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"Sinisierung" der Kirche: Chinesische Bischöfe trafen offenbar Geistliche aus Hong Kong

Die Bischofsweihe von Bischof Stephen Chow Sau-yan in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Hongkong, 4. Dezember 2021
Gottesdienstbesucher bei einer heiligen Messe im ostchinesischen Taiyuan (Provinz Shanxi)
Ein Portrait von Xi Jinping in Beijing, September 2015
Kardinal Pietro Parolin

Vier Geistliche haben der Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass mehrere Bischöfe und andere Beamte der Chinesischen Katholischen Patriotischen Vereinigung im Oktober mit hochrangigen Geistlichen der Diözese Hongkong zusammentrafen, um mit ihnen über die Sinisierung zu sprechen, eine Kampagne der chinesischen Regierung, um die Religion in ihre atheistische Vision von Kultur, Gesellschaft und Politik einzubinden und innerlich auszuhöhlen.

"Wir alle wissen, dass sich hinter dem Wort Sinisierung eine politische Agenda verbirgt, und das brauchten sie nicht auszusprechen", sagte einer der vier Geistlichen aus Hongkong, die mit Reuters über das Treffen sprachen.

Die "Sinisierung" wurde vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping im Jahr 2015 eingeführt. Die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit bezeichnete die Bemühungen als "eine weitreichende Strategie, um alle Aspekte des Glaubens zu kontrollieren, zu regieren und zu manipulieren, um sie in eine sozialistische Form mit "chinesischen Merkmalen" zu bringen.

Der Bericht von Reuters über das Treffen vom 31. Oktober wurde am 30. Dezember veröffentlicht.

Das Verbindungsbüro in Hongkong, das die chinesische Regierung in der Sonderverwaltungsregion vertritt, organisierte und überwachte das Treffen. Teilgenommen haben drei Bischöfe und "etwa 15 religiöse Persönlichkeiten" der Patriotischen Vereinigung sowie "etwa 15 hochrangige Geistliche" der Diözese Hongkong.

Zwei der Männer, die mit Reuters sprachen, sagten, die Vertreter der von der Regierung unterstützten Kirche hätten über die Vereinbarkeit von Sinisierung und Inkulturation gesprochen, und einer beschrieb Xi als den "Elefanten im Raum" während des Gesprächs.

"Dies war nur der erste Schritt, und ich hatte das Gefühl, dass sie wussten, dass sie sich nicht zu sehr einmischen durften", sagte ein anderer.

Mehrere sagten Reuters, dass Bischof Stephen Chow Sau-yan aus Hongkong nur kurz an dem Treffen teilnahm. Der Jesuitenpater war am 4. Dezember geweiht worden.

Hongkong hat bis vor Kurzem weitgehend politische Freiheit genossen und die Freiheit der Religionsausübung und der Evangelisierung behalten, während auf dem chinesischen Festland eine lange Geschichte der Verfolgung der Religionen zu verzeichnen ist. 

Das kommunistische Regime in Peking hat in den letzten Jahren die Kontrolle über das Inselgebiet verschärft und geht hart gegen Andersdenkende vor.

Die Diözese Hongkong war in den letzten Jahren über die Reaktionen auf eine Bewegung gespalten, die gegen die zunehmende Kontrolle Chinas über die Sonderverwaltungsregion protestierte.

Die katholische Kirche in China ist gespalten in die von der Regierung sanktionierte Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung – die direkt der Kommunistischen Partei unterstellt ist – sowie die Untergrundkirche, die verfolgt wird und deren Bischofsernennungen von den chinesischen Behörden häufig nicht anerkannt werden.

Im Jahr 2018 traf der Vatikan eine höchst umstrittene Vereinbarung mit der chinesischen Regierung über die Ernennung von Bischöfen im Land; die Bedingungen des Deals von Papst Franziskus mit den Kommunisten, der im Oktober 2020 um zwei weitere Jahre verlängert wurde, wurden nie vollständig offengelegt. Er soll laut Vatikan dazu beitragen, die Patriotische Vereinigung und die Untergrundkirche zu vereinen. In der Praxis hat er eine systemische Verfolgung von Katholiken eskalieren lassen.

Der Schwerpunkt des Oktobertreffens auf der Vereinbarkeit von Sinisierung und Inkulturation ist nicht neu.

Pater Benoit Vermander, ein Jesuitenpater in China, versuchte in einer Ausgabe der Jesuitenzeitschrift "La Civiltà Cattolica" vom März 2018, einen Weg zur "Sinisierung" der Religion beschönigend zu beschreiben.

Zwar gebe es "offensichtliche Gefahren", wenn man einer von oben verordneten Politik folge, die "einen erheblichen Identitätsverlust" (sic) mit sich bringen könne, so der Autor. Doch sollten seines Erachtens Katholiken die Sinisierung nicht einfach deshalb vermeiden, weil sie von der Regierung unterstützt werde. Vielmehr sei trotz der Probleme, die diese Politik mit sich bringe, ein Dialog zwischen Katholiken und der kommunistischen Regierung möglich.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Der Jesuit forderte sogar, dass Christen auf den Aufruf der atheistischen Regierung zur Sinisierung hören und "prüfen sollten, welche Art von Veränderungen sie sich vorstellen und vornehmen könnten", wobei sie sich "der Gefahren bewusst sein sollten."

Das nicht zum ersten Mal mit provokativen Aussagen aufgefallene Jesuitenmagazin wird vor Veröffentlichung vom mächtigen Staatssekretariat des Vatikans geprüft. Dessen Leiter hat im Fall der Volksrepublik ähnliche Rechtfertigungsversuche im Mai 2019 geäußert.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin behauptete in einer von der Kommunistischen Partei kontrollierten, chinesischen Zeitung sogar, dass Inkulturation und die kommunistische Ideologie einer Sinisierung "komplementär" sein könnten sowie – so wörtlich – "Wege für den Dialog eröffnen können".

"Diese beiden Begriffe, 'Inkulturation' und 'Sinisierung', beziehen sich ohne Verwirrung und ohne Widerspruch aufeinander", behauptet Kardinal Parolin gegenüber der Global Times, einer englischsprachigen Zeitung im Besitz der People's Daily, der offiziellen Zeitung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas.

"Für die Zukunft wird es sicherlich wichtig sein, dieses Thema zu vertiefen, insbesondere die Beziehung zwischen 'Inkulturation' und 'Sinisierung', wenn man bedenkt, wie die chinesische Führung ihre Bereitschaft bekräftigen konnte, das Wesen und die Lehre jeder Religion nicht zu untergraben", ließ Kardinal Parolin weiter zu Protokoll geben.

"Inkulturation ist eine wesentliche Bedingung für eine gesunde Verkündigung des Evangeliums, die, um Früchte zu tragen, einerseits seine authentische Reinheit und Integrität bewahren und es andererseits entsprechend der besonderen Erfahrung jedes Volkes und jeder Kultur darstellen muss", sagte Parolin weiter.

Wie diese "besondere Erfahrung" aussieht? Seit Jahren werden Katholiken in China systematisch verfolgt, unterdrückt und schikaniert, wie zahlreiche Menschenrechtler, Diplomaten und Betroffene berichten. Kirchen werden abgerissen, Gräber mit Bulldozern vernichtet, und Kreuze in Gotteshäuser abgehängt. Nur Personen über 18 Jahren dürfen Kirchen überhaupt betreten – und unter den vom Vatikan anerkannten Bischöfen sind der "Patriotischen Kirche" befinden sich Beobachtern zufolge Funktionäre der Kommunistischen Partei.

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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