte auch die "Versuchung des Proselytismus" ab. "Es geht nicht darum, zu überreden, denn der Glaube der Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern durch Anziehung, das heißt, durch Zeugnis." 

In diesem Zusammenhang betonte er die Bedeutung des Schweigens, "aber eines Schweigens, das begleitet, nicht eines Schweigens, das anklagt."

Im Gegensatz dazu gibt es das "schlechte Beispiel, größtenteils durch Leute der Kirche, wie neurotische Priester oder Menschen, die sagen, sie sind katholisch, aber ein schlechtes Leben führen."

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Dieses schlechte Beispiel führe die Menschen von der Kirche weg, versicherte der Pontifex. Den Eltern, die sehen, dass sich ihre Kinder vom Glauben entfernen, riet der Papst "mit großer Liebe, viel Zärtlichkeit, viel Zeugnis, Geduld und Gebet zu handeln. Und nie zu streiten."

Wie man junge Menschen ermutigen kann, auf das Leben zu vertrauen
Rosemary Lane, eine 30-jährige Amerikanerin, fragte den Heiligen Vater, was er jungen Menschen sagen würde, die Vertrauen in das Leben haben und eine Zukunft auf Augenhöhe ihrer Träume aufbauen wollen.

"Ich würde ihnen sagen, dass sie anfangen sollen zu träumen und dass sie träumen sollen so viel sie können, ohne sich zu schämen", begann der Papst seine Antwort.

Er fuhr fort: "Verteidige die Träume, wie man eigenen Kinder verteidigt.", "Wenn du einen Traum hast, bewahrst du ihn und verteidigst ihn, damit ihn dir die Gewohnheiten des Alltags nicht nehmen."

Der Papst ermutigte auch dazu, "sich um die Träume der Alten zu kümmern. Sich nicht damit begnügen, sie anzuhören, sie zu notieren und dann wegzugehen, um Spaß zu haben. Wir müssen die Träume unserer Alten mit uns tragen. Sie sind eine Verantwortung, die dein Herz verwandelt, dich wachsen und reifen lässt."

Fiorella Bacherini, eine 83-jährige Italienerin, brachte die Problematik des Populismus vor den Papst; wie jene, die Hass säen, die Migrationskrise benutzen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. 

Der Papst antwortete, dass junge Menschen "wissen müssen, wie der Populismus wächst", und ermutigte, die Machtergreifung Hitlers im Deutschland der 1930er Jahre zu studieren. "Sie sollen wissen, wie der Populismus beginnt", insistierte Franziskus.

"Man kann nicht leben, wenn man Hass sät. Denken wir an die Geschichte der Religionen, an die protestantische Reformation, daran, wie wir auf beiden Seiten Hass säten. Mit der Zeit wurde uns bewusst, dass das nicht der Weg sein kann und nun säen wir Gesten der Freundschaft und nicht des Hasses."

Der Papst bekräftigte: Hass zu säen, ist einfach. "Man muss nicht die internationale Bühne betrachten; es reicht hier, in den Stadtvierteln, im alltäglichen Leben. Man sät Hass durch üble Reden, wie mit Messern.... das ist töten. Es bedeutet, den Ruf des anderen zu töten, den Frieden und die Eintracht in den Familien, im Viertel, auf dem Arbeitsplatz zu töten."

Zur Massenmigration nach Europa sagte er: "Was kann ich tun, wenn ich sehe, dass das Mittelmeer ein Friedhof ist? Ich sage euch ehrlich: Ich leide, ich bete, ich rede. Wir können dieses Leid nicht akzeptieren." 

Weiter sagte er, dass "es ein biblisches Gebot ist, dem Flüchtlingen zu helfen, denn ´du selbst war Fremder in Ägypten´. Und denken wir daran: Europa wurde von Flüchtlingen gemacht. Werden wir uns bewusst, dass in unguten Zeiten der Vergangenheit, andere Länder die europäischen Flüchtlinge aufgenommen haben."

In diesem Sinne sagte er auch: "Ich bin Sohn von Migranten, die nach Argentinien ausgewandert sind. In Amerika gibt es viele Menschen mit italienischen Namen. Migranten, die mit offenem Herzen und offenen Armen empfangen wurden."

Am Ende betonte Franziskus noch, dass Einwanderer nicht nur aufgenommen, sondern integriert werden sollen.

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