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Ordensgemeinschaften in Deutschland: 1.412 Personen melden Missbrauchserfahrungen

Betende Gläubige bei der Messe im Petersdom

Am heutigen Mittwoch hat die deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) die Ergebnisse der Mitgliederbefragung zum Thema "Sexueller Missbrauch Minderjähriger und erwachsener Schutzbefohlener durch Ordensangehörige sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und zur Prävention" vorgestellt.

Demnach haben sich 1.412 Personen bei den Ordensgemeinschaften gemeldet, die angaben, betroffen zu sein – unabhängig davon, ob ihre Berichte seitens der Ordensgemeinschaften als plausibel eingestuft wurden oder nicht. Insgesamt werden 654 Ordensmitglieder beschuldigt.

Wie die DOK-Vorsitzende Schwester Katharina Kluitmann mitteilt, seien nach Angaben der Befragen knapp 80 Prozent aller Beschuldigten bereits verstorben. 132 Beschuldigte leben noch, 37 von ihnen jedoch nicht mehr in der Gemeinschaft, 95 Beschuldigte sind dagegen weiterhin Mitglied ihres jeweiligen Ordens.

"Ja, Brüder und Schwestern unserer Gemeinschaften haben sexuellen Missbrauch in seinen verschiedenen Formen verübt", so Kluitmann weiter, "nicht nur diese Taten haben unsägliches Leid über die Betroffenen gebracht. Auch der Umgang von Leitungsverantwortlichen und anderen Ordensmitgliedern mit Betroffenen und ihren Berichten haben Menschen erneut verletzt, die sich durch ihre mutige Öffnung einen gemeinsamen Schritt auf ihrem Weg der Heilung erhofft hatten. Wir bedauern das sehr und erkennen unser Versagen erneut an."

Wie aus der Pressemeldung hervorgeht, seien im Fokus der Befragung "unterschiedslos alle bei Ordensgemeinschaften eingegangene Meldungen zu Grenzverletzungen, Übergriffen und sexuellem Missbrauch ohne Einschränkung auf einen bestimmten Zeitraum" gewesen. Die Teilnahme war freiwillig, personenbezogene Daten zu Betroffenen und Beschuldigten wurden nicht erhoben. Der Anteil der mit Missbrauchsvorwürfen konfrontierten Gemeinschaften liegt – so der Bericht – bei den Frauengemeinschaften bei 22 Prozent und bei den Männergemeinschaften bei 68,8 Prozent.

Der Beauftragte der deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes, Bischof Stephan Ackermann, lobte die Untersuchung als "selbstkritische Auswertung" und bedankte sich für die vertiefte Kooperation:

"Die Ergebnisse zeigen eine ausgeprägte Ungleichzeitigkeit im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Viele Ordensgemeinschaften haben bereits umfangreiche Strukturen zur Aufarbeitung und Prävention etabliert und sich dem Thema gestellt. Es werden aber auch offen Schwachstellen benannt. Ich bin dankbar für die insgesamt selbstkritische Auswertung der Befragung und denke besonders an die Themen, die uns auch in der Bischofskonferenz beschäftigen: ein noch sensiblerer, verlässlicherer Umgang mit Betroffenen, wie insgesamt eine stärkere Betroffenenbeteiligung in den verschiedenen Prozessen; die Notwendigkeit einer Professionalisierung der Aktenführung; eine flächendeckende Benennung von Ansprechpersonen und die Erstellung von Schutzkonzepten."

Die Mitgliederbefragung, an der sich 75 Prozent der insgesamt 392 Ordensobere beteiligt hatten, macht auch deutlich, dass die Ordensgemeinschaften in Deutschland weiterhin mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen haben. 111 aller Gemeinschaften haben bereits weniger als zehn Mitglieder, 75 Prozent der Ordensgemeinschaften haben nur bis zu 50 Mitglieder, die zumeist "sehr alt" sind, wie der Bericht festhält. Allein 69 Prozent der Ordensfrauen und -männer sind über 75 Jahren alt. 

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